Hochgenuss in Begleitung von Aare und Bären

Wenn Bernerinnen und Berner zu Hause entlang der Aare dinieren wollen, haben sie rund ein Dutzend Restaurants, Bars oder Beizli zur Auswahl. Skandalöserweise war das Restaurant Cinématte bei den Besseressern bisher ein unbeschriebenes Blatt – und dies ganz und gar zu Unrecht. Schon der Ort an sich ist einfach wunderbar. Die Tische sind so ausgerichtet, dass die Gäste auf die Aare schauen können, das Ambiente ist lauschig, man hört nur das Wasser rauschen und Besteck klimpern und schaut gegenüber den Bärenpark-Bären zu. Was will man mehr?

 

Sobald die Besseresser am letzten freien Tisch Platz genommen haben, stellen sich die beiden Servicekräfte vor, die sich um alle hungrigen Besucher kümmern. Die beiden Frauen hinterlassen einen äusserst professionellen und freundlichen ersten Eindruck, der sich im Verlauf des Abends mehrfach bestätigen wird: Sei es wegen ihrer aufmerksamen Art oder dem Wissen über Essen und Getränke, das sie unter Beweis stellen. Nachdem sie das Viergangmenü (83 Fr.) angepriesen haben, ist für die Besseresserin denn auch sofort klar, dass sie dieser Empfehlung folgen wird. Der Besser­esser stellt sich sein Menü aus der übersichtlichen Karte selber zusammen.

Kurz nach der Bestellung taucht aus der Küche bereits ein Amuse-Bouche auf: Eine Scheibe Brioche, ein Geisskäseröllchen, Zwiebelcreme, Kräuterbutter auf einem Aarestein – all das vergeht auf der Zunge. Und das bleibt auch so. Die Besseresserin ist voll des Lobes für ihre Maisvorspeise, obwohl sie eigentlich überhaupt kein Fan der gelben Körner ist (Dosenmais, igitt!). Was aber hier serviert wird, ist meilenweit davon entfernt. Die verschiedenen Konsistenzen von Knuspermais, Maisbrot, Maisfäden und Praline von der Maispoularde harmonieren sehr gut zusammen. Für die Frische wird das Ganze mit einem Tupfen Apfelgelee abgerundet, ein Gedicht von einem Gericht. Bei dieser Lobeshymne geht fast vergessen, dass übrigens auch der Besseresser sehr zufrieden mit seinem üppigen Salat ist (10.50 Fr.).

Ja, was soll man sagen? Im gleichen Stil geht es anschliessend weiter. Die Vichyssoise, eine kalte Lauch-Kartoffel-Suppe, und das Lachsforellen-Tatar vermögen die Besseresser genauso zu überzeugen wie die beiden Hauptgänge: ein Saibling auf Tomatenrisotto, dazu ein bisschen Tomaten-Chili-Chutney, alles perfekt abgeschmeckt (41 Fr.), und der Hauptgang des Menüs, Zweierlei vom Rind gepaart mit Zweierlei vom Broccoli und einer fantastischen Sauce béarnaise. Und dann, endlich, auf höchstem Niveau etwas zum Jammern. Das Rindshacktätschli kommt nämlich nicht ganz an jenes der italienischen Mamma zu Hause heran.

Eigentlich schon komplett satt und zufrieden, lässt sich die Besseresserin zum Abschluss noch das Dessert servieren. «Erdbeere, Holunder, Pekannuss» heisst es unscheinbar auf der Karte. Gereicht wird aber ein Gericht bestehend aus rund zehn verschiedenen Komponenten. Creme, Knusper, Sorbet, Früchte und Nüsse, es ist alles dabei.

Das fantastische Abendessen lässt sich anschliessend wunderbar auf der Holzbank des Restaurants am Aareufer Revue passieren: Der Cinématte wollen die Besser­esser in Zukunft definitiv noch viel mehr Seiten zum Beschreiben widmen.

 

Die Quittung

Auf dem Tisch: Je ein Drei- und ein Viergangmenü plus eine kleine Karte.

Abgerechnet: Die Besseresser haben auch schon günstigere Viergänger gegessen.

Aufgefallen: Es wird ausschliesslich Schweizer Alkohol serviert.

Abgefallen: Ausgerechnet an diesem Abend war die Aare zu kalt für ein Aarebad vor dem Essen.

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