Unkomplizierte Speisen vom Zirkuswagen

An Sommerabenden kommt das schlechte Gewissen, wenn man sich zu Hause verkriecht und in der Küche etwas vor sich hinkredenzt. Zumindest der Grill auf dem Balkon muss angeworfen werden – aber noch besser verbringt man den Feierabend draussen in einem der unzähligen Beizli, die in der warmen Jahreszeit überall aufploppen. Und am allerbesten sucht man sich einen idyllischen Ort an der Aare aus, wo sich das Ferienfeeling richtig ausbreiten kann.

Die Besseresser sind nicht die Einzigen, die sich solche Überlegungen machen. Das zeigte sich, als sie in Worblaufen unterhalb der Tiefenaubrücke beim <b>Wagen zum Glück</b> ankamen. In einem umgebauten Zirkuswagen entstehen dort im Sommer bei gutem Wetter jeden Tag andere Gerichte, die den Besuchern unter einem Zeltdach oder auf der Wiese unter freiem Himmel serviert werden. Die Betreiber setzen auf Integration und haben bei sich Arbeitsplätze für Flüchtlinge in der Küche und im Service geschaffen.

Dass dieser Ort bei den Bernern gut ankommt, sahen die Besseresser an den vielen «Reserviert»-Schildern auf den Tischen. Dank zwei Frauen, die nicht ihren ganzen Tisch in Anspruch nahmen, durften sich die Besseresser doch noch setzen. An diesem Abend hatte die Küche einen Tofuspiess (25 Franken) und eine ganze Regenbogenforelle (30 Franken, ganz unten im Bild) mit einer Salatvariation anzubieten. Die Besseresser entschieden sich für beides und hatten vorher auch schon bei den Nachbartischen auf die Aperoplättli (29 Franken, unten im Bild) geschielt; ein solches gönnten sie sich als Vorspeise noch dazu.

Während des Wartens liessen die Besseresser bei einem hausgemachten Eistee (4.50 Franken) und einem Glas Riesling (6.40 Franken) den Blick Richtung Aare schweifen, dort, wo die Surfer ihr Können beweisen und Kajakler versuchen, über die unruhigen Wasserschwellen zu paddeln. Leider wird die Aussicht auf den Fluss vom Parkplatz versperrt, und das ist ein Wermutstropfen an einem an sich so idyllischen Plätzchen.

Deshalb wandten die Besseresser ihre Aufmerksamkeit wieder dem Essen zu. Das Plättli mit Wurst, Käse, Zwetschgenchutney, eingelegten Tomaten und Nüssen begeisterte beide Gäste, füllte aber die Mägen schon zu einem grossen Teil. Auch die Forelle vermochte die Besseresserin zu überzeugen, die Haut war knusprig, eingerieben mit einer indischen Paste, das Fleisch saftig. Und auch an den Kartoffeln auf beiden Tellern gab es gar nichts auszusetzen. Einzig der Tofuspiess dünkte den Besseresser etwas gar geschmacklos – aber hat das Tofu nicht sowieso ein bisschen an sich?

Nach einem unkomplizierten Abendessen in eigentlich beschaulicher Atmosphäre schlängelten sich die Besseresser zwischen den stehenden Autos hindurch, um der dahintreibenden Aare ein bisschen zuzuschauen – und um sich mit dem Blick auf den Fluss doch noch ganz wie in den Ferien zu fühlen.

Die Quittung

Auf dem Tisch: Plättli zum Apero, zwei Hauptgerichte abends, wechselndes Menü mittags.

Abgerechnet: Angemessen, Bier eher teuer (8 Franken für ein 3-dl-Hipster-Fläschchen).

Aufgefallen: Kostenloser Nachschlag von Beilagen.

Abgefallen: Hat man nicht genügend Bargeld dabei, muss man einen kleinen Fussmarsch zum RBS-Bahnhof unternehmen. Denn Karten werden keine akzeptiert.

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