Eine Zeitreise in die Innere Enge
Die ländliche Idylle liegt in der Stadt Bern oft verblüffend nah beim Stadtzentrum. Ein, zwei Schritte hinaus aus der Altstadt, und schon kann man nachvollziehen, wohin die alten Patrizier ihre Sommerausflüge machten. Ein solches Idyll ist zurzeit noch das Hotel Innere Enge. Es liegt vier Busstationen weg vom Bahnhof und wirkt in mancherlei Hinsicht wie aus der Zeit gefallen.

Auch im Inneren der Brasserie Josephine schaut man sich unweigerlich um, wo sich die feinen Herrschaften niedergelassen haben könnten – kein Wunder, das Restaurant ist wohl nach der Kaiserin Josephine Bonaparte benannt, die im Jahr 1810 der damaligen Wirtschaft einen Besuch abgestattet haben soll. Die aufmerksame Bedienung findet aber auch für die durchaus bürgerlichen Besseresser einen Tisch und bringt die Karte.

Die Besseresserin entscheidet sich für einen grünen Salat und ein Tatar (26 Fr., kleine Portion), die Begleitung wählt geschnetzelte Kalbsleber mit Kräutern und Madeira, dazu Rösti und Wintergemüse (39 Fr.). Es zeigt sich, dass die Küchencrew absolut auf dem Stand der Zeit ist: Der Salat ist mit einer hausgemachten Sauce wunderbar abgeschmeckt, die Leberli sind gut gewürzt, die Rösti ist kross gebraten.
Einzig beim Tatar ist die Show wichtiger: Die Antipasti, die auf dem Fleisch drapiert sind, übertönen leider etwas den Geschmack des Fleisches.

Show und Geschmack stimmen dann aber beim Dessert wieder ganz überein: Die Begleitung mag Schokoladenmousse (12 Fr.), die Besseresserin lässt sich mit einem Café Gourmand (14 Fr.) überraschen. Auf der Schieferplatte wird eine Mini-Crema Catalana, ein Stück Schoggikuchen und eine Kugel Glace serviert. So stellt man sich einen kaiserlichen Abschluss eines Essens vor.
Danach treten wir auf die ruhige Strasse hinaus. Bald wird in dieser Ecke der Stadt eine ganze Menge Leben einkehren, wenn das Viererfeld mit einem neuen Quartier überbaut wird. Bis dahin aber geniessen die Besseresser den kurzen Weg in die ländliche Idylle, nur ein paar Schritte weg vom Stadtzentrum.
Josephine Brasserie, Hotel Innere Enge, Engestrasse 54, 3012 Bern.
Die Quittung
Auf dem Tisch: Übersichtliche Karte mit Brasseriegerichten.
Abgerechnet: Einem Viersternhotel entsprechend gehobenere Preise.
Aufgefallen: Die Lampen der Minigolfanlage leuchten nachts, das sieht aus wie in einem Zwergenland.
Abgefallen: Die Deko-Himbeeren auf dem Dessert waren zwar fein, aber kaum saisongerecht.
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