Mein Wein mit Chris McSorley: «Ich riskiere nicht viel»

«Ich bin ein grosser Fan von lokalen Weinen und im Speziellen von Genfer Weinen. Chasselas und Chardonnay sind meine Lieblinge, ich wage mich nicht auf die Äste hinaus, was Wein betrifft. Doch wenn immer ich irgendwo in der Schweiz unterwegs bin, frage ich nach regionalen Weinen. Wein zu trinken, der aus der Umgebung kommt, gibt mir das Gefühl, richtig in eine Region einzutauchen. Und die Schweiz ist ja unglaublich, was das angeht: Man kann dreissig Minuten fahren und man wähnt sich in einem anderen Land, so vielfältig sind die Regionen. Hier in Genf ist es eine Reise zwischen den roten Weinen und den weissen, ich mag auch Gamay und Pinot noir. Oh, und Cabernet Sauvignon. Aber den machen sie hier nicht so oft.
Einen einzigen Wein zum Lieblingswein zu küren, ist schwierig. Damit macht man sich eine Menge Feinde! Einst gab es ja den Club-Wein, von Servette, 2010 war das, er hiess «Le sang des joueurs» – das Blut der Spieler. Er entstand in der Zusammenarbeit mit der Cave de Genève. Es war ein Gamaret, eine Traubensorte, die hart im Nehmen ist, so wie die Spieler, das stand genau so auf der Etikette. Es gab 6000 Flaschen, auf der Hinterseite war jeweils ein Spieler abgebildet mitsamt seiner Unterschrift.
Also gut. Mein liebster Wein ist der Clémence. Ich liebe diesen Wein, ich bin sicher, ich bin einer seiner besten Kunden. Ich liebe den vollen Körper, die Genfer Roten sind einzigartig, man schmeckt die Region geradezu aus diesem Wein heraus. Ja, es ist einer der richtig guten, lokalen Cabernets. Wir verkaufen ihn auch in der McSorley’s Sports Bar, die zwar meinen Namen trägt, aber dem Team gehört. Überhaupt servieren wir dort fast nur regionale Weine. Das Gute an den Genfern ist ja, dass sie vor dem Match lokalen Wein trinken wollen. Das klingt vielleicht seltsam, und es gibt sicher Gegenden in der Schweiz, in denen Hockeyfans eher Bier trinken. Doch in Genf trinkt man Wein vor und nach einem Spiel.
Ich bin in der Nähe der Niagara-Fälle aufgewachsen, in der Provinz Ontario, beim Ontariosee. Die Region ist bekannt für ihre Eisweine. Sie sind sehr frisch und herausragend, auch wenn die Erntezeit sehr kurz ist. Natürlich sind sie nicht mit den Genfer Weinen zu vergleichen, es ist einfach etwas anderes. Heute trinke ich vor allem Wein, wenn ich koche. Ich koche sehr gerne. Immer mit einem Glas Wein. Der Vorteil daran: Es ist egal, wenn der Food dann schlecht ist – wenigstens war der Wein gut. Aber eigentlich bin ich kein Spezialist, was Weine angeht. Ich weiss, was ich will, das schon, aber ich riskiere, wie gesagt, nicht viel. Ich bleibe bei den Weinen, die ich kenne. Und dort bin ich ein happy consumer, ein glücklicher Kunde.»
In der Rubrik «Mein Wein» verraten prominente Personen ihre Lieblingsweine und andere weinselige Geschichten. Dieser Artikel erschien zuerst in der SonntagsZeitung.
Chris McSorley, Trainer des HC Genève-Servette, empfiehlt: Clémence Cabernet Franc AOC Genève, 2015, 75 cl, erhältlich zum Beispiel hier, 21.50 Franken
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