Grosse Verunsicherung in der Whiskybranche

Echt oder gefälscht? Macallan von 1878.
Der Sommer war heiss, und die Meldung klang zu pompös, um wahr zu sein: Ein chinesischer Gast hatte sich jüngst im Hotel Waldhaus in St. Moritz zwei Zentiliter Macallan aus dem Jahr 1878 gegönnt – für den Spitzenpreis von 9999 Franken.
Aber oha lätz, kaum war die Flasche entkorkt, kamen Zweifel an der Echtheit des schottischen Uralttropfens auf. Unter anderen behauptete der Whiskyblog- Betreiber Serge Valentin (www.whiskyfun.com), dass dieser Macallan wohl eine von vielen Fälschungen aus Italien sei. Inzwischen lässt der St. Moritzer Hotelier Sandro Bernasconi besagte Flasche in einem schottischen Speziallabor untersuchen und wäre auch bereit, im Fall einer Fälschung dem Gast das Geld zurückzuerstatten.
Damit ist die Sache indes nicht erledigt. Denn die Causa Macallen wirft jene Frage auf, die jeden Whiskyliebhaber, Käufer und Sammler erschüttern muss: Welcher Etikette kann ich (trotz versiegelter Flasche) noch trauen, zumal bei hochpreisigen Malts? Tatsächlich hatte das britische «Whisky Magazine» schon vor über zehn Jahren vor einer Fälschungsepidemie aus Italien gewarnt – also vor Flaschen, die in den Neunzigerjahren hergestellt wurden, um ungleich ältere Sensationstropfen vorzugaukeln.
Dieser potenzielle Fälscherskandal ist nicht das einzige Ungemach, das die Whiskybranche dieser Tage in Aufruhr versetzt. Auch die Folgen des beschlossenen Brexit hängen wie ein Damoklesschwert über Schottland. Konkret geht es um das Label «Scotch Whisky», das bislang von der EU geschützt war. Die Verordnung besagt, dass ein entsprechendes Destillat mindestens drei Jahre in einem Fass in Schottland reifen muss, um das Label «Scotch Whisky» zu tragen. Doch jetzt könnte dieser Markenschutz fallen. Was wiederum bedeuten würde, dass sich fortan Billigkopien aus beliebigen Ländern «Scotch Whisky» nennen dürften. Für die schottische Whiskyindustrie, die jährlich Destillate im Wert von 5,1 Milliarden Franken exportiert, hätte das katastrophale Folgen.
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