Falafingo und Flamingo
Für die warmen Monate haben die Behörden gleich an drei Orten in der Stadt Bern mit neuen Lokalen das Unmögliche möglich gemacht. Damit treffen sie einen Nerv der Stadtschwärmer, besonders abends. Aber auch am Mittag lassen sie die Hamsterrädchen vom Büro vergessen:
Bar au Lac beim Egelsee

Seit Ende Juni ist die Bar au Lac beim ehemaligen Entsorgungshof eröffnet, geführt wird sie von Micha Flach und seiner Stellvertreterin Silvia Peter vom Sattler. Endlich habe ich es geschafft, die kleine Oase zu besuchen. Und gestehe: Ich hab mich sofort verliebt. Das Essen holt man sich drinnen an der Bar, an der nette Menschen angestellt sind. Ich entscheide mich, da einer der heissen Tage ist, für einen Salat mit Roastbeef (14.50 Franken). Auf der Theke stehen Sirup für die Kids und Wasser für die Grossen, aber es hat auch eine lange Getränkeliste. Die Bar selber befindet sich in der ehemaligen Werkstatt, was man dem Boden ansieht: Während andere für Farbkleckser auf Holz viel Geld ausgeben, ist es hier wunderbar natürlich Vintage.
Nach fünf Minuten Wartezeit, die ich unter den raren Sonnenschirmen verbringe, ist der Salat schon ready. Mit mir sitzen gegen zehn Personen im Gärtli, nach einiger Zeit merke ich: Es ist mucksmäuschenstill, keine Hintergrundmusik, alle sprechen leise. Um die quengelnden Nachbarn nicht zu stören oder weil wir einfach leise Schweizer sind? Ich werde es nie erfahren. Zurück zum Essen: Der Salat wird an einer französischen Sauce serviert, drei Stück Brot mit schön schwarzer Kruste gibt es dazu. Separat kommt das Roastbeef, und die Tartar-Sauce ist grandios (Geheimnis dabei: Magerquark, verrät mir die Köchin), alles in hübschem Geschirr. Und der Ausblick auf den Egelsee wird mich sicher noch einige Male hierhinlocken. Die Bar au Lac ist offen bis Ende September.
Peter Flamingo auf der Grossen Schanze

Auch auf der Grossen Schanze haben die Behörden mit ihrer Idee, die Einsteinterrasse zu beleben, einen Nerv der Bevölkerung getroffen. Abends ist die Bar voll, und Food-Trucks sorgen für verwöhnte Mägen. Wer mittags Ruhe will, der kommt hierher. Bei meinem Besuch waren gerade mal zwei Gäste da. So lässt sich zum Lunch entspannen: Zur Latinomusik mischt sich das Quietschen der Züge, die im darunterliegenden Bahnhof ein- und ausfahren.
Fürs Mittagessen sind Bilma aus Venezuela und ihr Freund zuständig. Es gibt Pouletbrüstchen mit Salat (15 Franken) oder einen grossen Salat mit Tofu, Käse, Avocado und herrlich reifen Tomaten (10 Franken). Dazu bestelle ich einen Bänz-Apfelsaft (5 Franken). Gratis dazu gibt es Aussicht aufs Bundeshaus und bei schönem Wetter auf die Berge. Die Bar Peter Flamingo ist seit Anfang Juli offen, und der Pilotversuch wird noch bis Ende September andauern.
Neustadt-Lab, Schützenmatte

Seit einer Woche hat das Neustadt-Lab die Schützenmatte wieder verwandelt. Anstelle eines wüsten Parkplatzes gibt es diverse Bars, Bühnen und Buden, die ein tolles Tohuwabohu auf Beton zaubern. Fast hätte es nicht durchgeführt werden können, da die Stadtbehörden die Beiträge strichen. Doch alles kam gut. Wer wissen will, was sonst noch läuft, der guckt am besten hier rein, aber sei vorgewarnt, dass nichts fix ist und Neues dazukommt. Am besten einfach vorbeischauen.
Genau so habe ich es an einem Mittag gemacht. Ich werde belohnt mit Musik, ob geprobt wird oder es ein Konzert ohne Publikum ist, spielt keine Rolle. Mein Ziel ist das Falafingo, anatolische Spezialitäten. Dort steht Emrah Tuysuz (36), der mir alsbald einen Tee und Affenhirne (Zuckerkügelchen in Form eines Hirns) vor die Nase stellt und mir alles auf der Karte erklärt. Er führt das Lokal mit Marion Ingold. Auch warum er sein Lokal Falafingo taufte: «Mir gefällt es, ein Wort vor <ingo> zu stellen. Es hat keine Bedeutung», sagt der gebürtige Türke, der eigentlich Unterwasser-Ingenieur ist. Auf der Karte steht ebenfalls Falafingo, was ich bestelle: Es sind Falafel, Zucchetti, Peperoni, Aubergine, Joghurt, Tahini und Granatapfelkerne (12 Franken) in einem Fladenbrot. Am Wochenende macht Tüysüz Mezze-Teller und morgens Brunch (beides 20 Franken). Wo er kochen gelernt habe, frage ich ihn. «Das Leben lehrte mich kochen.»
Kommentarfunktion deaktiviert.