Tradition lebt weiter
Wenn es irgendwo einen Pächterwechsel gibt, dann sind die Besseresser jeweils gespannt, in welche Richtung sich das Restaurant entwickelt. Besonders spannend wird es bei Traditionsbeizen wie dem Restaurant Della Casa an der Berner Schauplatzgasse, das gerade eben sein 125-jähriges Bestehen gefeiert hat. Seit Anfang April sind dort Tobias und Nilgün Burkhalter am Ruder, keine Unbekannten in der Berner Gastroszene. Das Paar betreibt die Schmiedstube, das Fähribeizli in Muri und bis vor kurzem das Casino-Restaurant.
Beim Eintreten zeigt sich, dass sich das «Delli» optisch nicht verändert hat. Die runden Stammtische der Studentenverbindungen sind ebenso noch da wie die Nischen und vertäfelten Wände im ersten Stock.
Die Besseresser lassen sich in der gemütlichen Nische im Obergeschoss erst einmal ein Glas Merlot bianco (6.30 Fr.) einschenken und widmen sich der Speisekarte. Auch diese zeigt, dass die Tradition unter der neuen Führung hochgehalten wird. Eine ganze Menge währschafter Fleischgerichte sind da aufgeführt, vom Kalbskopf bis hin zum Ochsenschwanzragout.

Die Besseresserin wählt als Vorspeise einen Nüsslisalat mit sautierten Waldpilzen und Croûtons (18 Fr.), der Besseresser ein «Delli»-Tatar mit einem Wachtelspiegelei (24 Fr.). An beidem gibts nichts auszusetzen, das Tatar ist gut gewürzt und dekoriert, ebenfalls der Salat.

Zum Hauptgang empfiehlt der freundliche Kellner ein Cuvée aus der Toskana, vom pächtereigenen Weingut. Eine gute Wahl, die sowohl zu den Eglifilets meunière (36 Fr.) als auch zum suure Mocke (36 Fr.) passt. Der Fisch wird auf der Platte serviert, der Kellner belegt fachkundig und schnell den Teller mit Petersilienkartoffeln, Spinat und Filets und übergiesst das Ganze grosszügig mit Butter. Eine altmodische Art des Service, die aber immer wieder Freude macht.

Der hausgebeizte suuri Mocke wird bereits auf dem Teller serviert und ist derart mit Sauce überzogen, dass sich die Fleischtranchen nur erahnen lassen. Begleitet wird er von Kartoffelstock und Gemüse. Der Besseresser findet nur rühmende Worte für den Mocken. Die Besseresserin kann sich dem nur anschliessen: Dass sie die zweite Portion Egli von der Platte nicht mehr essen mag, ist bloss wegen der schieren Menge.

Trotzdem gibts dann noch ein Dessert (hausgemachtes Caramelköpfli mit Früchten, 12 Fr.) mit einer musikalischen Zugabe: Vom Erdgeschoss ertönt plötzlich Gesang – die Verbindungsbrüder treffen sich offenbar auch nach 125 Jahren noch zu Bier und Liedern.
Restaurant Della Casa, Schauplatzgasse 16, 3011 Bern. 031 311 21 42. Mo bis Fr 10–23.30 Uhr, Sa 9–18 Uhr.
Die Quittung
Auf dem Tisch: Traditionell und gutbürgerlich mit Klassikern, die es kaum noch irgendwo gibt.
Abgerechnet: Hauptspeisen moderat, Vorspeisen eher teuer.
Aufgefallen: Im denkmalgeschützten Restaurant lässt sich in gediegener Atmosphäre essen.
Abgefallen: Die Hängelampen im ersten Stock sind allerdings bemerkenswert hässlich (und hoffentlich nicht geschützt).
Ein Kommentar zu «Tradition lebt weiter»
Sieht fein aus!