Berner Köchinnen: Wie man die Zeit zwischen Ostern und Badi totschlagen kann, oder: Totenbeinli

So. Der erste Grillabend absolviert, der letzte Osterhase gegessen, und von Spargeln bekommen wir sowieso nie genug. Das Problem zurzeit ist nicht der Tisch zu Hause, sondern die Kaffeeecke im Büro. Zu jeder Jahreszeit liegt dort herum, was eben gerade Saison hat, Weihnachtsgüezi, Fasnachtsküchlein, Schoggieier, und im Sommer gibt es immer jemanden, der einen Karton Raketen im Gefrierfach platziert. Nur eben jetzt ist der Tisch leer. Voll die tote Zeit!

Was tun? Backen. Etwas Neutrales. Totenbeinli, mögen Sie jetzt vielleicht sagen, sind das ganz bestimmt nicht. Schon nur weil Frühling Leben bedeutet, Frische, blühende Wiesen.

Ist doch egal! Zwar wurden Oss da mort im Tessin jeweils zu Allerseelen am 2.November zubereitet, dem römisch-katholischen Totenfest. Ja, wahrscheinlich machten sogar die Kelten an ihrem Totenfest, allerdings schon am 1.November, Totenbeinli. Im Bündnerland ass man an Silvester Bütschella, ein Hefegebäck, Birnbrot und Totenbeinli, das Ganze spülte man mit Röteli hinunter.

Doch heute sind sie das ganze Jahr über erhältlich.

Was wir irgendwie ganz gut finden. Nüsse und Mandeln haben schliesslich mittlerweile auch immer Saison, ob wir das jetzt gut finden oder nicht.

Schnell leer, vielleicht auch, weil ich die richtige Dose für die selbst gemachten Totenbeinli gefunden habe.

Den Teig für Totenbeinli zu machen, ist einfach, dann allerdings gilt es ein bisschen zu kämpfen. Erst mit dem Teig, der furchtbar klebrig ist und auf ein Blech gestrichen werden will. Dann müssen Stengeli geschnitten und auf die Schnittfläche umgedreht werden – ja, Geduld ist eine Tugend und hier ein Muss. Aber dann! So fein! Die Büchse auf unserem Sitzungstisch war jedenfalls schnell leer.

Gut, liegt bald Glace im Kühlschrank.

Cartoon: Max Spring

Berner Köchinnen: «Magazin»-Redaktorinnen Stefanie Christ und Nina Kobelt arbeiten sich als «Berner Köchinnen» durch das «Berner Kochbuch». Will heissen: Sie kochen JEDES einzelne Rezept aus der letzten Auflage des Basiswerks, herausgegeben vom Schulamt der Stadt Bern im Jahr 1996. Dazu gehört auch Kalbshirn.

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