Das grosse Wettbrennen

Von Enthusiasmus zu sprechen, wäre eine glatte Untertreibung: Schottland brennt derzeit Whisky, was die Fässer halten. Dabei werden nicht nur Produktionsmengen von herkömmlichen Destillerien bis zum Anschlag hochgefahren, sondern auch neue Brennereien am Laufmeter eröffnet, wobei die Palette von der Mikro- bis zur Maxidestillerie reicht. Während etwa Strathearn in den südöstlichen Highlands (seit 2013 aktiv) bescheidene 14 000 Liter Whisky pro Jahr hervorbringt, produziert das im zentralen Speyside gelegene Dalmunach im selben Zeitraum eine Flutwelle von 10 Millionen Litern.

Neue Maxidestillerie: Dalmunach produziert jährlich 10 Millionen Liter Whisky.

Neue Mikrodestillerie: Strathearn produziert jährlich 14 000 Liter Whisky.

Aber wie und wo kommt man als Single-Malt-Fan an diese neuen Whiskys ran? Okay, kein grosses Geheimnis: Wer bei einem Messe-Event ein Ticket löst – zum Beispiel fürs Whiskyschiff Luzern (30. März bis 1. April) –, hat gute Chancen, fündig werden. Aber Achtung: es gibt bei diesen Jungdestillaten eine Art Schutzalter. Ein Whisky darf erst dann Whisky heissen, wenn er mindestens drei Jahre in einem Holzfass gereift ist. Diese zeitliche Hürde haben zum Beispiel jüngst zwei Wolfburn-Abfüllungen übersprungen, welche wir mit Freude degustiert haben.

Tummelplatz der Entdeckungen: Das Whiskyschiff Luzern öffnet am 30. März seine Tore.

Dann gibt es aber auch Destillate, die noch nicht ganz «volljährig» sind, wobei da die branchenmässige Erwartungshaltung zwischen «völlig egal» und «maximal» schwankt. Letzteres trifft zum Beispiel auf Ardnamurchan zu – so heisst die erste Eigendestillerie des unabhängigen Abfüllers Adelphi, einem Garanten für fassstarke Qualitätserzeugnisse mit ausgesprochen durstiger Fangemeinde. Wir erinnern uns: 2016 drehten Whiskyfans komplett durch, als Ardnamurchan einen zweijährigen «New Make Spirit» (so nennt man diese Baby-Whiskys) auf den Markt brachte. 2500 Flaschen «Ardnamurchan Spirit 2016 AD» waren im Handumdrehen ausverkauft. Inzwischen findet man diesen «Spirit» höchstens noch auf Online-Marktportalen – und zahlt dafür einiges mehr als für einen Whisky, der zwanzig Jahre im Fass lag. Völlig gaga? Nun, das wäre nichts Neues in der Whiskywelt. Enthusiasmus und Preistreiberei gehören zum Geschäft. Fakt ist allerdings: Die Erwartungen, die Ardnamurchan mit seinem Spirit geweckt hat, sind mit dem ersten eigenen Whisky eigentlich kaum noch zu erfüllen.

Im Handumdrehen ausverkauft: Der «Ardnamurchan Spirit 2016 AD».

 

 

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