Anschluss in alle Richtungen

Nach den Ausflügen nach Gerzensee und Iffwil, wo man abends auf ein Auto oder ein teures Taxi angewiesen ist, besuchten die Besseresser zuletzt das Restaurant, das weitherum den besten Anschluss an den öffentlichen Verkehr haben dürfte. Das Restaurant The Flow gehört zum Welle-7-Komplex am Bahnhof Bern. Ein bisschen atmet das Lokal den Geruch eines Hotelspeisesaals, was an den an­grenzenden Sitzungszimmern und Klassenzimmern der Mi­gros-Klubschule liegt. Das herzliche, aufmerksame Personal und die offene Küche liessen uns aber das Drumherum zügig vergessen.

Gänzlich mit dem Ort versöhnt waren wir, als die Vorspeisen vor uns lagen. Die Besseresserin hatte aus der japanischen Sektion ein Thunfischtatar (18.50 Fr., oben im Bild) bestellt, zu dem sie mit Schnittlauch gefüllte Sushis, fein gehobelten Ingwer, klein gewürfelten gelben Rettich, einen Tupfen Wasabi­paste und Sojasauce erhielt. In Japan esse man das Tatar ohne Toast, wurden wir informiert, und wer hätte dies anzweifeln wollen: Für die japanischen Gerichte ist im Flow ein japanischer Sushikoch mit dem programmatischen Namen Yasushi Ogita zuständig. Sushi, ya!

Die raffinierte Vorspeise war unser einziger Ausflug nach Japan an diesem Abend, doch machte sie für ein anderes Mal Lust auf mehr. Auch die zweite Vorspeise (Bild ganz oben) war asiatisch inspiriert, lagen die gebratenen Jakobsmuscheln (19.50 Fr.) doch auf einem Gemisch von grüner Mango, Limetten, Chili, Koriander, Frühlingszwiebeln und Ingwer. Frischer und erfrischender geht nicht – ein Gedicht von einer Vorspeise.

Zum Hauptgang assen wir einmal eine kleine Portion Bouillabaisse The Flow (31.50 Fr., oben im Bild) aus Zanderfilet, einer Riesencrevette und einer Jakobsmuschel, serviert auf Safran-Kartoffelpüree mit Gemüse und Bouillabaisseschaum. Letzterer erinnere als Einziges an die Suppe, in die man andernorts Brot, Kartoffel und Fisch tunke, hatte die Kellnerin bei der Bestellung erläutert. Wie alle anderen Speisen war auch diese perfekt gewürzt, wobei das Kartoffelpüree herausragte. Dass das
Gericht ein paar Grad wärmer hätte sein dürfen, war alles, was wir an diesem Abend kulinarisch zu bemängeln hatten.

Der Hauptgang des Besseressers, ein Rindsschmorbraten (32.50 Fr., oben im Bild) an einer Rotweinsauce mit Speckwürfeln, Gemüse und Kartoffelstock, war gegenüber der Bouillabaisse von der Übungs­anlage her weniger spektakulär, vermochte aber vollends zu überzeugen: Der Braten war zart, das Gemüse knackig, der Kartoffelstock wie beim Grosi.

Bei den Desserts liessen wir uns einmal eine Überraschungskreation (16.50 Fr., oben im Bild) bringen, die sich aus fünf Desserts zusammensetzte, von denen jedes auch allein durch den letzten Gang getragen hätte. Auch beim anderen Dessert – einem lauwarmen Orangenmuffin (13.50 Fr., unten im  Bild) mit eingelegten Orangen und einer Kugel Fior di latte – konnten wir nichts als rühmen.

Ob wir uns das nächste Mal vertieft auf Japan einlassen oder uns mit einem Cordon bleu und mit Käse aus der Chäshütte Bern mehr an den Nahverkehr halten? Zwei Dinge sind klar: Die Flow-Karte ist zwar klein, aber sie bietet Anschlüsse in fast alle Richtungen. Und: Wir kommen wieder.

The Flow Restaurant in der Welle 7 – Deck 3, Schanzenstrasse 5, 3008 Bern Tel: 031 310 06 60

Die Quittung

Auf dem Tisch: Kleine, abwechslungsreiche Karte mit schön präsentierten Gerichten. Japanische Spezialitäten. Schöne Weinkarte.
Abgerechnet: Günstige Mittagsmenüs. Abends wirds à la carte teurer, aber angemessen.
Aufgefallen: Für Raucher gibts ein schönes Fumoir mit Blick auf Welle 1 bis 6.
Abgefallen: Die Tische sind – insbesondere für ein Tête-à-tête – etwas breit geraten.

Ein Kommentar zu «Anschluss in alle Richtungen»

  • Anna Krämer sagt:

    Ihre Erfahrungen kann ich nur bestätigen!
    Das Essen ist einfach wunderbar und sehr schön angerichtet.

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