Zweimal Neujahr

Die Besseresser fanden, sie könnten 2017 eine neue Tradition begründen und zweimal Neujahr feiern. Am vergangenen Wochenende rutschten Chinesen und Vietnamesen ins neue Jahr. Davon merkten wir dann zwar im Pho Saigon im Liebefeld ehrlich gestanden nichts, dafür fanden wir endlich authentische vietnamesische Küche im Raum Bern.
Restaurant ist ein grosses Wort für das Pho Saigon. Es ist ein Beizli samt Take-away, das in einem garageartigen Raum untergebracht ist. Ein Heizlüfter sorgt dafür, dass man bei der Temperatur im Raum nicht an grönländische Spezialitäten denkt. Auffallend viele Gäste asiatischer Herkunft sassen an den wenigen Tischen. Das liegt sicher auch daran, dass das Liebefeld zu «Little Asia» geworden ist, seit sich die Firma Huawei hier angesiedelt und ihre Mitarbeitenden mitgebracht hat.
Trotz seines Namens vertraut auch das Pho Saigon nicht ausschliesslich auf vietnamesische Spezialitäten. Was schade ist, denn Thaicurry findet man ja wirklich fast an jeder Hausecke. Das «Problem» der vietnamesischen Küche für die hiesige Gastronomie: Sie ist aufwendig. Entweder schmeckt sie ganz frisch zubereitet am besten, oder das Gericht muss stundenlang kochen (die berühmte Suppe Pho).
Im Liebefeld meistert man diese Herausforderungen aber mit Bravour. Die Sommerrollen mit Crevetten und Schweinefleisch (8.50 Fr., oben im Bild) waren saftig und vollgepackt mit frischen Kräutern. Kein Vergleich zu den Gummidingern, die uns andernorts schon für Sommerrollen verkauft worden sind.
Auch die Hauptgänge versetzten uns für kurze Zeit nach Südostasien. Das Banh Xeo (19.50 Fr., oben im Bild), eine Art Riesencrêpe, war mit Schweinefleisch und Crevetten gefüllt, die Ränder knusprig, der Teig fluffig. Eine positive Überraschung war auch das Pho mit Rind- und Siedfleisch und einem Haufen Reisnudeln (20.50 Fr., oben gross im Bild). Die riesige Suppenschüssel konnten wir nur zu zweit leeren. Stilecht wurden dazu frische Kräuter, Limetten und verschiedene (scharfe!) Saucen gereicht.
Krönender Abschluss war für uns der Kaffee, den der eine Besseresser während eines längeren Aufenthalts in Vietnam literweise getrunken hatte. Eine Schicht gezuckerte Kondensmilch, übergossen mit starkem Kaffee, und darauf viele, viele Eiswürfel – das ist zwar völlig unpassend für den Schweizer Januar. Aber köstlich.
Pho Saigon, Könizstrasse 236, 3097 Liebefeld, Tel. 031 971 61 65. Dienstag bis Freitag: 11–14 Uhr sowie 17–21 Uhr. Samstag: 11–21 Uhr. Montag und Sonntag geschlossen.
Die Quittung
Auf dem Tisch: vietnamesische und einige thailändische Spezialitäten.
Abgerechnet: günstig und dennoch grosse Portionen.
Aufgefallen: Bier aus Saigon.
Abgefallen: Es gibt nur eine Toilette für Frauen und Männer. Das wäre ja kein Problem, wenn alle Männer die Schüssel treffen und den Ring wieder runterklappen würden.
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