Hier steigt man gern in den Keller

«Delicious!» – Das ist das erste Wort, das die Besseresser beim Eintreten ins Restaurant Tredicipercento aufschnappen. Es kommt von einem Tisch, an dem Amerikaner sich am Fünfgangmenü laben. Das tönt doch schon mal gut – wobei es ja auch Gäste gibt, die alles gut finden. Aber sie sollten recht behalten.
Eine steile Treppe führt ins Kellerlokal an der Rathausgasse. Ein paar Holztische stehen da unter der Gewölbedecke, ein Buffet, daneben eine winzige Küche, in der Küchenchef Roman Pappa als Einmannkoch wirkt. Die Zeiten, als es hier unten Fleisch- und Käseplättli gab, sind längst vorbei. Im Tredicipercento wird ein 5-Gang-Menü für 85 Franken serviert, das alle drei Wochen wechselt; wobei auch nur drei Gänge (62 Fr.) bestellt werden können. Mit «Rande, Ricotta, Portulak» ist der erste Gang auf der Schiefertafel angeschrieben. Was so rudimentär tönt, entpuppt sich als kleines Kunstwerk: eine Randentarte, verfeinert mit einer Randen-Espresso-Reduktion, Zitronenricotta, Portulak, Himbeerbalsamico, garniert mit Tonkabohnen. Dann folgen Ravioli, gefüllt mit Fleisch vom Perlhuhn, dies an einer zarten Salbeiduftnote.
Raffiniert sind auch die kleinen schwarzen Punkte, die sich als kandierte schwarze Oliven entpuppen. Der Rindshohrücken wird mit einem Topinamburpüree gereicht. Zum Schluss degustieren wir fünf Käsesorten, im perfekten Reifezustand und begleitet von einem feinen Cognà. Wir sind baff.
Nicht nur die Gerichte machen Freude, auch die Weine. An diesem Abend mutieren die Besseresser zu Bessertrinkern. Wirtin Julia Gurtner – sie kenne sämtliche Weinerzeuger, deren Tropfen sie führt – rühmt Bernhard Eifel, Holger Koch und das Weingut Johann Baptiste Schäfer. Die «Trittenheimer Apotheke» von Eifel, eine Riesling-Spätlese (9.50 Fr. pro Dezi), ist ein Gedicht und schmeckt alles andere als nach Jod und Chloroform. Auch der Pinot noir von Koch (am Kaiserstuhl) bereitet Trinkvergnügen auf hohem Niveau.
Die Besseresser finden, dass das Tredicipercento durchaus Potenzial hat, im «Gault-Millau» erwähnt zu werden – vorausgesetzt, die Testesser wechseln mal die Gasse und finden das kleine, unscheinbare Lokal in der Altstadt.
Restaurant Tredicipercento, Rathausgasse 25, 3011 Bern, Tel. 031 311 80 31, Di bis Sa: 18 bis 23.30 Uhr; So/Mo geschlossen.
Die Quittung
Auf dem Tisch: Ein 5-Gang- Menü, italienisch angehauchte, saisonale Küche.
Abgerechnet: Kein Billigangebot, was auf den Tisch kommt, ist aber seinen Preis wert.
Aufgefallen: Die aufmerksame Bedienung und die perfekten Weingläser, die zu den Weinen passen.
Abgefallen: Einzig der steile Aufstieg nach draussen in die Kälte nach einem opulenten Mahl.
Kommentarfunktion deaktiviert.