Auf Whiskywanderung im Appenzell

Wenn ich mal Ferien habe, suche ich in der Regel erst mal das Weite. Und gehe zum Beispiel dahin, wo ich nichts kenne. Wie zuletzt Anfang November, an einem der letzten schönen Herbsttage, als ich die Wanderschuhe schnürte und gen Appenzell strebte. Dort war ich noch nie. Wusste also nichts von einem Hohen Kasten (1794 M. ü. M.), auf den man per Gondel schweben und wo man im Drehrestaurant bei tipptoppem Essen gemächlich rotieren kann, während man vom Tisch mal ins Appenzell, mal zum Bodensee, mal ins Rheintal blickt.

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Per Gondelbahn schwebt man auf den Hohen Kasten …

drehrestaurant

… setzt sich ins Drehrestaurant…

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… und blickt auf den Sämtisersee (Appenzell, rechts) und ins St. Galler Rheintal (links).

Kurz bevor ich zu meiner Wanderung aufbrechen wollte, stach mir eine Whiskyflasche an der Bar ins Auge: ein Säntis Malt. Hatte ich so einen nicht vor Jahren mal probiert und für nicht sonderlich toll befunden? Höchste Zeit für eine Neubewertung. Und siehe da: dieser Säntistropfen ist ein ganz anderes Erlebnis. Er liegt mit kräftigem Braun im Glas, expressive Sherrynoten jagen mir in die Nase, im Gaumen beissen sich 52 Volumenprozent fest. Ein alpines Kraftpaket!

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Ein starker Tropfen: der Säntis Malt in der Version Hoher Kasten.

 

Aber das ist nicht alles. Die zuvorkommende Kellnerin bringt mir ein Büchlein, worin „Die höchstgelegene Whiskytour der Welt“ beschrieben ist. Will heissen: Es gibt im Appenzell nicht weniger als 27 Berggasthäuser, die seit 2015 allesamt ihre eigene Version eines Säntis Malt anbieten.

Diese Landschaftsvermarktung nennt sich „Appenzeller Whiskytrek“, und ich finde das wunderbar. Hier muss man sich jeden einzelnen Whisky zu teils abgelegensten Hütten selbst erwandern, da jede Abfüllung nur im betreffenden Gasthaus erhältlich ist. Okay, eine kleine Abkürzung gibts, aber dann muss man alle 27 Flaschen kaufen. Beziehungsweise Fläschchen, denn jeder „Whiskytrek“-Malt ist auch in einer wanderfreundlichen 1-Deziliter-Abfüllung erhältlich. Mühsames Schleppen entfällt.

Apropos: Ich brach dann ziemlich beschwingt noch zu meiner Wanderung auf. Die Whiskyausbeute wurde jedoch nicht grösser. Der Grund: die meisten Gasthäuser sind seit Anfang November geschlossen, Schnee liegt auf den Wegen, und die Whiskyfässchen liegen auf Eis. Ich muss mich also bis nächsten Frühling gedulden, um meine «Whiskytrek»-Sammlung zu erweitern. Allerdings freue ich mich jetzt schon auf neuerliche Appenzeller Wanderungen mit Whiskystopps. Und behalte unterdessen den traditionellen Appenzeller Gastwirtgruss im Ohr: «Sönd willkomm!»

Geschichte, Zahlen und Fakten: www.saentismalt.com/whiskytrek

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