Freuden und Leiden eines Grenzgängers

Was für eine Überraschung! So reagiere ich, wenn ich einen Single Malt öffne, den ich vor Monaten oder Jahren mal an einer Messe gekauft habe – und der lange unberührt in meinem Whiskyregal schlummerte. Je prickelnder die Wiederentdeckung, desto schneller wandert mein Blick allerdings aufs Etikett, wo dann zum Beispiel steht: limitierte Auflage von 140 Flaschen. Innere Alarmglocke: Wirds nie mehr geben. Never ever. Verdammt! Hätte ich mir doch rechtzeitig eine Reserve besorgt.

Okay, man mag mich jetzt einen Whiskyhamster schimpfen. Aber wer sich schon mal durch gefühlte 80 Flaschen Durchschnittsmalz degustiert hat – ohne Erfolg, betrunken, hässig darniederliegend – und dann irgendwann durch einen einzigen Tropfen in neue Gaumenstratosphären katapultiert wurde, kann mich verstehen. Vielleicht.

Glücklicherweise ist Herr oder Frau Whiskygott mitunter gnädig und offeriert mir eine zweite Chance. Indem ich zum Beispiel mit der «Wine-Searcher»-App feststellen kann, ob es den betreffenden Single Malt a) weltweit noch irgendwo gibt, und b), was er kostet. Und ja, ich gestehe: Ich habe schon Whiskys aus halb Europa zusammenbestellt.

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Findet nicht nur Wein, sondern auch Whisky: Die «Wine-Searcher»-App.

Aber: Da gab es öfters ein böses Erwachen. Als mal ein besonders vielversprechendes Paket aus dem Ausland eintraf, sollte ich fast 100 Franken an Zollgebühren, an MwSt.-, Zoll- und Dienstleistungsabgaben bezahlen. Notabene für eine Flasche, die rund 500 Franken kostete.

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Wer Whiskys aus dem Ausland nach Hause bestellt, berappt mitunter horrende Gebühren.

Das, fand ich, schlug dem Fass den Boden aus, lupfte mir den Deckel, aber ich suchte nicht nach weiteren Redewendungen, sondern nach Alternativen. Ergebnis: Da gibts allerlei Shops nahe der Schweizer Grenze, wohin man sich rare Tropfen (und alles Zeug, das man sonst noch begehrt) senden lässt. Und damit kann man den Verzollungsklimbim von Post & Co. getrost vergessen.

Letzte Woche war ich wieder da. Also dort. Spazierte über den Rhein nach Deutschland. Zahlte im Grenzshop 4 Euro Lagergebühr für einen wunderbaren Caol Ila, von dem es weniger als 200 Flaschen gibt. Der Whisky kostete nicht mal 300 Franken. MwSt: null. Zoll: null. Dienstleistungsabgabe: null. Ich spazierte zurück und … darf ich es sagen? Mein innerer Whiskyhamster jubiliert immer noch.

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Einmal über den Rhein – und die Gebühren für Bestellungen sinken gegen null.

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