Sushi ist überbewertet
Sushi überall: Allein in der Berner Innenstadt verkaufen defensiv gezählte zehn Gastronomen das japanische Reisgericht. Seit irgendwann in den 1990ern auch Europa auf den Geschmack der traditionsreichen Häppchen gekommen ist, ist der Trend ungebrochen. Aber wird es nicht irgendwann zu viel?
Zugegeben: Ein Freund echter Handwerkskunst kann durchaus fasziniert sein von den Hunderten Arten, wie man rohe Tiere, Reis, Algen, Seetang und allerlei Fundstücke aus dem Gemüsefach so einrollen kann, dass es appetitlich aussieht. Dennoch hat Sushi mehrere Probleme, aufgrund derer das geneigte Lästermaul zum Schluss kommen muss: Sushi ist überbewertet.
1. Sushi macht nicht satt. Wollte man wirklich gestärkt aus einem Sushi-Essen kommen, müsste man je nach Schätzung zwischen 50 und 500 Sushi-Teile verzehren. Der Verdacht liegt nahe: Sushi ist ein Essen für Menschen, die eigentlich gar nichts essen wollen, also essgestörte Teenager und linienbewusste Ex-Essgestörte. Wer bloss ein wenig seinen Mund beschäftigen will, bestellt besser Oliven.
2. Die Stäbchen. Sushi-Esser erliegen dem Irrtum, weltgewandt zu konsumieren, weil sie Häppchen mit Vorbildern in Asien in ihr Reich der Mitte befördern. Wer je das Wort Authentizität aufgegabelt hat, befördert nicht irgendwie, sondern mit Stäbchen. Wer das mit Stil schafft, wirkt wahnsinnig kultiviert oder fühlt sich wenigstens so. Ich behaupte: Das europäische Essbesteck, das sich nicht von ungefähr fast überall auf der Welt durchgesetzt hat, ist kultivierter und eignet sich für alle Speisen besser als zwei Ästchen Holz. Der angelernte Stäbchen-Balanceakt ist Feinmotorik für überhebliche Schwätzer.
3. Sushi ist kein Essen. Ein Essen ist eine Komposition, im Idealfall mit Spannung und geschmacklichem Bogen. Sushi ist eine nicht enden wollende Reihung von Amuse-Bouches. Immerhin: So gesehen ist Sushi die ideale Mundbeschäftigung für Leute, die nie wissen, was sie bestellen wollen.
4. Sushi ist langweilig. Sushi ist längst zum Allerweltsschick mit der seltsam gearteten Aura einer geschäftig-yogagesunden Urbanität geworden, die ein wenig nervt. Gelobt sei deshalb die Initiative zweier Berner Gastronomen, die im Januar das Restaurant Mister Mori eröffnen wollen. Dort soll es japanische Spezialitäten geben – aber kein Sushi.
3 Kommentare zu «Sushi ist überbewertet»
Irgendwie kleinkariert diese Meinungsäusserung. Ich möchte doch wissen seit wann Reis und Fisch kein Essen ist dazu noch Gemüse ist doch Gesund oder ? 50 bis 500 Stücke Sushi essen da kommt Dir der Reis aus den Ohren und es wachsen Dir Flossen und Kiemen. Die Stäbchen, ja dass ist so eine Sache wenn die Feinmotorik nicht ausreicht dabei essen so geschätzte 1,3 Mrd Menschen auf der Welt mit „Holzstöckchen“ China, Japan, Korea und Taiwan. Übrigens schon mal probiert Sushi mit der Gabel anzustechen danach brauchst Du den Suppenlöffel. Wunderbares Sushi genossen im Tanakas Restaurant. Ich empfehle doch zu Hause bleiben Brot und Cevelat essen am besten mit Messer und Gabel!
Sehr schön. Diesem Artikel gibt’s rein gar nichts hinzuzufügen. Dass selbsternannte Weltbürger und Jetsetter dir heftigst widersprechen werden ist so sicher wie das Amen in der Kirche
Doch, doch Paul es gibt noch etwas beizufügen. Googelt man mit Sushi wird man geradezu, auch mit fundierten, Beiträgen zur Umweltbelastung durch Sushi erschlagen und findet Titel, wie «Sushi, Todesurteil für den Blauflossen-Thunfisch» usw. Setzt man sich mit den Argumenten der shushikritischen Beiträge auseinander, vergeht einem der Appetit auf Sushi ganz. Abgesehen davon ist das nervige Hantieren mit den Essstäbchen eine absurde Form von Alltagsmasochismus. Ich will mein Essen geniessen – basta! Ich mag am liebsten traditionelle Schmorgerichte, Eintöpfe und ähnliches aus ökologisch unbedenklicheren Zutaten.