Hart, aber herzlich gut

Eine Schönheit ist sie nicht – die Quitte leuchtet zwar in geheimnisvollem Gelb, ist aber mit einem Flaum bedeckt und ziemlich knorrig. Und steinhart. Eine Quitte rüsten bedeutet Schwerstarbeit, die erst noch totale Sorgfalt erfordert: Schnell hat man sich geschnitten. Roh verzehren kann man sie nicht, und wenn sie braune Stellen aufweist, muss man sie schleunigst verarbeiten.
Dafür nimmt ihr Fruchtfleisch beim Kochen eine zarte Rosafärbung an. Und wie süss erinnert der Quittengelee im Winter an die warmen Tage!
Doch eben: Jetzt ist Herbst, und man hat ja dann auch mal genug Gonfi gemacht. Quittenwein ist zu kompliziert, und diese Quittengeleeplätzchen schmecken eh niemandem. Wir haben in einem neuen Kochbuch ein tolles Rezept gefunden (und nachgebacken). Der Kuchen schmeckte himmlisch, vor allem wegen all der Gewürze, die sich im Teig finden, und natürlich wegen der Quitten, die diesen Kuchen zu einem leuchtenden, perfekten Dessert machen (oder Nachtessen, wenn man es sich recht überlegt). Tipp: Schlagrahm auf die Quitten geben und vielleicht etwas weniger Zucker verwenden.
Das Rezept stammt aus dem Buch «Ein Jahr auf Fern Verrow». Fern Verrow ist eine Farm im Osten Englands, und ihre Besitzer, Jane Scotter und Harry Astley, zwei Ex-Londoner, die ohne Vorkenntnisse über Landwirtschaft, Gartenbau oder Viehhaltung eine Art Paradies auf dem Land aufgebaut haben. Im Buch stellen sie ihren Hof vor sowie Dutzende Rezepte, immer passend zu den Jahreszeiten. Wir haben ausser dem Quittenkuchen auch die Randen-Tarte (siehe Film) ausprobiert. Sie war einfach zuzubereiten und dann ein essbarer Traum.
REZEPT: Gestürzter Quittenkuchen mit Ingwer
140 g Mehl, 1 TL Backpulver, ¼ TL Salz, 1 TL gemahlener Ingwer, ½ TL Zimt, ¼ TL gemahlene Muskatnuss, 115 g Demerara-Zucker (oder normaler Rohrzucker), 90 g Butter, 115 g Zuckerrübensirup, 1 Ei, verquirlt, 75 ml Milch.
Quitten: 2 grosse oder 3 kleine Quitten, 50 g Butter, 125 g Zucker, 1 Vanilleschote, aufgeschnitten, 1 Zitrone.
Backofen auf 180 °C vorheizen. Die Quitten mit Kartoffelschäler schälen, sechsteln, Kerngehäuse entfernen.
Butter in Tatin-Backform (21 cm Durchmesser) oder ofenfeste Bratpfanne geben, zerlassen. Quitten mit der Schnittfläche nach oben dicht hineinschichten. Vanilleschote und wenig Zitronenschale darauf legen, Saft auspressen. Mit Alufolie abdecken und ca. 30 Minuten backen, bis die Früchte weich sind. Vanilleschote und Zitrone entfernen.
Für den Teig Mehl mit Backpulver, Salz und Gewürzen in Schüssel sieben, Demerara- Zucker untermischen. In Topf Butter mit Zuckerrübensirup zerlassen, Mehlmischung und Ei einrühren, schlagen, bis ein glatter Teig entsteht. Zum Schluss Milch einrühren.
Teig auf Quitten verteilen, Kuchen etwa 40 Minuten bei 160 °C backen, bis sich auf der Oberfläche leichte Risse bilden. Kuchen kurz abkühlen lassen, dann stürzen. Wir brauchten etwas Geduld, bis sich die Form löste! Den Kuchen warm oder kalt servieren, den Sirup, der sich vielleicht sammelt, über den Kuchen giessen.
Und hier einfach so, weils so schön aussieht, noch „Geröstetes Wurzelgemüse, mit Beerenessig glasiert“:

Bild: zvg/Knesebeck
„Ein Jahr auf Fern Verrow“ (Jane Scotter und Harry Astley), 272 S., Verlag Knesebeck, ca. 49 Franken
(Film: mbb/chh)
Ein Kommentar zu «Hart, aber herzlich gut»
Wem Quittenwein zu kompliziert ist, kann es sich auch sehr einfach machen mit Quittenlikör:
2 Teile Quitten, 1 Teil Zucker zusammen in ein Glasgefäss geben, bis es Randvoll ist. Mit Weinbrand auffüllen und zuschrauben. 42 Tage Stehen lassen, absieben, fertig.