Auf den Hund gekommen
Seit ich den „Whiskyhimmel“-Blog gestartet habe, werde ich oft gefragt, welches denn mein persönlicher Single-Malt-Favorit sei. Fair enough. Aber ähnlich schwierig zu beantworten wie die Frage an mich als Filmjournalisten, welches denn mein Lieblingsfilm sei. Kann es nur einen geben? Natürlich nicht. Aber es gibt Erlebnisse. Und davon möchte ich erzählen.

Die Balvenie-Destillerie in Dufftown (Speyside).
Als ich zuletzt mit meinem guten Whiskyfreund M. in Schottland weilte, besuchten wir die von mir geschätzte Balvenie-Destillerie in Dufftown (Speyside). Balvenie ist sozusagen die Schwesterdestillerie von Glenfiddich, einfach mit mehr Charakter. Einen Balvenie, behaupte ich, könnte ich in neun von zehn Fällen blind erkennen.

So sieht das Warehouse No. 24 von aussen aus. Drinnen, wo die kostbaren Fässer lagern, durfte man nicht fotografieren.
Wir buchten also eine Destillerieführung und wurden alsbald von Manager David Mair persönlich ins „Warehouse No 24“ geführt, wo hunderte von Balvenie-Fässern lagern. Mair liess dort ein längliches Kupfergefäss in ein Fass hinab, um etwas Whisky zu entnehmen. „Dipping the dog“, heisse das. Auf deutsch: den Hund eintauchen. Frühere Balvenie-Arbeiter hätten dieses Gefäss unter der Hose an einer Kette getragen (deshalb dog) und sich damit heimlich an kostbaren Fässern bedient, erzählte Mair.

Den Dipping Dog (links im Bild) lässt man an einer Kette ins Whiskyfass runter.
Was der Hund bei unserer Führung heraufbrachte, verteilte der Manager danach in grosszügigen Spritzern über unsere baren Hände. Wie das schmeckte – fassstarker Whisky von der Hand in den Mund – werde ich nie vergessen. Und das Beste: Wir durften den Dog darauf selbst ins Fass runter lassen und uns ein 2 dl-Fläschchen als Souvenir abfüllen.

Destillerie-Manager David Mair (rechts) verteilt eine Kostprobe aus einem Washback (einem Bottich, der für die Gärung verwendet wird).
Dieses Fläschchen habe ich heute noch. Es ist – selbst für Balvenie-Verhältnisse – eine Rarität. Denn die meisten Single-Malts dieser Destillerie werden nur stark verdünnt verkauft (mit 40 bis 43 Volumenprozent). Der Inhalt des Dog-Fläschchens ist dagegen satte 59,5 % stark. Und schmeckt so gut, dass man vor Freude jaulen möchte.

Mein Souvenir aus der Balvenie-Destillerie – selbst abgefüllt mittels Dipping Dog.
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