So lernt man Bordeaux kennen

Warum verreist man eigentlich? Ich persönlich, um die regionale Küche und einige lokale Weine kennen zu lernen. Genau dieses Ziel hatten wir kürzlich auch in Bordeaux, so reservierte ich in einem Restaurant, wo wir enttäuscht merkten, oh dear, ein Italiener. Und noch schlimmer: Auf der Karte war ein einziger Wein aus Bordeaux. Natürlich bestellten wir den, und ich dachte für mich, das nächste Mal muss ich besser die Webseite studieren.

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Genau das Gegenteil passierte uns tags darauf im Restaurant Saint James in Bouliac, eine Autoviertelstunde von Bordeaux entfernt. Das Saint James ist nicht nur ein Restaurant, sondern auch ein Viersternhotel mit einem Pool, wo es sich im Schatten von Reben und mit Blick auf Bordeaux definitiv aushalten lässt.
Mit ebendieser Aussicht starteten wir mit dem Apéro im Garten, bei dem der Koch Nicolas Magie bereits auftrumpfte. Danach begaben wir uns ins dreistufige Restaurant, bei dem die Glasfront ebenfalls die Aussicht auf die Stadt würdigte. Wir entschieden uns für den Überraschungsmehrgänger (110 Euro) und die Weinreise, die aus nur regionalen Weinen bestand.

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Der erste Gang war ein Tatar, dazu Sardinen und ein Roter-Pfeffer-Sorbet, dazu gab es einen weissen Bordeaux Château Rahoul (2014, Graves). Der zweite Gang, ein Fischfilet an einer Verveine-Sauce mit Glacé-Kuchen mit Krebsen (oben im Bild) wurde von Château de France (2014, Pessac-Léognan) begleitet. Zur Hauptspeise gab es Taube, was ich persönlich ganz und gar ungeniessbar finde. Aber zum Glück stellte der Kellner zu Beginn die Frage, ob es Allergien gebe und ob jemand Taube nicht mag. Als Ersatz bekam ich ein Kalbsfilet. Dazu gab es ein Glas vom wunderbaren Château Chapelle d’Aliénor (2010).

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Der Käsegang war sehr originel– der Ziegenfrischkäse war in einer frittierten Zucchiniblüte versteckt, mit Melonen, Estragon und Oliven. Dazu gab es den gleichen Rotwein wie zum Hauptgang.

 

Zum Dessert, das mindestens 15 verschiedene Ingredienzen (unter anderem wilde Erdbeeren und Oliven) hatte, gab es einen Sauternes (Castelnaude Suduiraut, 2010). Während zwei von uns in höchsten Tönen schwärmten, war es dem dritten nach einigen Schlucken schon zu viel. Der Wein ist wirklich unglaublich süss und die Edelfäule kann recht reinhauen, aber ich liebe es.

 

Süss waren nicht nur das Dessert und der Sauternes: Das Lokal macht alles mit Liebe zum Detail, bis hin zum Klopapier, welches auf der Damentoilette knallpink war. Auch die Aussicht wurde noch einmal unterstrichen, indem das Licht für ungefähr eine halbe Minute ausgeschaltet wurde und die Gäste einen tollen Blick auf das nächtliche Bordeaux bekamen. Oder die Zückerchen, die zum Kaffee gereicht wurden, waren in Canelé-Form, die Spezialität aus Bordeaux. Natürlich liess man es sich auch nicht nehmen, nach all den Leckereien (oben und unten) das Essen mit einem hausgemachten Canelé zu beenden.

 

* Das Saint-James Bouliac ist Mitglied von Relais & Châteaux, der Vereinigung von über 550 einzigartigen und unabhängigen Hotels und Spitzenrestaurants. Als solches setzt es sich dafür ein, den Reichtum und die Vielfalt der Küchen der Welt und die Tradition der Gastfreundschaft zu bewahren und zu fördern. Die Verpflichtung, das lokale Erbe und die Umwelt zu schützen, wurde 2014 von Relais & Châteaux in einem Manifest festgehalten und der Unesco präsentiert.

2 Kommentare zu «So lernt man Bordeaux kennen»

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