Aufruhr im Backofen

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Paul Hollywood, Sue Perkins, Mary Berry, Mel Giedroyc. (Bild zvg)

Es ist wie ein Soufflé, das in sich zusammenbricht, in seiner ganzen Schönheit: „The Great British Bake Off“ verliert drei Stars auf einmal. Und BBC verliert eine der erfolgreichsten Sendungen überhaupt. Aber von Anfang an:

Die britische Backsendung „The Great British Bake Off“, wir wollen sie fortan „GBBO“ nennen, hat mehr Fans als die englische Nationalmannschaft, man hat Studien dazu gemacht und Zuschauerzahlen untersucht. Das Finale von Staffel 6 im Oktober 2015 schauten sich 15 Millionen Menschen an, die erste Folge der neuen Staffel 10 Millionen. Das sind selbst für einen Sender wie BBC enorme Erfolgsquoten. Nur so nebenbei: Grossbritannien hat ungefähr 64 Millionen Einwohner. Nun verliert aber die britische Rundfunkanstalt die Backsendung an die Konkurrenz. Letzte Woche wurde bekannt, dass ab 2017 auf dem Privatsender Channel 4 gebacken wird. Es geht um viel Geld und darum, wer es sich finanziell leisten kann, Rosinen zu picken und sich die grössten Stücke eines backverrückten Fernsehpublikums abzuschneiden.

Hier muss vielleicht kurz erklärt werden, was in „GBBO“ passiert: 12 Kandidaten, alles Amateurbäcker, backen in einem Zelt auf dem Land um die Finalteilnahme, jede Folge steht unter einem anderen Thema (zum Beispiel Biscuits, Brot, Torten, etc.) und jedes Mal fliegt jemand raus. Es gibt jede Woche einen neuen „Starbäcker“ und wunderliche Kreationen aus dem Backofen.

Zurück zu „GBBO“. Die Zuschauerin – natürlich sind vor allem weibliche Zuschauer, auch oder gerade weil es viele männliche Kandidaten gibt – müsste das BBC-Channel 4-Debakel noch nicht gross kümmern. Doch kurz nach dem Bekanntwerden des Senderwechsels meldeten sich die beiden charismatischen Moderatorinnen Mel Giedroyc and Sue Perkins ab. Keine BBC, kein Bake-off, so ihre Begründung. Auch das waren bad news, etwa so, als ob man zu viele Tropfen Bittermandel in den Kuchen gibt: Unangenehm, aber verkraftbar. Doch dann die Katastrophe: Die ungekrönte Königin von „GBBO“, die 81-jährige Kochbuchautorin und Jurorin in der Show, Mary Berry, sagte: „Ich gehe auch.“

OMG!!!

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Dieser Schock hat sich mittlerweile ein bisschen gelegt, wohl auch, weil (dank britischen Boulevardmedien) am Wochenende bekannt wurde, dass sie sowieso bald aufgehört hätte, bei der BBC oder bei Channel 4.

Übrig bleibt Sonnyboy Paul Hollywood. Er ist die kontroverse Gestalt der Sendung, die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn (und Paul liebt seine Frau und auch Brot, er hat wunderbare Backbücher geschrieben, und liebt nicht die Moderatorin von „The American Baking Competition„, mit der er eine Affäre hatte während seiner Zeit als Juror in den USA. Sagt er).

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So. Und jetzt kommen wir endlich zum Punkt: Dieses Soufflé namens „GBBO“ ist zwar am Zusammenfallen, tut das aber sehr langsam. Unser dringender Tipp deswegen: Schaltet mittwochs um 21 Uhr BBC 1 ein und schaut ins Backzelt. Es ist egal, ob ihr Englisch könnt oder nicht. Wichtig sind die Kuchen. Die Kandidaten. Die Noch-Moderatorinnen Mel und Sue – sie sind kompetent und machen lustige Sachen. Die strenge Mary Berry. Der immer flirtende Paul Hollywood. Schaut genau hin. Denn „GBBO“, diese „Mischung aus Castingshow und Teigporno“ (das schrieb der „Spiegel“ letztes Jahr), wird es so nicht mehr geben. Leider.

P.S. Nein, die deutsche Adaption der Sendung „Das grosse Backen“ hat weder Stil noch Klasse noch sonst irgendwas von „GBBO“.

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