Kannibalismus Berner Art
Ich muss gestehen, ich habe Landfrauen gegessen, und ich mochte es. Wenn man sie dämpft, verlieren sie ihre braunen Flecken und werden ganz grün. Guter Biss, lecker!
Ist die Stadt-Land-Furche so tief – fragen Sie sich vielleicht jetzt – dass man sich schon gegenseitig in die Pfanne, in den Teller und in den Magen haut?
Rüsten statt Entrüstung
Keine Angst. Berner Landfrauen sind nicht nur eine regionale Ausprägung des Homo sapiens, Berner Landfrauen sind auch eine Stangenbohnen-Sorte. Ich hatte sie an einem Stand in der Schauplatzgasse erspäht, für 5.50 Franken pro 500 Gramm.
Böse Zungen würden jetzt behaupten, dass die Gestalt mancher Berner Landfrau alles andere als jener einer Stangenbohne ähnele und dass die Namensgebung dieses Gemüses deshalb recht abenteuerlich sei. Böse Taschenrechner kämen gar zum Schluss, dass eine Berner Landfrau aus Fleisch und Blut bei diesem 500-Gramm-Preis gut und gerne auf 800 oder 900 Franken zu stehen käme.

Gedämpft im Saft der Tomate
Weil der Bärner Märit glücklicherweise so gar nichts mit dem Menschenhandel zu schaffen hat, verkaufte mir eine bestens gelaunte Landfrau die Tüte Landfrauen für den vergleichsweise moderaten Preis von 4 Franken, drei Zweige Bohnenkraut gab es dazu. Am Abend bereitete ich die Bohnen mit Zwiebeln und Tomaten zu. Der Saft der Tomaten reichte zum Dämpfen fast aus, nur ein Schluck Weisswein zum Ablöschen kam noch dazu. Die braunen Flecken machten sich tatsächlich langsam vom Acker, dann waren die Landfrauen genussbereit.
Buchempfehlung: “Berner Landfrauen kochen”
Kommentarfunktion deaktiviert.