Bern läutet die Whiskysaison ein

 

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(Fotolia)

Wo beginnen mit Whisky? Am besten am Anfang, also beim Namen selbst, der aus dem 18. Jahrhundert stammt. Man sprach von «Uisge beatha» und meinte damit das Wasser des Lebens.Knapp 300 Jahre später ist dieses Lebenswasser zum Liebhaberwasser avanciert, insbesondere was Single Malts betrifft – so heissen jene Whiskys, die aus einer einzigen Brennerei stammen. Weil man den kunstvoll gestalteten und mitunter teuren Flaschen nicht ansieht, was sie enthalten, ist die beste Art, ihrem Inhalt näher zu kommen, über den Besuch einer Whiskymesse.

Erst schnuppern, dann nippen

Was tut man da? Erst mal cool bleiben. Denn erstens ist noch kein Whisky vom Himmel ge­fallen (bloss einige sind vom Erdboden verschwunden), und zweitens gibts an Messen viel Gutes für empfängliche Nasen. Genau da beginnt oft ein vielversprechender Whisky: in der Nase. Man schnuppert, bevor man vorsichtig am Glas nippt.

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So testet man Whisky: mit einem tulpenförmigen Degustationsglas.

Patrick Heinis, Organisator der 2. Berner Whiskymesse, rät erstmaligen Besuchern: «Kommen Sie unvoreingenommen und finden Sie selbst heraus, was Sie mögen und was nicht.» Aus diesem Grund hält Heinis in Bern keine organisierten Seminare oder Tastings ab. Wer dennoch Rat sucht, kann sich an einem der zwölf Stände an die Aussteller wenden.

Das Schwierigste beim Whisky ist wohl das Vertrauen in den eigenen Geschmack. Was hilft, sind Quervergleiche. Und Grundsatzfragen: Will ichs mild oder wild? Mag ich Bourbon- oder Sherrynoten? Trinke ich den Whisky fassstark oder stark verdünnt? Das alles gilt es rauszufinden. Manchmal helfen dabei Degustationsnotizen.

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Patrick Heinis, Organisator der Berner Whiskymesse

Wie das geht, zeigt etwa Jim Murray in seiner launigen «Whisky Bible», die jährlich neu aufgelegt wird. Da findet man über 4500 Notizen, die alles zwischen Himmel und Hölle beschreiben, was man sich vorstellen kann. Aber Vorsicht: Murray hat auch schon Destillate zu Siegern gekürt, die an nasse Hunde in Asche erinnerten.

Mehr Platz für Whiskyfans

Besucher der letztjährigen Berner Whiskymesse lobten die grosszügigen Platzverhältnisse im Kursaal. «Anders als auf Whiskyschiffen kann man hier problemlos von Stand zu Stand gehen, ohne von Rucksäcken erschlagen zu werden», schrieb ein Gast. «Eine Messe mit mehr Platz zu organisieren, war durchaus mein Plan», sagt Organisator Patrick Heinis, der hauptberuflich in der Logistik tätig ist. Er gibt allerdings zu, dass es damals punkto Werbung nicht optimal lief: «Ich musste bei null anfangen. Die Flyer konnte ich erst einen Monat vor Beginn drucken.»

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An der Berner Whiskymesse kann man die interessantesten Neuheiten in Ruhe degustieren.

Für die zweite Ausgabe hat Heinis frühzeitig die Werbetrommel gerührt. Jetzt rechnet er mit etwa 800 Besuchern, also doppelt so vielen wie 2015. Muss man sich demnach fürs grosse Gedränge im Kursaal wappnen? Der Organisator winkt ab: «Der Veranstaltungssaal misst über 350 Quadratmeter, es gibt eine Lounge, und vor dem Messesaal hat es ebenfalls viel Platz.»

Was will man mehr? Nun, einen exquisiten Single Malt entdecken! Die Chancen, an der Berner Messe einen solchen zu ergattern, stehen gut. Heinis konnte dieses Jahr auch Aussteller verpflichten, deren Neupräsentationen auf den Whiskyschiffen in Zürich oder Luzern oft innert Stunden ausverkauft sind.

Der Favorit des Veranstalters

Wofür aber begeistert sich Heinis selbst? «Mein Favorit ist derzeit ein Whisky aus den schottischen Highlands: ein Glen Dronach aus dem Sherryfass. Erst letzten Frühling habe ich diese Destil­lerie besucht und vor Ort eine Flasche abgefüllt.» Da spricht der Whiskyfan aus dem Veranstalter.

Bleibt bloss die Frage: Weshalb hat Heinis das Messedatum von Ende Oktober auf Anfang September vorverlegt? «In Zürich findet dieses Jahr erstmals die Interspirits statt, ein Pendant zur europäischen Interwhisky-Messe aus Frankfurt. Da dachte ich, es könnte einerseits schwierig werden, gleichzeitig genügend Aussteller und Besucher nach Bern zu locken.»

Andererseits, meint Heinis, finde die Whiskysaison ja hauptsächlich im Winter statt. So gesehen läutet die Berner Messe jetzt die Whiskysaison ein. Einzige Unsicherheit: Sollte das Wetter am Wochenende zu sommerlich sein, möchte manch ein Gast vielleicht doch lieber ein kühles Bier.

2. Berner Whiskymesse: 9./10. September, Kursaal, Bern. Infos: www.berner-whiskymesse.ch

Ein Kommentar zu «Bern läutet die Whiskysaison ein»

  • Rainer sagt:

    Na ja, viele (junge) Menschen mögen Whisky nicht. Warum? Wer in ein Lokal geht und einfach ein Whisky bestellt, dem wird einfach ein ´Scotch´ serviert. Dabei gibt es so viele verscheidene! Bourbon, Canadian, Rye, Irish, und natürlich die überdotierten Malts. Der wohl grösste Unterschied besteht zwischen einem MALT/SCOTCH und einem CANADIAN. Erstere sind üppig und beinhalten Raucharomen. Die Canadians werden sehr sorgfältig destilliert. Sie kommen auch ohne Raucharoma daher. Das ist kaum bekannt. Nur eine umfassende Degustation, die ich jeweils mit den Studierenden an einer Hotelfachschule durchführte, entscheidet darüber, ob man Whisky grundsätzlich mag, und wenn JA, welche! Es lebe die Vielfalt! Alles andere kommt einer Vergewaltigung gleich.

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