Obelix und die Onse

 

 

IMG_4359Die gestochen scharfe Fernsicht vor einer Woche erinnerte an herbstliche Wandertage und weckte in uns die Lust, vor dem nächsten Testessen einen Hoger zu besteigen. Wir reservierten im Gasthof Alpenblick auf dem Ferenberg – und blieben dann angesichts der Sommerhitze trotzdem so lange wie möglich an Gewässern, ehe wir mit dem RBS nach Stettlen fuhren und bloss die halbe Stunde spazierten, die es von dort für den Aufstieg auf den Ferenberg braucht. Der Himmel war zwar nicht mehr so klar wie ein paar Tage zuvor, aber doch klar genug, damit wir das eindrückliche Alpenpanorama geniessen konnten.

IMG_4360Bei den Vorspeisen lernten wir dazu: Das Onsen­ei stammt nicht etwa von einem exotischen Vogel namens Onse, sondern ist ein nach fernöstlichem Vorbild gegartes Ei. Nach einer Stunde in etwa 65-grädigem Wasser – wie in der Onse, einer japanischen Thermalquelle – resultiert das perfekte pochierte Ei. Im Alpenblick kam ein solches auf einem Speckbrottoast und an einer Schnittlauch-Hollandaise (Fr. 15.30) daher. Lecker!

Das Gleiche galt für die marinierten Pouletspiessli mit Aprikosensenf (Fr. 19.80), auch wenn das Kunststück, Huhn am Spiess saftig zu halten, nicht ganz gelang. Zu beiden Gerichten gehörte jeweils auch noch ein «bunt gemischter Saisonsalat», dessen Üppigkeit aus den Vorspeisen veritable Fitnessteller machte.

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Dass auf dem Ferenberg grosse Portionen serviert werden, zeigten auch die Hauptgänge. Bei den Lammhüftli mit Kräuterkruste an Balsamico-Jus und Zartweizenrisotto (Fr. 33.20) fiel die Beilage für Normalesser deutlich zu üppig aus, doch darf man davon ja etwas stehen lassen.

Die Hauptsache gelang dafür voll­endet: Das Lamm war butterzart, die Kruste würzig und knusprig. Mit gespanntem Hemd an einer geschmorten Schweins­haxe glasiert mit Dunkelbier und Kar­toffelspiess (Fr. 24.30) zu nagen – wer sich einmal wie Obelix fühlen möchte, der gehe auf den Ferenberg.

IMG_4368Auch bei diesem Gericht überzeugte das Fleisch ohne Abstriche; knapp konnten wir uns zurückhalten, die Haxe wie die Gallier in die Hand zu nehmen und sie schliesslich mit einem zufriedenen Rülpser in die Wiese zu werfen. Bloss die Kartoffeln waren ein bisschen langweilig.

Gewandert wird im Herbst wieder – sei es in der Region, sei es in den Alpen, die man vom Ferenberg aus so schön sieht. Nach dem Essen brauchten wir nicht mehr zu Fuss zu gehen: Glücklich rollten wir den Hang hinunter.

Gasthof Alpenblick, Ferenberg, 3066 Stettlen, 031 931 40 07; Mi/Do Ruhetag

Die Quittung

Auf dem Tisch: Ambitionierte, kreative Vor- und Hauptspeisen, für Ausflügler schöne Desserts.

Abgerechnet: Preise wie in der Stadt – aber mit einer Extraportion Alpenblick.

Aufgefallen: Die herzliche Atmosphäre, sowohl von den Gastgebern aus wie von den Gästen, die einander grüssen.

Abgefallen: Der Kellner wurde vorübergehend ein bisschen gar zutraulich, kriegte aber letztlich die Kurve.

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