Ein Elefantenohr im Tramway

 

IMG_4408aJüngst herrschte eine kleinere Aufregung um das Restaurant Tramway am Breitenrainplatz. Es sei konkurs, meldeten alarmierte Cordon-Bleu-Fans via Twitter. Die Meldung entpuppte sich schnell als Sturm im Wasserglas, da der Inhaber lediglich die Rechtsform seiner Firma umgewandelt hatte. Dennoch nahmen die Besseresser den Wirbel zum Anlass, die Quartierbeiz mit ihren stadtbekannten Schnitzel und Cordon-Bleus auch einmal zu besuchen.

Gleich vorneweg: Beinahe hätte es nicht im ersten Anlauf geklappt. Leichtsinnig, wie wir waren, verzichteten wir anfangs Woche auf eine Reservation. Nur dank der Liebenswürdigkeit der Servicefrau konnten wir uns in der schummrigen Beiz niederlassen. Gleich neben Militärs, Breitsch-Quartieroriginalen sowie einer beachtlichen Menge an hippen Urbanen, die wir eher gegenüber in der Barbière vermutet hätten.

Die Speisekarte im Tramway besteht aus Fleisch (oder Fischstäbli) mit Pommes oder Rösti. Oder Hamburger. Oder Fondue, für zwei Personen. Kein Schnickschnack und gut machbar für den Koch, der mit lediglich einer Hilfskraft in der Küche arbeitet. Die Besseresser entscheiden sich für einmal Cordon-Bleu (Fr. 25.80) und einmal Wiener Kalbsschnitzel mit Pommes frites (29.80), voraus einen grünen Menusalat ( 4.80).

Während der (langen) Wartezeit hatten wir genug Zeit, uns in der Beiz umzusehen. Im Lampenschirm über dem Stammtisch steckten unzählige Schweizerfähnchen aus Papier. Die Servicefrau wimmelte währenddessen eine stattliche Zahl von Gästen ab – eine gute Idee, denn sie machte den Service in der nicht gerade kleinen Gaststube alleine. Aus der Küche ertönte in regelmässigen Abständen ein dumpfes Pochen: Die Schnitzel wurden von Hand flachgeklopft.

Dann kam der Salat: Genau so unprätentiös, wie wir ihn uns vorgestellt hatten. Frischer Eisberg, eine Fertigsauce von der besseren Sorte und getrocknete Schnittlauchringli. Etwas später dann der Hauptgang. Zwei Teller, von der Grösse für eine Pizza geeignet. Auf dem einen das Wiener Schnitzel, das auf beiden Seiten über den Rand hinausragte. Aber halt – wir hatten doch nicht zwei davon bestellt!

Auf dem zweiten Teller lag nämlich ein Stück Fleisch, nur unwesentlich kleiner als das Schnitzel. Dafür aber wesentlich dicker. Ungläubig betrachteten wir das Ding: Es war tatsächlich ein Cordon-Bleu, und was für eines. Frisch und hausgemacht, es würde für eine ganze Familie reichen. Das Schnitzel, ebenso tadellos im Geschmack, war eher geeignet für eine Person. Die Pommes Frites spielten in der ganzen Geschichte eine Nebenrolle, aber auch sie waren genau richtig frittiert.
Kurz: Am Schluss mussten wir die Servicefrau bitten, den Rest des Cordon-Bleus einzupacken. Was sie gerne tat – vermutlich nicht zum ersten Mal. Mit dem Aluminiumpäckchen in der Hand wanderten wir von dannen und waren uns einig: Es wäre tatsächlich ein Jammer, wenn es das Tramway nicht mehr geben würde.

Die Quittung:

Auf dem Tisch: Paniertes und Frittiertes in grossen Portionen.

Abgerechnet: Sensationell günstig. Aufgefallen sDie enorm freundliche und hilfsbereite Servicefrau.k

Abgefallen: Die Wartezeiten sind an der Grenze des Erträglichen.

Restaurant Tramway, Militärstrasse 64, 3014 Bern, Tel. 031 348 28 48,  Di bis So: 16 bis 00.30 Uhr.

2 Kommentare zu «Ein Elefantenohr im Tramway»

  • Daniel Gasche sagt:

    Die Wartezeiten sind DEUTLICH über der Grenze des Erträglichen!
    Ich war letzte Woche, Dienstag, 18:45 mit meiner Begleiterin dort. Essen noch vor 19:00 bestellt (2 x Wienerschnitzel).
    Als um 19:45 noch immer nicht serviert wurde, war ich geistig schon so weit, den Laden zu verlassen. Nur der Engelsgeduld und dem Gleichmut meiner wunderbaren Begleiterin war es zu verdanken, dass wir dann doch noch im Tramway gegessen haben. Ca. ab 19:55 – also gut eine Stunde nach der Bestellung!!! Unter der Woche!!!
    Das Essen war ja durchaus gut, die Portionen grosszügig.
    Aber eben: 55 Minuten Wartezeit für 2 Wienerschnitzel ist jenseits von Gut und Böse.
    Und die hygienischen Verhältnisse in dieser Beiz (WCs!!!) lassen sehr zu wünschen übrig.
    Mein Fazit: ich war zum letzten Mal da!

  • Peter sagt:

    @Daniel, sei froh dass Du kein Bier über den Kopf gekriegt hast.
    Das Quartier sollte man tunlich meiden.

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