3 x Chick-Lit, oder: Erst lesen, dann backen

Eine super Ausgangslage: Eine Frau an einem Küstenort in Cornwall (hier: der echte Mount St.Michael). Sie hat Schulden, ist ohne Mann und ohne Job. (Bild: Fotolia)
- Jenny Colgan: „Die kleine Bäckerei am Strandweg“ Die Geschichte von Polly, die ihren Freund verlässt und weg von der Stadt (Plymouth) auf ein Inselchen (Mount Polbearne – Jenny Colgan nimmt sich den echten Mount St. Michael zum Vorbild) zieht, beginnt eher lahm. Das hängt damit zusammen, dass die Protagonistin ein heulendes Elend ist und ziemlich viel jammert. Doch es dauert nicht lange, bis sich das ändert und man als Leserin mitten im Geschehen ist. Aber Achtung: Auch wenn sich da ein Fischer für Polly interessiert und sie „zufälligerweise“ in eine leer stehende Bäckerei zieht (und auch zufällig leidenschaftlich gerne backt), es kommt alles ganz anders, als man denkt. Auch mit dem jungen Papageientaucher Neil, den sich Polly als Haustier hält.
In Mount Polbearne gibt es fortan gutes Brot. Polly macht es, und dazu Käsestangen und Zimtschnecken. Sie bandelt mit einem Mann an, entliebt sich wieder. „Die kleine Bäckerei am Strandweg“ ist jetzt, am Ende des Sommers, perfekte Lektüre, weil man ja noch nicht ganz loslassen kann von Strand und lauem Lüftchen: Das ist Chick-Lit vom Feinsten. Auch weil zwischen den Zeilen nicht nur eine Meeresbrise zu wehen scheint, sondern der Duft von frisch Gebackenem fast zu riechen ist. Während des Lesens läuft einem das Wasser im Mund zusammen ob all den Dingen, die Polly in ihrer Bäckerei zubereitet. Gut, sind die wichtigsten Rezepte am Schluss des Buches aufgeführt. Dann ist es nicht so traurig, wenn das Buch zu Ende ist.
Hier finden Sie die ganze Kritik.
Jenny Colgan: „Die kleine Bäckerei am Strandweg“, 490 S., Berlin-Verlag
2. Kristin Harmel: „Solange am Himmel Sterne stehen“ Auch Hope ist Bäckerin – am Cape Cod, einer Halbinsel im Südosten von Massachusetts. Wenn an diesem Himmel über Cape Cod die Sterne sichtbar werden, erinnert sich Hopes Grossmutter Rose McKenna – an Menschen, die sie verlor und von denen sie nie jemandem erzählte, auch nicht ihrer Enkelin. Doch Rose weiss, dass es bald zu spät sein wird, denn sie hat Alzheimer. Sie bittet Hope, nach Frankreich zu reisen, was diese tut und eine herzzerreissende Geschichte entdeckt. Es ist ein schmaler Grat, der Kitsch und Romantik trennt, und nicht immer gelingt es der Schriftstellerin, die für „Glamour“ und „People“ gearbeitet hat, den richtigen Weg im Licht der Sterne zu finden. Macht aber nichts. Die Geschichte ist spannend bis erschütternd, Überraschungsmomente erstaunlich häufig gesät und überhaupt: Auch hier finden sich viele Rezepte. Für Güezi und Stückchen vor allem. Was Hope in ihrer Bäckerei verkauft, kann jeder nachbacken. Nordstern-Blaubeermuffins etwa, Nordstern-Vanilleküchlein, Über-Nacht-Baisers oder Sternetörtchen.
Kristin Harmel: „Solange am Himmel Sterne stehen“, 480 S., Blanvalet
3. Andrea Israel, Nancy Garfinkel: „Johannisbeersommer“ Okay. Dieser Briefroman hat einen richtig schönen Titel. Das ist es dann aber auch schon. Die Geschichte von Lilly und Valerie, die sich seit Kindestagen kennen und zeitweise sogar mögen, ist dermassen lahm, dass man es lange gar nicht glauben kann. Es ist nicht einmal, dass nichts passieren würde, sondern mehr, dass die Figuren keinerlei Entwicklung durchzumachen scheinen. Im Erwachsenenalter klingen ihre Briefe von Teenagern. Warum dieses Buch trotzdem erwähnenswert ist? Es ist voller Rezepte. Nicht nur solche zum Backen, aber auch. Muntermacher-Brotpudding mit Zimteis, verlässliches Maisbrot, Isaacs Iglutorte, gefüllte Mondplätzchen. Konfetti-Spaghetti, Freitagabend-Fischstäbchen oder vegetarische Samosas für gutes Karma. Isaacs Iglutorte. Yummy! In den USA war „Johannisbeersommer“ der Fernsehproduzentin Andreas Israel und Foodjournalistin Nancy Garfinkel ein grosser Erfolg und hat zur Gründung zahlreicher Clubs geführt, in denen Frauen Rezepte austauschen und alte Freundschaften wieder aufleben lassen.
Andrea Israel, Nancy Garfinkel: „Johannisbeersommer“, 431 Seiten, List Verlag
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