Ein Abend mit Dionysos
Rapsani Epilegmenos? Nie gehört. Griechischer Wein ist nicht gerade das Spezialgebiet der Besseresser, das müssen wir einräumen. «Sie dürfen ihn gerne probieren», sagt die Kellnerin in der Taverna Sternen in Belp, einer von aussen unauffälligen Beiz, die sich abends in eine griechische Taverne verwandelt. Wir kosten also den Rapsani – und auch noch den Monatswein, wenn uns das schon angeboten wird. «Sie müssen doch richtig aussuchen können.» Opa! (griechischer Ausruf der Begeisterung). Was für ein grandioser Service! Wir wählen den Rapsani. Er stammt von den südlichen Hängen des Olymp und ist mit seiner leicht harzigen Note bereits zum Vorspeisenteller für zwei (22 Fr.) ein überzeugender Begleiter. Wird griechischer Wein doch zu Recht besungen?
Die griechische Küche gehört sicherlich nicht zu den raffiniertesten, kann aber ausgezeichnet schmecken, wenn die Gerichte frisch und liebevoll zubereitet sind. Das waren sie in der Taverna ausnahmslos. Die Mezze (Vorspeisen) waren etwas vom Leckersten, das wir je bei einem Griechen serviert bekamen. Wenn nun jemand kritisieren möchte, dass «lecker» ein unglaublich deutscher Ausdruck sei und seltsam in der BZ, so sagen wir: stimmt. Aber er passt in der Taverna in Belp. Es assen auffallend viele deutsche Gäste dort. Was den Schweizern ihr Italiener, ist unseren nördlichen Nachbarn der Grieche.
Zurück zum Kulinarischen. Nach gefüllten Weinblättern, Poulet in Sauce, Bohnensalat, Halloumi, Teigtäschchen mit Spinat und Feta, Rindfleischbällchen mit Zaziki, Auberginensalat, Manitarakia (frittierte Champignons) und köstlichem, noch warmen Fladenbrot mit Oregano waren unsere Bäuche eingeturnt für die Hauptgänge: Die volle Ladung Fleisch gönnte sich der eine Tester mit Mixed Grill (Poulet, Lamm und Fleischbällchen). Auch nicht auf die Vegiseite schwenkte die Testerin und wählte den Gyros-Teller. Beide Gerichte wurden mit Pommes frites serviert und überzeugten uns – vielleicht war der Preisunterschied vom Gyros (26 Fr.) zum Grillteller (36 Fr.) etwas gar gross.
Bei diesem Essmarathon wollten wir nicht kurz vor dem Ziel aufgeben. Wir teilten uns auch noch ein Dessert. Ein erfrischend säuerliches, aber dennoch sündig cremiges griechisches Joghurt mit Honig und gehackten Nüssen (7.80 Fr). Nach einem Kaffee griechischer Art und dem vom Haus offerierten Schnaps kugelten wir Richtung Bahnhof. Dionysos, Gott des Weines, wachte über uns.
Taverna Sternen Belp, Muristrasse 3, 3123 Belp, Telefon 031 819 00 11. Öffnungszeiten: Mi bis Sa 8.45 bis 23 Uhr, So 9.30 bis 22 Uhr. Mo und Di Ruhetag.
Auf dem Tisch: Traditionelle gutschweizerische Mittagsmenüs, am Abend konsequent griechische Spezialitäten.
Abgerechnet: Mittags ausgesprochen günstig, abends etwas teurer, aber angemessen.
Aufgefallen: In der Taverna finden regelmässig Abendanlässe statt: griechische Buffets,
Spezialitäten aus Zypern oder Hellas Grill im Sommer.
Abgefallen: Die Taverna hat sicherlich nicht die schönste Lage direkt an der Hauptstrasse und neben einem Shop für Tierbedarf. Essen und Service trösten aber darüber hinweg.
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