Fisch statt Cholera

Fisch

Gemischter Fisch (Bild: nk)

Erst kürzlich haben wir ja Streetfood-Bücher vorgestellt. Essen, das auf der Strasse verkauft wird, fremde Länder, fremde Gerüche, tolle Foodfestivals.

Heute gibts auf dem Bundesplatz etwas viel Besseres: Streetfood aus der Schweiz, und zwar ausnahmslos. Wobei es eigentlich Parkfood heissen müsste: Heute findet der Nationale Pärke-Markt statt. 18 regionale Naturpärke und das Netzwerk Schweizer Pärke nehmen teil – man kann sich vorstellen, was das kulinarisch heisst … es ist ein Schlaraffenland!

Deshalb verschwenden Sie eigentlich auch nur Zeit, wenn Sie das hier lesen. Der Markt dauert noch bis 19 Uhr – höchste Zeit also, nach Bern zu gehen!

Ich lümmelte ab halb zwölf vor dem Stand des Landschaftsparks Binntal herum. Wegen der Cholera. Seit Jahren will ich echte Walliser Cholera probieren. Aber es kommt irgendwie immer etwas dazwischen. Dabei weiss ich: Diese Art Pastete mit Lauch, Kartoffeln, Käse und Äpfeln hätte ich wahnsinnig gern. Jedenfalls wird mir beschieden: Der Cholera-Koch kommt erst um halb eins.

Zeit rumbringen ist natürlich kein Problem. Ich esse Geisskäse aus dem Diemtigtal (den es übrigens auch bei Coop zu kaufen gibt), schaue der sympathischen Frau Sieber aus dem Regionalpark Gruyère-Pays-d’Enhaut zu, wie sie Käse hobelt, schnappe mir ein Stück Bienenstich bei, oje, ich weiss nicht mehr wo, und nicke bei allem, was mir die Tessinerin erklärt, ich verstehe zwar, was sie sagt, aber mir will partout nichts Italienisches mehr einfallen ausser: Mamma mia, che bello! So viele feine Sachen! Signora vom Progetto Parco Natzionale del Locarnese kaufe ich übrigens noch eine Seife ab, „Rosmarino e Timo“ – Rosmarin und Thymian. Sie riecht so gut, dass ich sie fast aufesse. („Naturale“, sagt Signora. Wäre wohl also nicht so schlimm).

Und dann ist es halb eins. Ich stehe wieder beim Binntal. Von Cholera keine Spur. Vom Koch auch nicht. Und obwohl ich ungefähr bei jedem Stand etwas Käse oder Süsses probiert habe, bin ich hungrig. Für Cholera, beschliesse ich, muss ich wohl tatsächlich einmal ins Wallis fahren. So einfach ist das.

Ich hole mir mein Mittagessen bei den Tessinern. Es schmeckt himmlisch. Und ist, was ich allem trendigen Streetfood-Schischi der Welt vorziehen würde: Einfach. Fisch. Aus dem Lago Maggiore. Fertig.

2. Nationaler Pärke-Markt auf dem Bundesplatz in Bern, heute, 20. Mai, bis 19 Uhr

 

Kommentarfunktion deaktiviert.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.