Käse aus Boll in London
Am ältesten Markt von London, dem Borough Market, befindet sich zwischen dem Mozzarella-Stand und neben «Une Normandie à Londres» der Laden von Jumi Käse aus Boll. Es ist Freitagnachmittag und ich habe fast keinen Platz im vollen Laden. Praktisch niemand schafft es, daran vorbeizulaufen. Draussen bestaunen drei Damen den aufgeschnittenen Emmentaler, drinnen kaufen zwei Frauen «Blaues Hirni», ein Käse, der schon derart geschimmelt ist, dass er blau schimmert.
Der Verkäufer Tamas Schmidt packt den Käse ein und sagt: «Ich habe noch etwas, probiert mal.» Er nimmt den Hobel und gibt ihnen ein Stück Belper Knolle zum Probieren. «Der ist gut», meint eine der Kundinnen. «Den nehmen wir auch, aber dann haben wir genug Käse». Dabei hängt an der Wand ein Schild, das besagt: Man kann nie genug Käse haben.
Seit fünf Jahren verkauft Jumi ihren Käse hier am Borough Markt. «Zuerst hatten wir nur einen Tisch, aber nun diesen Stand an bester Lage», erzählt mir Tamas Schmidt. Er selber arbeitet seit 3.5 Jahren für die Berner, davor arbeitete er in Budapest in einem Restaurant, wo auch der Jumi-Käse angeboten wurde.
Der Zufall wollte es, dass er die beiden Jumi-Gründer kennenlernte und so fing er an für sie zu arbeiten. «Ich habe auch Bern besucht, das machen alle, die hier länger arbeiten», sagt der 27-Jährige. Dort seien die Leute grosszügiger mit dem Geld, hier in London würden sie genau schauen, wie viel Käse er abschneidet.
Und schon kommt die nächste Kundin, die Käse für ein Fondue kaufen will. Auch ihr kann Schmidt eine Belper Knolle verkaufen. «Die Knolle ist unser bestes Produkt», bestätigt der Verkäufer. Und fügt an: «Ich habe immer einen daheim im Kühlschrank.» Londoner würden neue Dinge lieben und Käse sowieso, so sei es einfach zu verkaufen.
Wenn er die Kundschaft aber beschreiben sollte, seien es doch massgeblich Touristen, die kaufen. Von Woche zu Woche würden es aber auch immer mehr Londoner kommen und vor allem mehr Restaurants, die den Käse ins Sortiment aufnehmen würden. «Derzeit sind es rund 20 Restaurants», freut sich Schmidt. Mit am Stand arbeiten der Geschäftsführer Marcello und weitere vier Personen.
Während ich durch die Stände schlendere, fährt über meinem Kopf immer wieder ein Zug durch, da sich der 1756 eröffnete Markt unterhalb von einer Eisenbahnbrücke befindet. Der Markt ist in zwei Teile geteilt: Dort, wo Jumis verkaufen, ist die Frischwarenabteilung. Geht man zwischen zwei Pfeilern durch, kommt man zur Streetfood-Abteilung, wo man von frischem Karamel über «Fish and Chips» bis hin zu vietnamesischem Essen alles bekommt.
Jumi, Dienstag bis Sonntag ab 10 und 18 Uhr, Borough Market, London.Das blaue Hirni und weitere Bilder finden Sie hier.
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