Wieso Gott sein kein guter Beruf ist

«Poller»-Kolumnistin Gisela Feuz regt sich über die Limmat auf und hegt plötzlich himmlische Ambitionen.

 

Nachbar (durch das Loch in der Küchendecke): Feuz, wie gehts?
Frau Feuz: Schlecht.
NB: Was ist denn nun schon wieder los?
FF: Ich war schwimmen in der Limmat.
NB: Ja und?
FF: Dieses nichtsnutzige Ding von einem Pseudofluss ist weniger tief als mein Lavabo. Jetzt hab ich zwei blaue Knie und Schrammen an den Schienbeinen.
NB: Aber Feuz, alle Welt weiss doch, dass die Limmat nicht die Aare ist.
FF: ÄUÄ?!
NB: Komm schon, ist doch nicht so schlimm. Lach in die Welt, und die Welt lacht zurück.
FF: Deine blöden Kalenderweisheiten kannst du dir sonst wohin stecken, beim heiligen Johannes.
NB: Wieso denn gerade der?
FF: Wieso denn nicht der?!
NB: Feuz, jetzt tu mal nicht so pampig. Was ist los mit dir?
FF: Ach. Ich glaub, ich hab eine Lebenskrise und bin kurz vor Phase 3.
NB: ???
FF: Na, die drei Lebensphasen. Phase 1: exzessiv ausgehen und feiern. Wenn das nicht mehr geht, kommt Phase 2: exzessiv Sport treiben. Und wenn auch das nicht mehr geht, Phase 3: zu Gott finden. Wobei ich den nicht einmal suchen müsste, der ruft ja wöchentlich hier an.
NB: Und warum ruft er dich an?
FF: Der hat auch eine Lebenskrise und will sich beruflich weiterentwickeln. Gott sein ist seit der Aufklärung ja auch nicht mehr das, was es mal war. Und ausserdem sind die örtlichen Arbeitsbedingungen unter aller Kanone.
NB: ???
FF: Na, die Arbeitsbedingungen im himmlischen Büro. Hast du gewusst, dass das Gehirn schrumpft, wenn man im All ist? Ausserdem sorgt die Schwerelosigkeit dafür, dass die grauen Zellen komplett überfordert sind, weil der Gleichgewichtssinn im Innenohr und die Augen unterschiedliche Signale senden. Das heisst Kotzen und Kopfweh. Dazu kommen Rückenschmerzen, weil die Schwerkraft die Bandscheibe nicht mehr zusammendrückt, Körperflüssigkeit verschiebt sich von den unteren Körperregionen in den Kopf, weswegen du Storchenbeine bekommst und eine aufgedunsene Rübe.
NB: Boah, krass.
FF: Sag ich ja. Kein Wunder, hat der olle Gott die Nase gestrichen voll. Er überlegt sich jetzt, ob er als Präsident der USA kandidieren soll. Oder Fifa-Präsident fände er auch noch gut. Ich hab ihm geraten, vorher einen Kurs in Kommunikation und Krisenmanagement in der Migros-Clubschule zu besuchen, weil damit hat er bis anhin ja nicht exakt geglänzt.
NB: Und wer wird dann Gott?
FF: Och. Nun ja. Ich hätte da so eine Idee.
NB: ???
FF: Wer ist ausgesprochen kompetent in allen Bereichen, verfügt über Führungsqualitäten, hat Überzeugungskraft, ist innovativ, kreativ und charismatisch, kann andere motivieren und inspirieren, auf Augenhöhe kommunizieren, eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen, visionär denken, ist moralisch gefestigt, ethisch integer und verliert bei aller Ergebnisorientiertheit trotzdem nicht den Menschen aus dem Blickfeld? Na?
NB: Ich habe keine Ahnung, wer das sein soll.
FF: Ach, komm schon. I’m available, wie man in Züridütsch sagen würde.

Ein Kommentar zu «Wieso Gott sein kein guter Beruf ist»

  • Nina sagt:

    Frau Feuz. Was machen Sie denn – um Himmels Willen – in Zürich?!
    Übrigens Vorsicht: Grössenwahn ist ansteckend… 😀

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