Vor sehr vielen Jahren, als Volontär im «St. Galler Tagblatt», spielte ich manchmal in Begleitung anderer niederrangiger Redakteure eine Partie Darts. Das Dartbrett nannten wir «Der Leser». Wir warfen die Pfeile mit echtem Hass: mit voller Kraft und wenig Präzision. Der Hass hatte Gründe. Denn wann immer einer von uns von den Chefs zurechtgepfiffen, zusammengestaucht, […]
Mehr davon!Archiv für die Kategorie ‘Haltung’
Kurze Theorie der Leser, dieser Bastarde
Constantin Seibt am Montag den 6. Mai 2013Wie man einen Welterfolg landet. Der Massanzugsartikel (Teil 2)
Constantin Seibt am Montag den 29. April 2013Ah, schön Sie wieder zu sehen, gestärkt durch einen Kaffee und das Wochenende. Letzten Freitag ging es um die Verfertigung von Massanzugsartikeln. Also Artikel, bei denen der Stil den Fakten wie angegossen passt. Und heute geht es um das gleiche. Und es wurde versprochen, mit etwas Sauberem und Praktischem zu beginnen: mit einem Skelett. (Falls Sie […]
Mehr davon!Der Journalist als Dandy. Der Massanzugsartikel (Teil 1)
Constantin Seibt am Freitag den 26. April 2013Fakten sind nur die Hälfte der Botschaft. Die andere ist der Stil. Wobei der Stil meist – mehr oder weniger elegant – zum seriösen Transport des Inhalts dient. Wie jeder Vertreter trägt der Text also einen Business-Anzug von der Stange. Was aber passiert, wenn man den Fakten einen echten Massanzug verpasst? Immer dann, wenn Aufbau […]
Mehr davon!Jeder Krüppel hat seine eigene Art zu laufen
Constantin Seibt am Mittwoch den 17. April 2013Der «Tages-Anzeiger» ist eine liberale Zeitung. Man hat als Redaktor viel Freiheiten. Einer der wenigen Fälle, bei denen ich einen entschiedenen Befehl zum Streichen erhielt, war bei einem Artikel zur Wahl des neuen Fernsehdirektors, Rudolf Matter. Kritisiert wurde die Anfangsszene: Bei der Pressekonferenz sass Matter zwischen den beiden entscheidenden Leuten, die ihn gewählt hatten: SRG-Direktor Hans […]
Mehr davon!Mut im Büro
Constantin Seibt am Donnerstag den 4. April 2013Einer der peinlichen Momente im Journalismus ist, wenn Leser einem zu seinem Mut gratulieren. Verblüffenderweise geschieht das fast immer dann, wenn man breit Akzeptiertes schreibt: etwa Kommentare gegen Banken, Manager oder das Bankgeheimnis. Zehn Jahre davor, als dieselben Kommentare noch umstritten waren, klang das Echo anders. Damals war das Publikum 50:50 gespalten. Die erzürnte Hälfte warf einem Absurdität vor. Und auch […]
Mehr davon!Die Pflicht zur Grösse – warum man sich nicht in der Provinz hängen lassen sollte
Constantin Seibt am Freitag den 29. März 2013Es gibt zwei Zitate aus dem Film «Kinder des Olymp», die in jeder Redaktion hängen sollten. Das erste sagt der Schauspieler Frédérick, als er noch als Pantomime arbeitet: Wie, was – wieso soll ich Pantomime spielen, wenn ich doch ein Orchester in der Brust habe? Das zweite Zitat äussert der Dandy und Verbrecher Lacenaire, nachdem er einen […]
Mehr davon!Kurt Felix, die Pudelfrisur, ein Jahresgehalt und andere bösartige Nebeneffekte
Constantin Seibt am Freitag den 15. März 2013In meinem Nachruf zum Showmaster Kurt Felix schrieb ich letztes Jahr, dass ich in nur zwei Begegnungen gleich drei Dinge von ihm lernte: Beim ersten Mal etwas über Interviews und Macht. Und beim zweiten Mal das Fürchten. Jedenfalls kostete das Ganze meine Familie wahrscheinlich ein paar Hunderttausend Franken. Es begann mit einem grossen Foto von mir in der […]
Mehr davon!Würden Sie eine Zeitung mit gelegentlichen weissen Flecken kaufen?
Constantin Seibt am Mittwoch den 20. Februar 2013Das ist ein alter Plan von mir. Ich habe ihn schon vielen Leuten vom Fach vorgeschlagen und eigentlich haben ihn alle für widerlich oder für verrückt erklärt. Je höher in der Hierarchie, desto entschiedener. Der Plan ist folgender: Wenn ein Artikel kurz vor Redaktionsschluss hineinkommt und er ist ziemlich mies und man hat keine Alternative, […]
Mehr davon!Die Strategie für die Zeitung von morgen, Teil 1: Das Modell HBO
Constantin Seibt am Montag den 18. Februar 2013Wer ist der grösste Künstler des noch jungen 21. Jahrhunderts? Wenn Sie mich fragen, wäre meine Antwort: Passend zurzeit ist es kein Mensch, sondern ein Konzern: der amerikanische Bezahlsender HBO. Dabei war Fernsehen ein Medium, das unter Experten als kreativ tot galt. Das Rückgrat der meisten Programme besteht seit Jahren unverändert aus Kopien von Kopien: […]
Mehr davon!Warum deutsche Chefredaktoren in der Schweiz scheitern
Constantin Seibt am Freitag den 8. Februar 2013Erst waren es Gerüchte, dann ein Communiqué: Ralph Grosse-Bley ist als Chef des «Blicks» Vergangenheit. Er war sicher einer der eisernsten Bosse, die dieses Land je gesehen hat. So eisern, dass man nicht einmal wusste, ob er es genoss. Ein Chefredaktor, so hart wie bei seinen Redaktoren höchstens die Zähne. (Hier ein gelungenes Portrait.) Und trotzdem […]
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