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Jeder Krüppel hat seine eigene Art zu laufen

Constantin Seibt am Mittwoch den 17. April 2013

Der «Tages-Anzeiger» ist eine liberale Zeitung. Man hat als Redaktor viel Freiheiten. Einer der wenigen Fälle, bei denen ich einen entschiedenen Befehl zum Streichen erhielt, war bei einem Artikel zur Wahl des neuen Fernsehdirektors, Rudolf Matter.

Kritisiert wurde die Anfangsszene:  Bei der Pressekonferenz sass Matter zwischen den beiden entscheidenden Leuten, die ihn gewählt hatten: SRG-Direktor Hans Fünfschilling und Radio-Direktor Walter Rüegg. Damit ergab sich folgendes Bild: Fünfschilling (rechts) hatte eine Glatze, einen weissen Bart und keine Brille.  Ruegg (links) hatte weisses Haar, keinen Bart, aber eine Brille. Matter (in der Mitte) hatte keinen Bart, weisses Haar und keine Brille.

Das heisst:  Zwei Herren hatten einen dritten gewählt, der aussah wie ihr gemeinsamer Kompromiss. Oder wie ihr perfektes Übergangsbild beim Morphing.  Ich fand das bemerkenswert. Die Redaktion nicht.  Man sagte mir, dies sei ein News-Text, und so eine Passage gehöre gestrichen. Ich protestierte.  Die Morphing-Illusion sei der stärkste Eindruck bei der Pressekonferenz gewesen.  Und deshalb müsste man sie bringen.  Man antwortete:  Wir sind hier nicht im Kulturteil.

Jedenfalls wirft dies die Frage auf:  Soll man Leute in Zeitungstexten auch körperlich schildern?

Das Leib-Seele-Problem

Im Prinzip ist diese Frage ein fernes Echo eines uralten philosophischen Streits, der Philosophen und Ärzte seit der Antike beschäftigt: des Leib-Seele-Problems. Sind Geist und Körper getrennt oder sind sie eins?  Plato sprach sich für Dualismus aus: die Seele ist unsterblich, der Leib nicht. Aristoteles sah das Lebendige als «Pneuma», als Eigenschaft des Körpers.

Lange Zeit, bis in die Moderne hinein, dominierte Plato. Heute neigt man mehr Aristoteles zu.  Ich auch. Das aus persönlichen Gründen. Denn ich habe von meinen Vater einen federnden Gang geerbt. Und ich glaube, das hat mein Schicksal besiegelt. Denn jedes Gefühl hat seinen Rhythmus: Wut, beispielsweise, versetzt den Kopf ins Maschinengewehrfeuer, Melancholie ins Schleichen. Und dieser Rhythmus wird durch meinen Gang  sabotiert. Laufe ich wütend oder wie immer durch die Strasse, denke ich spätestens nach fünf Schritten eine unpassende Nebenbemerkung. Es ist der Gang eines Kindes, und er macht mich zu einem leichtgewichtigeren Menschen: zu einem Korken im Meer.

Kurz: Es wäre schwierig, mein Portrait zu schreiben ohne den Gang. Kein Wunder, schätze ich den Satz des irischen Dichters und IRA-Attentäters Brendan Behan: «Every cripple has it’s own way to walk his own way of walking.»

Und kein Wunder, macht für mich journalistisch die Beschreibung des Aussehens Sinn. Aus drei Gründen:

  1. Schon aus Prinzip: Beschränkung ist Unfug. Journalismus ist für alles zuständig.
  2. Entscheide, etwa in Politik oder Wirtschaft, sind fast immer multifaktoriell. Sachzwänge, Vorurteile, Stimmung, Taktik, Zufall, Nebenziele, Geschick oder Pech treffen zusammen. Und manchmal auch der Körper des Entscheidenden. Eine präzise Analyse gleicht oft einer Collage.
  3. Mit dem Beschreibung des Aussehens hat man eine Chance, die man sonst selten hat. Denn normalerweise kennt der Leser die Recherchen des Journalisten nicht. Er muss diesem vertrauen. Doch sobald ein Foto des Beschriebenen neben dem Artikel steht (oder dieser prominent ist) kann der Leser bei der Schilderung des Aussehens seine Eindrücke mit dem Text vergleichen. Hier kann ein Journalist einen Augenblick lang die Genauigkeit seines Blicks beweisen.

Was bleibt, ist der Satan

Einen der dümmsten Fehler, den ich als Anfänger machte, war, Figuren von der Scheitel bis zur Sohle zu beschreiben.  Das machte richtig Arbeit. Und war nicht unknifflig: Wie zum Teufel schildert man einen Hals?

Irgendwann fragte ich mich, warum die Portraits trotz aller Arbeit völlig tot blieben. Man hätte die Leute zwar zeichnen können nach meiner Schilderung, aber sehen konnte man sie nicht. Nach zwei, drei Jahren Nachdenken kam ich auf die Lösung: Man erfasst einen Menschen mit einem Blick. Und so schnell muss es auch schriftlich gehen.

Weit effektiver als jede Schilderung von Kopf bis Fuss ist eine schnelle, etwa:

Er war dick und hatte eine rote Nase.

Nach diesem Prinzip sind eigentlich alle wirksamen Personenbeschreibungen gebaut. Selbst kompliziertere wie etwa diese von Dashiell Hammett:

Samuel Spades Unterkiefer war lang und knochig, sein Kinn ein scharf vorspringendes V unter dem ausdrucksvolleren V seines Mundes. Die rückwärts geschwungene Linie seiner Nasenflügel bildetete ein weiteres, kleineres V. Seine gelbraunen Augen lagen waagrecht. Das V-Motiv wurde erneut von den Augenbrauen aufgenommen, die von der Doppelfalte über seiner Hakennase nach aussen hin anstiegen, während sein blassbraunes Haar von hohen, flachen Schläfen zu einer Spitze in der Stirnmitte auslief. Er sah aus wie ein eigentlich ganz umgänglicher, blonder Satan.

Ohne den letzten Satz, der den Gesamteindruck zusammenfasst, wäre die ganze Personenbeschreibung wertlos. Von ihr bleibt eh nichts ausser der netten Spielerei mit den Vs und dem allgemeinen Eindruck eines Gesichts von einiger Kantigkeit. Alle die Details – der Haaransatz, die Augen und Haarfarbe – sind sofort vergessen: Sogar beim Autor, der die Haarfarbe in einem Satz wechseln lässt. Was bleibt, ist der Satan.

Im Grund haben Sie zwei Strategien:

1. Sie setzen alles auf eine Karte, also auf ein anatomisches Detail. Etwa bei Friedrich Glaser:

Die Art des Terrors, die Farny ausübte, war versteckt. Es waren vor allem seine Augen. Die Iris war grau und schmal, mit vielen winzigen gelben Tupfen. Darum lag eine Hornhaut, durchzogen von vielen roten Äderchen. Aber was diese Augen eigentlich so entsetzenserregend machte, konnte niemand recht sagen. Sie waren wohl leer, ganz und gar ausdruckslos, auch wenn man fühlte, dass der Sergeant innerlich von Wut geschüttelt wurde, die Augen blieben sich gleich.

2. Sie fassen den Gesamteindruck in ein Bild. Etwa bei Raymond Chandler:

Hinter sein Hutband waren ein paar bunte Federn gesteckt, aber die hatte er eigentlich nicht mehr nötig. Selbst auf der Central Avenue, wo man nun wirklich nicht die dezentest gekleideten Leute der Welt sehen kann, sah er so unnauffällig aus wie eine Tarantel auf einem Quarkkuchen.

Bei dieser Methode hilft ziemlich oft die Technik des Wie-Vergleichs, des schärfsten Spezialeffekts beim Schreiben.

Das Leib-Seele-Problem, Teil II

Gutes Schreiben ist immer eine Frage der Ökonomie. Und deshalb müssen Körperbeschreibungen idealerweise zwei Ziele gleichzeitig erfüllen:  Das Innere wie das Äussere beschreiben. Dabei stellt sich erneut das Leib-Seele-Problem,  hier gespiegelt in zwei Zitaten:

Mit 30 hat jeder das Gesicht, das er verdient. Camus

Wir urteilen stündlich nach dem Gesicht und wir irren stündlich. Lichtenberg 

Eines der interessanten Dinge bei jedem Portrait ist, wie jemand in seinem Körper steckt:  Es gibt Business- und Modekörper (etwa der Marathon laufende Manager); es gibt programmatische Körper (etwa der schlecht sitzende Bauernanzug an Christoph Blocher); es gibt intelligente Körper (etwa bei Schauspielern, die auf jeder Photographie gut aussehen), es gibt schlafende Körper (etwa bei einem Freund von mir; alles ist unbeweglich, nur was gesagt wird, ist brillant); es gibt Körper, die den Charakter aussprechen und solche, die ihm widersprechen (Als Gymnasiast sah ich einen gemütlichen Polizisten mit Kindergesicht, der einen Betrunkenen verprügelte).

Das heisst: Man muss die Körperbeschreibung von Fall zu Fall einsetzen: Mal ist er Berufskörper, mal Klassenmerkmal, mal Unbeteiligter, mal Kontrast, mal Bekenntnis.

Letzteres ist er etwa in einem News-Artikel über den damaligen Bundesrat Pascal Couchepin, geschrieben von meinem heutigen Bürozellennachbarn Jean-Martin Büttner. Ich weiss noch, wie ich die Büttners Beschreibung an einem Junimorgen 2003  las, völlig unvorbereitet vor meinem Kaffee, im Nachrichtenteil:

Denn an ihm ist alles gross. Das beginnt bei der cäsarisch vorgeformten Nase, die der Innenminister in die Geschäfte seiner Bundesratskollegen steckt und mit der er zugleich politische Konstellationen vorauswittert. Dazu kommen seine fleischigen Ohren, mit denen er genau auf die Reaktionen hört, die er mit seinen Vorstössen provoziert hat, weil er nämlich nur so weit geht, als es ihm nicht schadet. Dazu kommen seine riesigen Füsse, mit denen er allen vorausmarschiert. Das grösste Organ des Bundespräsidenten bleibt indes virtuell: sein alles niederwalzendes, alle übertönendes, selten an sich zweifelndes Ego. Wäre er nicht so intelligent, debattierfreudig und auch witzig, der Mann wäre absolut nicht auszuhalten.

Seitdem konnte ich Couchepin nie anders sehen.

1 Meter 92 grosser Journalismus

Aber zum Schluss noch eine Warnung. Beschreiben Sie einen Körper nie, ohne die Person bewusst beobachtet zu haben. In einer Recherche über einen Mann, der einen überraschenden Sprung an die Spitze eines Weltkonzerns gemacht hatte, musste ich tagesaktuell recherchieren. Ich hatte den neuen Chef zwar zuvor bei ein oder zwei Generalversammlungen am Tisch sitzen gesehen, aber als Nebenfigur. Nun rief ich Hinz und Dr. Kunz an, um über ihn zu reden. Zwei Leute sagten den Satz: «Er ist ein kleiner Mann.» Also schrieb ich:

Er ist ein kleiner Mann, der…

Und kassierte noch Jahre danach Spott. Der besagte Konzernchef mass über 1 Meter 90. Meine Informanten, zwei verfluchte Platoniker, hatten über seine Seele geredet.

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51 Kommentare zu “Jeder Krüppel hat seine eigene Art zu laufen”

  1. Kastigator sagt:

    “… macht Sinn”? Echt jetzt? Bitte erkläre uns, o Constantin, wie du Sinn herstellst. Oder schlag einfach irgendwo unter “false friend” nach. -> Sinn haben, Sinn ergeben, sinnvoll sein – es geht im Zweifelsfall auch auf Deutsch.

    • Constantin Seibt sagt:

      Geehrter Kastigator, ich weiss. In der WoZ, wo ich früher arbeitete, stand “… macht Sinn” als Staatfeind Nr. 1 auf der Liste für falsches Deutsch. Kein Wunder, versuchten subversive Redaktoren es immer wieder in die Zeitung zu schmuggeln. Unsere Begründung: “… egibt Sinn” ist zwar orginaleres Deutsch als der US-Import “… macht Sinn”, aber einen Tick umständlicher. Und längst wird auf der korrektorfernen Strasse “Das macht Sinn” gesagt. Und im Zweifel ist schriftliche Sprache stärker, wenn sie nahe an der mündlichen ist. Meine Wette dazu: In 10 Jahren steht das auch im Duden.

      • Kastigator sagt:

        Es steht jetzt schon drin, einfach mit dem Vermerk: ugs. Und das wird so bleiben.
        Gleichwohl denke ich, man muss nicht jeden volksmündlichen Blödsinn mitmachen – auch in zehn Jahren werden bei sprachsensiblen Personen die Wasserreservoirs noch gespeist werden und nicht gespiesen und werden die Passanten noch gewinkt haben und nicht gewunken.
        Beim Tagi hast du mit Abstand die beste Sprache (okay, Büttner vielleicht noch an guten Tagen und der Mooser) – bei anderen hätte ich gar nicht erst reklamiert. Für alles Weitere empfehle ich Wolf Schneider.

        • Constantin Seibt sagt:

          Danke für das Kompliment, Kasigator, das mich an den Bibelvers erinnert: Wer seinen Sohn liebt, der züchtigt ihn. Wobei ich bei gespeist und gespiesen noch bei dir bin, bei gewinkt und gewunken schon nicht mehr ganz. Aber eben: Every cripple has it’s own way to walk. Generell glaube ich, dass Sprache nicht zu rein sein sollte, sondern ein wenig schmutzig, sonst fühlt man sich darin nicht wohl: ganz so wie zu Besuch in einem klinisch sauberen Wohnzimmer. Wolf Schneider ist zwar ein guter Exorzist, aber ganz teufelsfrei sollte man sich seine Hölle nicht machen lassen.

        • Ali Ferkous sagt:

          Im Duden steht in erster Linie teutonisches Standarddeutsch (teutonisch ist der wissenschaftl. Fachbegriff für das, was Deutsche “Bundesdeutsch” nennen – als ob Deutschland die einzige Bundes-Republik deutscher Sprache wäre: da wären noch Österreich und auch die Schweiz…) und in letzter Zeit sehr viel “ugs.” und Pseudo-Helvetismen wie “Älplermagronen”, mdal. für Älplermakkaronen. “Es macht Sinn” ist Schweizer Standarddeutsch – da sollten wir uns nicht von deutschen Aversionen leiten lassen gegen diejenigen, die ihnen nach dem II. WK wieder auf die Beine geholfen haben (s. Marshall-Plan)

          • Wer recherchiert, wird den Ausdruck ‘macht Sinn’ schon bei Lessing entdecken. Aber so sind sie, unsere ‘Deutschretter’: sie stellen – wie Wolf Schneider oder Bastian Sick – wilde Vermutungen über ein anglizistisches Migrantenkind an, das sich dann doch als ein veritabler Adelsspross deutscher Hochliteratur erweist …

        • Jeeves sagt:

          Wetten, dass all die “macht Sinn”-Plappertaschen (also weder Seibt noch Jarchow) nicht Lessing im Kopf hatten (oder gar haben) sondern billige Hollywood-Film-Synchronisation?

          • Constantin Seibt sagt:

            Und wenn’s so wäre? Bildung ist Bildung, lieber Jeeves, weil Herzensbildung. Der Herr Lessing hat auch ein Tränendrüsenstück à la Hollywood verfasst (“Mrs Sarah Sampson”) und der Mann, der Ihren Namen erfand, Jeeves, hat auch ganze Romane gekonnt dahingeplaudert, etwa “Seine Lordschaft und das Schwein”. Halten Sie also den Ball flach und nicht Ihre Gedanken.

      • E. Gulk sagt:

        Lessing zett Beh schrieb: “Ein Übersetzer muss sehen, was einen Sinn macht”. Eine Sinnmach-Diskussion gibt es in den Scilogs: http://www.scilogs.de/wblogs/blog/sprachlog/sprachkritik/2010-01-28/max-frisch-macht-sinn
        Ich genieße Seibts schnoddrigen Stil, der mitreißt. Viele Texte, ja auch viele Produkte, sind vermutlich deshalb so gähn, weil sie im Vorfeld zurechtgestutzt werden von Bescheidwissern und höher bezahlter Vernunft, bis jeder Anflug von Originalität durch Konformität ersetzt ist. Die Bescheidwisser sind dabei natürlich immer auf der sicheren Seite, gut verschanzt hinter Studien.

    • Hans Kernhaus sagt:

      Helvetismus, Herr Kastigator. Das erlauben sich Leute wie Frisch, Dürrenmatt, Meienberg und Seibt hin und wieder. Bewusst oder unbewusst.

      Nicht übermütig werden jetzt, Herr Seibt, gell?!

      • Constantin Seibt sagt:

        Keine Angst, Herr Kernhaus. Den Helvetismus betrachte ich ganz bescheiden als patriotische Pflicht des einfachen Schweizer Knaben, der ich bin. Irritiert bin ich nur dadurch, dass mein automatisches Rechtschreibkorrekturprogramm hartnäckig Hellenismus vorschlägt.

  2. Fabienne sagt:

    Herr Seibt, Sie haben meine Deutsch-Stunde verschönert 😀 ! Sehr schön beschrieben.

  3. Fritz Hochhuth sagt:

    Warum gibt es keine Bildunterschrift? Ich vermute, das Gemälde der zwei Nackten ist von Lucian Freud, hätte es aber gern genau gewusst und finde es von der Redaktion und dem Autor unfair und unprofessionell, die Urheberschaft nicht zu nennen. So ein Maler hat doch auch “Credits” verdient, oder?
    Ausserdem finde ich es furchtbar bedauerlich, dass es kein Foto von dieser Pressekonferenz gibt, die im Text so witzig beschrieben wird: Dass da zweiMedienbonzen ihren gemorphten Kompromiss gewählt haben.
    freundliche Grüsse

    • Constantin Seibt sagt:

      Jep. Ich hab das Foto lange gesucht, aber nicht gefunden. Und ja, das Bild ist von Freud, doch der ist so berühmt, dass das jeder weiss.

      • Fritz Hochhuth sagt:

        Faule Ausrede. 1. Weiss längst nicht jeder, wer Lucian Freud ist und 2. kommt es darauf ja auch gar nicht an! 3. Schreiben Sie die Bilder in Ihrem Blog leider NIEMALS an. (Auch der schöne Pottwal neulich oder das schwülstige Kriegs-Schiff-Aquarell wurden so verwendet als hätte man sie “raubkopiert” ) Die Urheber werden also nicht genannt und das ist sehr respektlos. Da Sie doch selbst ein (guter) Autor sind und gerne Ihrem Namen unter oder über die eigenen Texte schreiben, sollten Sie das auch bei den Bildautoren machen. Warum muss ich Ihnen das erklären? Ist das nur meine Rechthaberei?

      • Hansjürg Mark Wiedmer sagt:

        …das war jetzt aber eine ganz unelegante Art von “name dropping”, die einen Teil der interessierten Leser als ungebildet abklassiert und den sehr geschätzten Verfasser als ziemlichen Snob…

  4. Joseph Mattenberger sagt:

    Der «Tages-Anzeiger» ist eine liberale Zeitung.
    Das mag im Bezug auf die Redaktoren zutreffen.
    Aber nicht unbedingt auf die Kommentarschreiber – manches verschwindet (plötzlich).
    Das kann aber auch daran liegen, dass die Gruppe der Freischalter personell unterdotiert ist. (Sparmassnahmen?).

    • Ali Ferkous sagt:

      heute ist jeder und alles “liberal”, das ist mittlerweile zu einem Wohlfühl-Schaumgummi-Begriff geworden.

      • Constantin Seibt sagt:

        Yep. Man muss den Begriff liberal den neoliberalen Dieben wieder wegstehlen.

        • Adrian Schweizer sagt:

          Nach diesem Satz hab ich schon gar nicht weitergelesen. Schlechter Einstieg, Herr Seibt. Liberal ist eine Weltanschauung, das pure Gegenteil des Etatismus, den der Tagi täglich vorbetet. Segeln im Kielwasser der SP. Der Tagi ist links, nicht einmal links-liberal. Oder wenn Sie lieber wollen: neosozialistisch.

          • Constantin Seibt sagt:

            Bewundernswert, Herr Schweizer, Ihre Gradlinigkeit, die ja der Kern des liberalen Gedankenguts ist. Und wie Sie beweisen, wie beneidenswert praktisch eine Weltanschauung ist. Sie erspart viel Zeit, beim Lesen und beim Denken.

          • Adrian Schweizer sagt:

            Ja eben, Herr Seibt, stünde dieser erste Satz nicht da, hätte ich mir die Zeit fürs Lesen genommen. Sie scheinen mir viel zu intelligent, um einen solchen Satz zu schreiben. Da muss sich jemand in Ihrer Abwesenheit auf Ihrer Tastatur getummelt haben.

  5. Constantin Seibt sagt:

    Es liegt auch an der Flut der Kommentare. Und – leider – auch öfter an deren Mangel an Höflichkeit, fürchte ich. Zum Trost: Sonst verschwindet ja auch fast alles: die Artikel in der Altpapierabfuhr und selbst Bücher nach zwei Monaten aus dem Laden. Wer schreibt, bleibt nicht mehr: Er baut Sandburgen am Meer.

    • Joseph Mattenberger sagt:

      Geschätzter Herr Seibt,
      oder ebenso plötzlich wieder aus den Fluten des Internets – auftaucht.
      Und, es gibt Bücher – auch bei mir – die würde ich nicht vermissen, andere sind fast “heilig”…

    • Joseph Mattenberger sagt:

      Fast “heilig” hat aber nichts mit dem Preis zu tun.
      Eine in Paris an der Seine für ein paar Euro erstandene franz. Originalausgabe von Schopenhauer:
      “Aphorismes sur la sagesse dans la vie” – Ausgabe Paris 1943.

  6. Apropos Brendan-Behan-Zitat: Ein anderer irischer Dichter wusste: «Nur Oberflächliche achten nicht auf Äusserlichkeiten» bzw. «It is only shallow people who do not judge by appearances.» (Oscar Wilde, doch das weiss ja jeder)

  7. Bettina sagt:

    Ich verehre Seibt und er ist der einzige, dem ich abnehme, dass er “Sinn machen” irgendwie subversiv benutzt um das Woz-Trauma abzuarbeiten. Trotzdem die Frage: Müsste es nicht “its own way” heissen, ohne Apostroph? Abgesehen davon heisst das Zitat korrekt “Every cripple has his own way of walking”. Dass jemand verkrüppelt ist, macht ihn oder sie ja nicht zum Neutrum.

    • Joseph Mattenberger sagt:

      Das WOZ-Trauma ?
      Für mich ist das schon sehr alt.
      z.B.: “Das Krähen des Gallischen Hahns” – von Niklaus Meienberg.
      (Ich will mich jetzt nicht näher darüber auslassen, wie N.M. von der “gauche-cavier en Suisse” bezeichnet wurde).

      • Adrian Schweizer sagt:

        Politisch korrekt und damit Tagi-konform müsste es heissen: “has his or her own way”. Komisch, dass da noch kein Gleichstellungsbüro interveniert hat. Oder auch nicht … schliesslich ist das Genus ja im Deutschen maskulin.

  8. Markus Schneider sagt:

    Statt ständig Blocher irgendwo mit reinzuziehen wär doch auch richtig Englischlernen mal was: es heisst natürlich its und nicht it’s. Der Apostroph hier ist nicht nur überflüssig, sondern schlicht falsch. Dazu wird auch noch falsch zitiert, tatsächlich sagte Behan nämlich: “Every cripple has its own way of walking.” Hier “walk” bzw. “walking” als “Laufen” zu übersetzen ist der dritte Fehler und doch sehr schweizerdeutsch gedacht – richtig auf deutsch übersetzt hiesse es: Jeder Krüppel hat seine eigene Art des Gehens. Na gut, Sprachkompetenz kann man wohl auch anderswie beweisen. Nur wie.

    • Mager sagt:

      Zu 1. und 2., d’accord, wie der Ire sagt. Zu 3.: Als Ihre Tochter sich von allen Vieren in die Senkrechte erhob, was waren Ihre stolzen Worte am Telefon, um es der Verwandtschaft mitzuteien: “Die Kleine ‘geht’ schon!”?

  9. Philosoph sagt:

    Geschätzter Herr Seibt,
    das titelgebende Zitat ist inhaltlich und orthographisch falsch wiedergegeben. Korrekt hiesse es: “Every cripple has his own way of walking” (statt “…it’s…”). Zudem ist der Philosoph “Platon” beide Male im Text als “Plato” bezeichnet. Wie muss ich mir nun den Autor optisch vorstellen? Ich tippe mal auf eine eher flache Stirn…

    • Constantin Seibt sagt:

      @ Philosophus, @ Herr Schneider, @ zurückverehrte Bettina! Damn, ihr habt alle Recht. … his own way of walking ist correct, so hat das Brendan Behan gesagt. Kein Wunder, bin ich fast durch die Matur gerasselt: wegen der Fremdsprachen und der ungenügenden Noten beim Deutschaufsatz. (Standardzensur: Thema verfehlt! Rechtschreibung!) Gut, dass man keine Prüfung machen muss, um Journalist zu werden.

  10. wolfgang thienhaus sagt:

    lieber constantin

    schön dass du dich wieder an die gute alte krimizeit erinnerst zu der du vorübergehend den kontakt verloren hast.

    dein wolfi

  11. Gian Snozzi sagt:

    1. Lese den Text begeistert, stolpere aber über “macht Sinn” 2. Lese Kastigator und bin froh, dass ein anderer die Kleinkackerei übernimmt. 3. Lese Seibts Replik mit den Argumenten, die ich mir selbst auch gegen meine eigene “macht Sinn”-Aversion zurechtgelegt hatte. 4. Lese erneut Kastigator und denke: der hat doch recht. 5. Lese Seibts abermalige Replik. Denke: sehr schön, Sprache muss schmutzig sein! Ja, aber “macht Sinn” ist kein Schmutz, sondern Mist. 6. Lese Hochmuth. Denke: hat recht der Mann. 7. Danke Seibt für sein tolles Blog.

  12. Ich bin auch der Meinung, dass das Aussehen Wichtiges über die Person sagt und beachtet werden muss. Habe den Beitrag darum mit grossem Interesse gelesen. Anstelle des Gemäldes am Anfang, das für den Artikel irrelevant ist, wäre mir ein Foto des Autors lieber gewesen. Dies hätte meine Lekture ergänzt und abgerundet.

  13. Gian Snozzi sagt:

    8. Seibt gewinnt, was natürlich Sinn macht, denn er versteht hier am meisten vom Schreiben.

  14. Xian sagt:

    Immer wieder wird der sorgfältig vermittelte optische Eindruck dadurch zunichte gemacht, dass der Interviewer keinen Fotografen mitnimmt. Ich lese dann von früh ergrautem Brusthaar und betrachte dazu einen Herrn im Rollkragenpullover. Schade.

  15. Adriano Granello sagt:

    Auf den ersten und zehnten BLICK völlig daneben, und doch gehört es hierhin, schliesslich ist Seibt auch Tagesanzeiger, ist auch Teil des Hype um den Bombenanschlag in Boston, ICH BIN TAGESANZEIGER, also Kollektivschuld! Kurzfassung: Anschlag eines Verrückten, sofort Muslimen zugeordnet, an Hollywood gemahnendes Reaktionsszenarium, ein TA, der mit Newsticker jeden Seufzer protokolliert und sensationsgeil an seine dankbaren Boulevard-Leser berichtet. Gäbe es nebst der Alten Dame von der Falkenstrasse eine Alternative, ICH würde vor lauter Ekel alle TA-Erzeugnisse rechts liegen lassen. Pfui!

    • Constantin Seibt sagt:

      Herr Granello, ich werde meinen Verlegern, meinen Chefs, meinen Kollegen, mir selbst gerne mitteilen, dass sie sich in Zukunft an Ihrer unaufgeregten Art ein Beispiel nehmen sollten.

  16. Adriano Granello sagt:

    Dann ist meine Botschaft wohl gut angekommen, danke schön!

  17. Hans Müller sagt:

    Weit mehr als die Hälfte der Kommentare zu irgendwelchen sprachlichen Details, die obligaten Lobhudeleien und die übliche Zensurdiskussion und wenn man grosszügig ist, etwa zwei Beiträge zum Inhalt. Ist das nicht etwas frustrierend für den Schreiberling?

  18. Anna Nuehm sagt:

    Etwas spät, aber von dennoch:
    Da haben Sie nicht nur Sinn gemacht, Herr Seibt, sondern mir auch den Tag.

  19. Anna Nuehm sagt:

    Ohne “von”, bitte. Streichen Sie bitte das “von”. Wie stehe ich sonst da?
    Ich wollte “von Herzen” schreiben und nahm es zurück.
    Fataler Fehler.

  20. Neru Kaneah sagt:

    Clark, Andy: Being There – Putting Brain, Body, and World Together Again.
    MACHT TOTAL SINN.
    ROFLCOPTER!

  21. Jeeves sagt:

    Ich bleib dabei, solch Gerede kommt — ebenso wie das “Früher Vogel fängt…” anstatt unser “Morgenstund hat Gold…” um noch ein Beispiel zu nennen — durch die Übernahme schlechter (schnell, billig) Synchronisation von Hollywood-Filmen.
    Nicht die Filme sind ich schlecht, wie Sie mir oben unterstellen, nein, ich schrieb von der ahnungsfreien Synchronisation ins angeblich Deutsche. Lessing hat damit überhaupt nix zu tun.

  22. Jeeves sagt:

    ein “ich” muss raus.