Nun, nach dem letzten langen Blogeintrag (Journalismus ist ein Existentialismus) wurde ich gefragt, ob ich mich gelegentlich auch kürzer fassen könnte. Ihr Wunsch, mein Befehl. Statt noch einmal eine Predigt darüber zu schreiben, dass Fakten auch im Journalismus nur Rohstoff – also Dreck – sind und es darauf ankommt, was für eine Story man daraus macht, hier meine Lieblingsanekdote zum Thema. Sie sagt dasselbe, nur schöner.
Es ist Sir Alfred Hitchcocks Erzählung über die beste Story-Idee der Welt:
Ein Drehbuchschreiber hat nachts immer die besten Ideen. Doch am Morgen sind sie alle vergessen. Eines Abends legt der Drehbuchschreiber einen kleinen Notizblock auf den Nachttisch. In dieser Nacht wacht er auf – und er weiss, dass er die beste Filmidee der Welt hat. Eine, die alle anderen Filmideen um Längen schlägt. Er notiert sie und schläft wieder ein.
Am nächsten Morgen wacht er wieder auf, geht unter die Dusche, erinnert sich: «Die beste Idee… Mist, vergessen … Nein! Habe sie aufgeschrieben!» Er springt aus der Dusche, rennt ins Schlafzimmer, packt den Notizblock und liest: «Junge trifft Mädchen.»
Und die Moral? Beim Schreiben ist der offizielle Anlass fast nichts. Aber was man daraus macht, fast alles.
Nur ist ein Journalist, der sich über diese Anekdote definiert, im falschen Beruf. Oder arbeitet beim Blick.
Die Geschichte kenne ich von Billy Wilder, der sie Schlöndorf als seine Geschichte vor der Kamera erzählt hat. Hier klaut wohl jeder von jedem 😉
Wirkliche Könner sind auch Könner des Diebstahls, vermute ich. Abgesehen davon ist der geistige Diebstahl die einzige Form des Kompliments in der intellektuellen Welt, die wirklich zählt. Eben ein Beweis der Tat, nicht des Worts.
zum stehlen halte ich es mit dem grossen unbekannten: http://www.flickr.com/photos/hisgett/3762597413/
“Stehlen” Sie nur weiter Herr Seibt – denn nicht alle – wissen immer die Quelle; das heisst – man lernt dazu.
Und, vielleicht gelingt es Ihnen sogar einmal, zu “stehlen”, ohne dass jemand es merkt…
Darüber hinaus aber noch dies:
http://www.torontostandard.com/video/alfred-hitchcock-defines-happiness-a-clear-horizon
A clear horizon: sehr schön!
Vielleicht sollten sie besser Drehbuchautor werden?
Und ich kenne diese Anekdote von Fritz Lang.
Ist es denn so wichtig, von wem sie ist? Reicht es nicht, dass sie gut ist?
Ich hoffe sehr, Constantin Seibt werde auch in Zukunft längere Texte schreiben. Kurzfutter gibt’s mehr als genug.