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Die Praxis der Ratteninsel

Constantin Seibt am Freitag den 18. Mai 2012

Willkommen zurück auf der Ratteninsel, halb fremde Leser! (Ganz fremde finden Teil 1 dieses Posts hier: Die Theorie der Ratteninsel.)

Wie immer das Wichtigste gleich zu Anfang. Und zwar der Satz des Entertainers Sammy Davis Junior: «Du kannst immer improvisieren, wenn du hervorragend vorbereitet bist.»

Davis Junior hat Recht. Witz oder Originalität sind fast nie das Resultat von Inspiration. Sondern von gut versteckter Fleissarbeit. Und das nicht nur auf der Bühne. Auch im Journalismus ist clevere Unterhaltung weniger eine Frage des Kopfes als eine des Hinterns. Also eine Frage der Recherche.

Allerdings einer Recherche, die ihre Netze so weit wie möglich auswirft. Und nicht nur auf die offensichtlichen Hauptsachen wie Neuigkeiten, Zahlen, Fakten Jagd macht. Sondern auch auf die ebenso wichtigen Nebensachen: Anekdoten, Zitate, Absurditäten.

Diese Art Recherche liefert den Rohstoff für die Ratteninsel. Also für die kleinen, aber notwendigen Einsprengsel von Unterhaltung in ernsten und komplexen Texten.

Partytauglich, aber nicht abendfüllend

Im Prinzip ist eine Ratteninsel einfach zu definieren. Sie muss keine umwerfende Pointe oder Anekdote sein, sie muss schlicht Vergnügen bereiten. Der Test, ob eine Ratteninsel eine Ratteninsel ist, ist erstaunlich einfach: Würde sie bei einer Party erzählt Punkte machen?

Idealerweise hat die Insel dabei mit dem Kern Ihres Themas zu tun. Aber Gesetz ist diese Regel nicht: Besser ein verblüffendes Bonbon als gar keins. Weit wichtiger ist das Tempo. Die Ratteninsel ist knapp und schnell, damit Sie nicht viel an Platz und Schwung verlieren. (Schliesslich soll der Leser sich nicht wirklich darauf ausruhen, sondern soll nur danach kräftig weiterpaddeln.)

Zur Illustration nehmen wir ein Fallbeispiel: ein Artikel über Finanzderivate. Ein unbestritten relevantes, aber ekelhaft komplexes, also leserabstossendes Thema.

Bei einer Recherche dazu muss man ziemlich viel lesen, ziemlich viel denken und sich mit ein paar Fachleuten beraten. Aber da das Thema sämtliche Nichtfachleute abschreckt, muss man zwingend auch ein paar Ratteninseln recherchieren.

Nur, wo finden und stehlen?

Etwa hier:

1.     Zitate

Eigentlich benötigt Kultur seit drei Jahrtausenden nur zwei Rohstoffe: Geld und Zitate. Zitate sind auch im Tagesgeschäft höchst brauchbar. Schon allein, weil man auch bei vollkommener Inspirationslosigkeit Inspiriertes findet. So stösst man mit der Google-Suche «Derivate» und «Zitate» schnell auf folgende zwei Statements. Damit könnte der Anfang ihrer Story wie folgt aussehen:

Derivate sind das Komplexeste, was die Finanzindustrie hervorgebracht hat. So komplex, dass selbst die Profis darüber verzweifelt uneinig sind. Der berühmteste Investor der Welt, Warren Buffett, nannte Derivate «finanzielle Massenvernichtungswaffen». Während der berühmteste Banker der Welt, Allan Greenspan, über sie sagte: «Nichts hat die Welt so sicher gemacht.»

Wer hat Recht? (Etc.)

Dieser hier skizzierte Auftakt hat ein paar Argumente für sich. Er kommt schnell zur Sache. Und er nimmt dem themenfremden Leser auf unauffällige Weise die Scheu. Zunächst, weil zugegeben wird, was er fürchtet: Die Sache ist komplex. Und dann, weil ihm gesagt wird, dass Nicht-Wissen nicht schlimm ist: Auch die Profis sind verwirrt.

Aber Achtung! Bei allen etwas informierteren Lesern sind die beiden Zitate ziemlich berühmt. (Wenn auch wegen ihrer Kürze und Schärfe immer noch brauchbar.) Wichtig an Zitaten ist, dass sie nicht zu bekannt sind. Und dass Ihr Zitat nicht zu platt das behauptet, was Sie gesagt haben oder sagen werden. Dann wirkt es ein wenig rechthaberisch. Die Kunst des Zitierens verlangt, dass das Zitat leicht schräg zum Inhalt steht. Dann  funkelt es.

Also suchen Sie auch zu verwandten Stichworten wie «Banken», «Komplexität», «Katastrophe», «Geld» oder «Verwaltungsrat». Dann könnten sie etwa mit folgendem Schnörkel einsteigen:

Die Verwaltungsräte der Banken rechtfertigten ihre Millionenschecks lange mit Erfahrung und Überblick. Doch die Finanzkrise überraschte fast alle. Was an den Satz des langjährigen Verwaltungsratspräsidenten der Deutschen Bank, Hermann Abs, erinnerte: «Was ist der Unterschied zwischen einer Hundehütte und einem Verwaltungsrat? Die Hundehütte ist für den Hund, der Verwaltungsrat ist für die Katz.»

Doch hatten die Top-Banker die geringste Chance, ihre Branche zu verstehen? Denn Derivate sind das Komplexeste, was die Finanzbranche erfunden hat. (Etc.)

Hier – zugegeben – drehen Sie eine kleine Ehrenrunde. Aber eine lohnende. Denn mit dem Abs-Zitat haben Sie Lacher, also Leser auf Ihrer Seite. Man wird Ihnen gut gelaunt in den Sumpf folgen.

Möglich wären für den Einstieg aber auch noch andere Zitate. Etwa der Satz des Ex-US-Notenbankchefs Paul Volcker: «Die einzig sinnvolle Innovation im Banking der letzten 30 Jahre war der Bankomat.» Oder der Schlachtruf des US-Bankers John Mack, der als Chef der Derivateverkaufsabteilung von Morgan Stanley seine Angestellten wie folgt motivierte: «Ich rieche Blut im Wasser! Lasst uns rausgehen und jemanden töten!» (Womit er Morgan Stanleys Kunden meinte.)

2.     Witze

Gute Witze sind weit schwieriger zu bekommen als gute Zitate. Denn die Anforderungen sind hoch. Witze sind nur dann gut, wenn sie a) neu, b) kurz, c) wirklich witzig und d) philosophisch sind. So dass Witze sehr selten passen. Im Derivate-Artikel würde (nicht als Einstieg, aber später im Text) etwa einer meiner Lieblingswitze funktionieren:

Eigentlich schien alles perfekt organisiert: Hauskäufer nahmen Schulden bei Hypothekenbanken auf, Hypothekenbanken lieferten sie an die Derivatspezialisten von Grossbanken, diese schickten die Schulden als Papier verpackt an die Verkaufsabteilung, die diese Papiere wiederum anderen Banken verkauften, wobei diese sie mit dem Kredit bezahlten, den sie von weiteren Banken erhalten hatten. Am Ende waren die Schulden überall – und nirgends.

Damit glich das weltweite Bankensystem dem Witz von dem Professor der Betriebswirtschaft, der nach dem Tod in die Hölle kommt und dem Teufel erklärt, wie man die Hölle organisieren soll. Worauf der Teufel zu lachen anfängt und sagt: «Aber Herr Professor, die Organisation – das ist die Hölle!»

 3.     Anekdoten

Anekdoten sind immer hervorragend: Denn Menschen merken sich Geschichten, nicht Tatsachen. Deshalb wäre auch dieser erzählerisch ruhige, sachlich beunruhigende Anfang denkbar:

Selbst Profis rechneten mit dem Zusammenbruch des Weltfinanzsystems. Der Chef der 800-Milliarden-Dollar-Investmentfirma Pimco, Mohamed El-Erian, schickte 2008 zweimal seine Frau per Telefon zum Bankomaten, um so viel Bargeld wie möglich abzuheben. Einmal nach dem Konkurs von Lehman, einmal bei den Beratungen um das 700-Milliarden-Dollar-Finanzpaket im amerikanischen Kongress: «Wäre es nicht bewilligt worden, wäre das System binnen Stunden zusammengebrochen.»

Der Grund für den Beinahe-Zusammenbruch des Finanzsystems waren die raffiniertesten Produkte, die dieses Finanzsystem je erfunden hatte: Derivate. (Etc.)

Oder, später im Text, könnten Sie in dem Moment, wo sie beschreiben, dass sämtliche Finanzinstrumente, die ab 2007 das Weltbankensystem fast in die Luft sprengten, noch 2000 winzige Nischenprodukte waren, folgende Anekdote über den Bankier Fürstenberg einschmuggeln:

Der Bankier Fürstenberg war auf seinem Abendspaziergang, als er den Ruf hörte: «Haltet den Taschendieb!» Und sagte: «Ach, lassen Sie ihn laufen, wir haben alle klein angefangen.»

Oder bei der Erwähnung des Lehman-Crashs können sie kurz an den ausgestopften Gorilla im Büro des Lehman-Chefs Dick Fuld erinnern. Diesen hatten Angestellte ihm geschenkt, weil Fuld den Spitznamen «der Gorilla» trug. Und zwar, weil er nie sprach, sondern nur knurrte. Und zwar Sätze wie: «Ich will meinen Konkurrenten das Herz herausreissen und es vor ihren Augen essen, während sie noch leben.»

Nicht, dass die letzen zwei Anekdoten allzu Wesentliches zum Verständnis beitrügen. Aber als Erholungsinsel tun sie ihren Job.

4. Interessantes aller Art

Leser sind neugierig, sonst wären sie keine. Das heisst, sie sind an interessanten Dingen immer interessiert; auch wenn diese vielleicht einen kleinen Umweg zu Ihrem Hauptthema darstellen. Das stört wenig. Denn auch Ihr Hauptthema ist für den Leser, der bei seinem Morgenkaffee sitzt und eigentlich völlig andere Sorgen als Ihren Artikel hat, auch nichts anderes als ein Umweg in den Tag.

So könnten sie den Derivat-Artikel auch mit folgendem interessanten Seitenpfad beginnen:

Fast alle Journalisten waren blind. Eine der ganz wenigen, die die Finanzkrise kommen sahen, war die Finanzmarktredaktorin der britischen «Financial Times»: Gillian Tett. Sie entdeckte sie, weil sie nicht Wirtschaft studiert hatte, sondern Ethnologie: «Ich habe als Ethnologin gelernt, dass man, um eine Gesellschaft zu verstehen, nicht nur die Teile betrachten muss, über die alle reden, in diesem Fall die Aktienmärkte und die grossen Fusionen, sondern auch die gesellschaftlichen Schweigezonen.» Tett fand bei ihren Recherchen einen gigantischen Markt, über den niemand sprach: Derivate.

Wow. Gesellschaftliche Schweigezonen. Ein cleverer Gedanke. Der diese Abschweifung lohnt, oder?

5. Beobachtungen

Eigentlich die beste aller Ratteninseln. Der Augenzeuge, also der Bericht eines einzelnen Menschen, war trotz allem schon immer eine glaubhafte Quelle. Da aber beim Thema Derivate kaum Beobachtungen machbar sind, fällt diese Möglichkeit diesmal weg. Klemmen wir uns später dahinter.

6. Coole, knappe Naseweisheiten

Eines der Dinge, die an durchgehend sachlichen Artikeln stören, ist, dass man darin nichts lernt als die Sache selbst. Also nichts über das Leben. Dem kann abgeholfen werden. Und zwar, indem man so dezent wie frech ein paar sloganartige Weisheiten in den Text einstreut. Das ist auch bei alltagsfernen Themen wie Derivaten möglich.

So liesse sich etwa das Faktum, dass die für die Spekulation heissesten Finanzderivate ursprünglich als das pure Gegenteil, nämlich als Versicherungsinstrumente, erfunden wurden, mit folgendem Satz kommentieren oder einleiten:

Es ist ein altes Lied: Wer die Sicherheit sucht, findet den Tod.

Oder das Faktum, dass die Banken die Schrotthypotheken, die sie ursprünglich als vermeintlich todsichere Papiere an naive Kunden verscherbelten, plötzlich selbst kauften:

Es ist immer eine schreckliche Sünde, an die eigene Propaganda zu glauben.

Oder die Tatsache, dass CDOs (Fragen Sie nicht!) mit ursprünglich drei Tranchen innert zwei Jahren nach ihrer Erfindung mit 125 Tranchen versehen waren:

Innert zwei Jahren waren die Papiere aus dem Stadium des Barocks ins Stadium des Rokkokko gekommen.

Achtung: Das erste Problem bei derartigen Smart-Ass-Bemerkungen ist, dass sie verflucht schnell kommen müssen und dass sie nicht abgegriffen sein dürfen. (Im mittleren Fall wäre etwa der alternative Satz «Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein» keine Option.) Das zweite Problem ist, dass sie  quasi automatisch eine Hochstapelei begehen: Wie bei allen allgemeinen Bemerkungen über das Leben ist das Gegenteil meist ebenso richtig. Ich mag sie trotzdem. Erstens machen sie zumindest mir Spass. Zweitens liefern sie so etwas wie eine Zusammenfassung. Und, last but not least, garantieren sie einen Rhythmuswechsel im Text: Schon allein dieser erholt den Leser.

Uff.

Soweit zur Ratteninsel. Um eilige Leser zu warnen: Mit der Beschreibung der Inseln wurde noch fast nichts über die Substanz eines Artikels gesagt. Und auch noch nichts über die Feilarbeit, wie man komplexes Zeug möglichst einfach sagt. Hier wurde nicht übers Fleisch geschrieben. (Oder für Vegetarier: das Tofu.) Sondern ausschliesslich übers Gewürz.

PS: Meinen Versuch, die verdammten Derivate zu beschreiben, finden Sie hier. Keine Ahnung, ob der Artikel bei Ihnen funktioniert, aber er wimmelt von Ratteninseln. Zum Einstieg wählte ich übrigens keine der oben skizzierten Varianten, sondern einen damals aktuellen Fall.

PPS: Was sind Ihre bevorzugten Tricks, Leser oder Zuhörer bei der Stange zu halten?

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14 Kommentare zu “Die Praxis der Ratteninsel”

  1. Philipp Maus sagt:

    Ich habe den an Artikel durchgelesen ohne zuwissen wie mir geschah XD Super schon lange nicht mehr so süffig gelesen 🙂

  2. Moritz sagt:

    Wenn es ein Blog schaffen kann, den Journalismus zu retten, dann dieser.

  3. Philipp sagt:

    Ein Zitat aus Ihm Text:
    >>>Denn auch Ihr Hauptthema ist für den Leser, der bei seinem Morgenkaffee sitzt und eigentlich völlig andere Sorgen als Ihren Artikel hat, auch nichts anderes als ein Umweg in den Tag.

    Wenn Sie da nur nicht irren. Es gibt Leser, die informiert werden wollen, die wissen wollen, ob der Lehman-Chef einen Satz wie “Ich will meinen Konkurrenten das Herz herausreissen und es vor ihren Augen essen, während sie noch leben” auch tatsächlich gesagt hat, oder ob der Journalist diesen Satz nur irgendwo abgeschrieben hat, weil er gut tönt und gut in seine Geschichte passt.

    • Morin sagt:

      Fuld hat das Zitat in einem internen Video geäussert, wie man auf Wikipedia lesen kann.
      His belligerent philosophy is remarkably frankly revealed in an internal company video (about shortsellers) “I am soft, I’m lovable but what I really want to do is reach in, rip out their heart and eat it before they die.” Ich habe eine Frage an Herrn Seibt: Da Sie ja nie mit diesen Leuten geredet haben (Fuld, Buffet, etc), müssen Sie da nicht die Quelle des Zitats angeben? Ich finde es jedenfalls toll, dass im Tagi ein Laie mit einem abgebrochenen Phil.-I-Studium anderen Laien die Wirtschaft erklären darf.

      • Constantin Seibt sagt:

        Geehrter Morin, danke für das Zitat – und ja, Sie haben meine Qualifikation sehr elegant erkannt. Da ich Laie bin, verstehe ich vielleicht weniger vom Fach als ein studierter Profi. Aber ich verstehe viel mehr von Laien: Was verstehen diese und was nicht? Was also muss geklärt und erklärt werden? Und mit den Experten kann man reden, die Bücher und Artikel kann man lesen. Aber die Unschuld des Laien – dazu müssen Fachleute schon sehr, sehr gut sein, um sie wieder zu erlangen.

    • Orlando sagt:

      @Philipp: Um im Bild zu bleiben, Herr Seibt gehört zu jenen Metzgern, die möglichst viel Fleisch verkaufen wollen, er muss daher a) billigen Rohstoff haben und b) eine Würzmischung, die den Massengeschmack des Pöbels trifft. Der Conoisseur kauft sich sein Fleisch beim Metzger seines Vertrauens, nicht bei Herrn Seibt. Der Anspruch ist nicht, w i r k l i c h Informationen zu Finanzverhikeln zu liefern, sondern den Massenkunden den Eindruck zu vermitteln, sie hätten gerade etwas richtig Gutes gegessen und wüsten nun über den bösen neoliberalen Kapitalismus Bescheid. Dabei ist es nur Junk.

  4. jan sagt:

    ja, letzeres würde mich auch interessieren. woher nimmt man solche zitate, wenn nicht aus zweiter, dritter oder vierter hand? und ist es lauter, zu schreiben, was jemand angeblich gesagt haben soll? da bewegt man sich sehr schnell aufs glatteis, es ist nämlich durchaus relevant, ob die hauptakteure der finanzkrise bloss naiv, überfordert, im gruppendruck, aus kontrollverlust oder mutwillig bösartig gehandelt haben. wahrscheinlich war alles dabei, aber ein solches zitat ist gefährlich, weil es kaum belegt oder widerlegt werden kann. zudem wird der betroffene den artikel kaum lesen und kann sich entsprechend nicht wehren. über oswald grübel oder marcel ospel, die den artikel durchaus lesen könnten, würdest du einen solchen satz nicht schreiben, wenn du nicht 100%ig sicher wärst, dass er wasserdicht ist.

  5. jan sagt:

    abgesehen davon gehört der von dir verlinkte artikel immer noch zum besten, was über das funktionieren von CDO und CDS geschrieben wurde..

  6. Dieser Blogeintrag gefällt mir sehr – Thanks! Ich beschäftige mich mit Werbeideen und diese sind in der Regel sowas von “smiless”. Dabe ist Werbung zweitschönste Sache der Welt – Zitat: “Advertising is the most fun you can have with your clothes on” (Jerry Della Femina). Habe mir diesen Blog abonniert und freue mich auf weitere News von der Ratteninsel;)

  7. Constantin Seibt sagt:

    @ Phillip & Jan: Natürlich ist man als Journalist in den Sitzungszimmern der Hochfinanz nicht dabei. Aber es gibt Bücher (etwa die von Sorkin und Lewis), es gibt Pressearchive, es gibt Experten und niedere Banker, mit denen man reden kann. Das Ziel dieser Recherchen ist dann, einen Text zu schreiben, der gleichzeitig verständlich, lebendig und plausibel ist. Klar weiss man viel nur aud zweiter, dritter Hand. Dafür hat man den Vorteil, die Sache von aussen zu sehen.

  8. Constantin Seibt sagt:

    PS: Natürlich kann man nie sagen, dass man völlig richtig liegt. Und ich schwitze bei komplexen Themen regelmässig Blut vor Angst, etwas Wesentliches übersehen zu haben. Oder in einem kleinen peinlichen Detail falsch zu liegen. Aber: Wie die Finanzkrise zeigt waren die Top-Insider noch weit blinder. Das Ziel jedes ernsthaften Journalisten ist nicht die Wahrheit. Sondern eine grösstmögliche Annäherung daran. Mehr ist nicht zu machen.

    • Orlando sagt:

      Wahrheit? Ein grosses Wort. Dazu bräuchte es ja dann einen ehrlichen Journalisten. Ein ernsthaftes Exemplar wird jedoch hoffentlich fast immer etwas anderes in Angriff nehmen: Die Konstruktion von Wirklichkeit, der Wirklichkeit, in der sein Publikum lebt/leben will. Das ist nicht ganz das gleiche wie Wahrheit oder die Annäherung daran, oder?

      • A. Lien sagt:

        Oh Gott, sowas wie “Wahrheit” gibt es doch gar nicht. Es gibt nur Ansichten, Ideen, Vorstellungen und Interessen. Oder eben “Annäherungen”. Orlando, Du kannst nichts “Wahres” schreiben, genausowenig wie C. Seibt.

        Das gleiche sage ich über “Wirklichkeit”. Non esiste. Gibts nicht.

  9. Constantin Seibt sagt:

    Nochmal @Jan: Die Frage der Quellenangabe ist legitim. Eigentlich sollte man Quellen so oft wie möglich angeben. Aber gerade in Übersichtsartikeln, wo man queerbeet durch ein paar 100 Seiten Papier recherchiert hat, ist das kaum möglich: Sonst hätte jeder Artikel in der Zeitung einen Rattenschwanz an Anmerkungen wie eine Universitätsarbeit. Und das wäre fast unlesbar.