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Deadline live

Constantin Seibt am Montag den 25. November 2013

Auf dem Papier sollte Eigenwerbung eigentlich eine lockere Sache sein: Man verkauft ein Produkt, das man kennt. Und das man –  schon aus Mangel an Alternativen – im Allgemeinen schätzt.

Und trotzdem ist Eigenwerbung vor allem eins: unentspannt. Meiner Theorie nach deshalb: Weil sie das beinhaltet, was einen im Leben vielleicht den meisten Ärger gemacht hat: den Blick der anderen.

Ob mit den gnadenlosen Kindern auf dem Pausenplatz, den Peinlichkeiten der ersten heimlichen Liebe, später den 1000 Überraschungen der Ehe oder mit der Teppichetage im Büro: Es ist erstaunlich, dass niemand dich so sieht wie du. Irgendwann liegt der Gedanke nah, dass die Mehrheit recht hat. Und man jemand anderer ist.

Das einzig Entspannende an Eigenwerbung ist, dass man ja nicht sich selbst bewirbt, sondern ein Produkt gleichen Namens. Man kann also kaltblütig vorgehen. Und knapp.

Etwa wie folgt:

Morgen Dienstag steigt die Vernissage des Buchs zum Blog: Deadline als Talk. Es geht dort um die Zukunft des Journalismus. Möglichst nicht um das Klagen – auch wenn dieses einen guten Teil der Zukunft des Journalismus ausmachen dürfe. Sondern um die Frage: Was tun?

Da das Wichtigste, das ich dazu zu sagen habe, schon im Buch geschrieben ist, werde ich das Gegenteil des Gewohnten tun: Und endlich die Fragen stellen, die ich selbst nicht beantworten kann. An Bord sind zwei Flaschen Rotwein, Elektrozigaretten und einige der Köpfe, die ich für die Interessantesten ihrer Branche halte:

Also:

  • Michèle Binswanger: «Tagi»-Reporterin, Kollegin von der Tür gegenüber und in den lockeren Formen des Journalismus – vom Blog bis zur Polemik – so kaltblütig wie eine Katze.
  • Roger Schawinski, Ex-Erfinder des Kassensturzes, Ex-Chefredaktor «Die Tat», Ex-Gründer von Radio 24, Ex-Gründer von Tele Züri und Tele 24, Ex-Chef von Sat1, Gründer von Radio 1. Über ihn wird gespottet, dass er alles erfunden habe. Weil er es hat.
  • Daniel Binswanger, Kolumnist des «Magazins», der es geschafft hat, mit seiner Kolumne das Monopol auf etwas zu bekommen, was eigentlich eine ganze publizistische und politische Industrie bewirtschaften sollte: die linksliberale Schweiz.
  • Peter Hogenkamp, Ex-Digital-Unternehmer, bald wieder Digital-Unternehmer, bis Ende Monat noch Digital-Chef der NZZ.
  • Christof Moser, Reporter der «Schweiz am Sonntag», der härter recherchiert und schreibt als es die Zürcher Staatsanwaltschaft erlaubt.

Und dann bin noch ich dabei. So entspannt wie ein Mann vor seiner Hinrichtung. Im Theater Neumarkt, Zürich, um 20 Uhr.

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12 Kommentare zu “Deadline live”

  1. Jeeves sagt:

    Darf ich fragen: Von wem ist das “klassische” Bild?

  2. klaus sagt:

    Dann reden hier Linke mit linksliberalen Journalisten und haben dann das Gefühl sie seien repräsentativ.

    • Constantin Seibt sagt:

      Es geht in dieser Debatte nicht um politisch ausgewogen oder nicht. Sondern wie zum Teufel man seinen schmutzigen Job in in Zukunft so sauber wie möglich macht.

  3. m sagt:

    Hervorragendes Bild!

    Viel Spass, wäre gerne dabei.

  4. Good luck sagt:

    dito!

  5. Damian Kirtz sagt:

    Wird auch Thema sein, warum Tamedia und der Tagesanzeiger, alle Inhalte kostenlos online publiziert und damit a) die zahlenden Kunden vergrault (wie mich, zurzeit noch zahlend), b) so den Berufsstand des Journalisten/In und somit deren Existenzgrundlage am zerstören ist und c) welche Rolle dabei die JournalistenInnen selber einnehmen (da sie ja unbedingt jeden Artikel via Twitter oder Mail versenden wollen)?
    Vielen Dank Herr Seibt für eine Rückmeldung dazu

    • Constantin Seibt sagt:

      Nö, war nicht Thema, die Debatte luftheulerte daran vorbei. Aber ob das der Fehler ist, bleibt umstritten. Kann man online alles verstecken? Und wenn, zahlen dann die Leute. Hier herrscht allgemein eher Ratlosigkeit. Die Paywall ist eher ein defensives Instrument, um die Auflagenverluste zu verlangsamen. Aber keine Lösung.

      • Damian Kirtz sagt:

        Besten Dank für ihre Rückmeldung.
        Ja, mit Login (-zwang). Ich bin überzeugt, dass gute Inhalte (neudt. Content) ihren Wert haben & dafür in Zukunft auch weiterhin bezahlt wird. Egal in welcher Form Inhalte sind (Text, Bilder, Video, Audio, evt bald mal Düfte…). Vgl. dazu auch Tagi-Artikel, R. Zeier, 27.11.13, S. 11 in Druckausg.
        NZZ-Paywall ist für mich Zwitter-Lösung – aber immerhin hat NZZ ne Strategie & Mut!
        Besser wären mehrere Versionen: Hauptversion: Digital ! + Klein-Version Digital (Öffentl., jedoch kein Teaser. Muss Betracher glustig machen & dennoch Substanz haben) + Printvers.