Was bleibt dem klassischen Journalismus als Marktlücke übrig?
Nun, es gibt den Traum jeden Teenagers. Dieser unterhält sich mit einer begehrenswerten Frau, einem begehrenswerten Mann – und geht mit dem schrecklichen Gefühl, versagt zu haben: Keinen geraden Satz gesagt, nur Bruch, Gestammel, peinliche Dummheiten.
Und mitten in seiner Erniedrigung träumt der Teenager: von ungleichmässiger Zeit. Dass er oder sie nach dieser und jener Bemerkung des anderen eine Stunde Zeit gehabt hätte, über die richtige Antwort nachzudenken. Um dann die funkelnde Pointe, die kluge Nebenbemerkung oder den perfekten Anmachsatz zu äussern, die dem Teenager gerade jetzt eingefallen ist. Jetzt, wo es zu spät ist, da er längst einsam nach Hause geht.
Nach dieser kurzen Abschweifung zurück zur Frage dieses Posts: Was zum Teufel verkaufen wir eigentlich noch exklusiv? Oder marketingtechnisch formuliert: Was ist heute noch die USP, das Alleinstellungsmerkmal von Zeitungsjournalismus?
Denn längst sind nicht nur die Einnahmenquellen – allen voran die lukrative Rubrikenwerbung – ins Internet abgehauen. Sondern auch fast alle Exklusivprodukte: erst die News, dann die Kommentarkanzel sowie – last but not least – das öffentliche Debattenforum, das es einst nur in Kneipen und auf Leserbriefseiten gab.
Jeder ist heute DDR-Geheimdienstchef
In nur 10 Jahren sind fast alle Verteidigungslinien der Zeitung gefallen. Anfangs gab es zwar noch Polemiken. Journalisten schrieben von der sinnlichen Qualität von Papier und von kalten Computern, von erfahrenen Redaktionen und der chaotischen Desinformation im Netz, von der Lächerlichkeit der Amateur-Kommentare, verglichen mit den Profis. Das sind heute alles Argumente alter Männer. Natürlich gibt es im Netz viel Schrott. Aber auch tonnenweise verlässliche Nachrichten, brillante Faktensammlungen, und vielzitierte Expertenblogs. Nicht zu sprechen von Dienstleistungen wie Film-, Literatur- und Gastrokritik, die ebenfalls zunehmend vom Netz übernommen werden. Und so sinnlich Papier raschelt – ein iPad hat auch seinen Reiz.
Tatsache ist, dass der Besitzer eines Computers heute gratis so informiert ist, wie es vor 30 Jahren nur jemand wie der damalige DDR-Geheimdienstchef Erich Mielke war. Im Archiv des Internets steckt zwar viel Falsches, dank Facebook auch viel Klatsch – und das grösste Problem für jeden Forschenden ist die gigantische Unübersichtlichkeit. Aber genau so war es im Stasi-Archiv damals auch.
Das wissen wir alle, denn das Internet hat jedem einzelnen Journalisten neben der Konkurrenz auch die Freiheit geschenkt: über jedes mögliche Thema zu schreiben. Etwas, was sich bis etwa 1997 nur Starjournalisten von Grosszeitungen leisten konnten – etwa die Reporter des «Spiegels» mit seinem legendären Archiv. Das Internet hat uns von der Pflicht, sich zu spezialisieren erlöst. (Das Resultat ist zwar nicht immer vorteilhaft; aber der Beweis der Freiheit ist ja gerade ihr Missbrauch.)
Warum Journalisten cleverer sind als Leser
Aber zurück zum Thema: Was also bleibt Zeitungsredaktionen bei dieser Konkurrenz als exklusive Ware übrig?
Es ist der Teenagertraum.
Denn die Ware im Journalismus ist im Kern nicht die Nachricht, die Unterhaltung oder der Kommentar, sondern die Ware jedes professionellen Schreibers: komprimierte Zeit.
Um das zu verstehen, nützt ein einfaches Rechenbeispiel: Wenn ich als Journalist die grundsätzlichen Fakten für einen Artikel zusammenhabe, rechne ich – also noch ohne Recherche – mit einem Schreibtempo von 1000 Zeichen die Stunde. Diese 1000 Zeichen lesen Sie in knapp einer Minute weg.
Das heisst: Es ist für mich keine grosse Kunst, etwas cleverer, informierter, verblüffender zu sein als Sie, denn ich habe 60 Mal mehr Zeit, nachzudenken.
Zu dieser Zeit gehört nicht nur das pure Vorwärtsschreiben, sondern gelegentliches Herumträumen, das Streichen von Dummheiten, das Feilen an Pointen. Und in finsteren Momenten sogar der grosszügigen Service, den Text abstürzen zu lassen. Lieber Schweigen als Unfug.
Das Konzept von komprimierter Zeit ist auch das der Grund, warum Leute gern lesen: Sie machen ein blendendes Geschäft. In einer Minute haben sie eine Stunde fremde Denkarbeit oder mehr gewonnen.
Die Rolls-Royces werden überleben – und nicht die VWs
Es ist auch der Grund, warum Journalismus nicht beliebig rationalisierbar ist: Je höher der Output des einzelnen Redaktors, desto korrupter ist die Qualität der Ware. Zugegeben, es gibt Momente der Gnade, in denen man seine Artikel wie diktiert herunter schreibt. Und oft sind das die besten. Aber Inspiration ist Gnade. Die Regel ist sie nicht. (Und die Recherche ist ebenfalls nicht eingerechnet.)
Als Geschäftsmodell versagt das Sweat-Shop-Schreiben. Je mehr sich die Schreib- der Lesezeit annähert, desto überflüssiger, fehleranfälliger, ähnlicher mit der Konkurrenz ist das Produkt.
Deshalb, so meine erste Prognose, haben Zeitungen langfristig nur eine Chance: die Flucht in die Qualität, also in zeitraubende Bereiche wie Recherche und Stil zu investieren. Denn es werden eher die Rolls-Royces überleben als die VWs. Eventuell als dünnere Blätter, als Wochenzeitungen oder als teure Zeitungen für die Elite. Denn das letzte Alleinstellungsmerkmal, die sie anbieten, ist konkurrenzlos. Redaktionen sind Manufakturen für komprimierte Zeit: eine organisierte Gruppe von Profis, die 10 Stunden am Tag für nichts anderes bezahlt werden, als sich mit der Welt zu beschäftigen.
Auch Online-Nachrichten-Portale werden – so meine zweite Wette – spätestens sobald Kunden bezahlen müssen, aber auch sonst, nicht darum herumkommen, erstens weniger einzelne Texte zu veröffentlichen, zweitens einen wesentlichen Anteil ihrer Artikel langsamer zu produzieren: einfach, weil ihr Lesenutzen bei zu grossem Tempo gegen null tendiert. (Hier ein kleines Beispiel: der Erfolg des Online-Magazins «Salon» durch Abbau der Artikelzahl.)
Für Zeitungen, die sich erneuern, für Journalisten, die sich etablieren wollen, heisst das Gesetz der komprimierten Zeit: unverschnittene Ware zu liefern. Die richtige Strategie heisst, im Zweifelsfall weniger und konzentrierter zu schreiben.
Alles andere läuft mittelfristig am Produkt und damit am Markt vorbei.
Im Grunde heisst es: schreibt nicht soviel Müll, dann ist das Lesen keine Zeitverschwendung. Wieso nicht die Meinungen von Medienwissenschaftlern reinnehmen? Wenn man schon so schlau ist, dann muss man aber auch nicht auf eine fundierte wissenschaftliche Recherche verzichten. Vielleicht würde der Journalist dann merken, dass es nicht nur um komprimierte Zeit geht. Einige Leser wollen nebst guten und lesenswerten Artikel halt auch an der Hand genommen werden. Einige Leser legen sogar Wert auf die Meinung des Journalisten… schon mal darüber nachgedacht in den 60 mal mehr Zeit?
In vielen Textformen einer Zeitung ist die Meinung des Journalisten nicht erwünscht. Wenn Sie auf eine Meinung bestehen, lesen sie Kommentare und keine Berichte oder Nachrichten. Ich bin froh, dass der Tagi als eine der wenigen Zeitungen auf diese Vermischung von Kommentar und Bericht verzichtet.
Meine Herren, haben Sie Geduld! Sie werden hier noch soviel Meinung zur Meinung lesen und Kommentare zum Kommentar und Journalismus zum Journalismus, dass Ihnen das Herz im Leib lachen und der Bauch schmerzen wird. Rom wurde auch nicht an einem Tag niedergerissen.
Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Aber: arbeiten Sie da nicht eigentlicih für das falsche Blatt? Der Trend im Tagi geht nämlich genau in die Richtung des Sweat-Shops und das merkt man auch.
So schlimm steht es nicht um den “Tages-Anzeiger”, wie sie bedauern. Wenn auch der Trend der ganzen Branche in die Richtung geht. Aber das muss nicht für ewig so sein: Selbst Medienleute lernen dann und wann dazu. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.
Über die Hälfte der Texte des Tagesanzeiger deuten auf eine akute Sweat-Shop-Situation hin. Arbeiten Sie zu Hause oder am See? Wenn nicht, scheint Ihr Büro die Camera Obscura im Tempel der Galeere zu sein.
Dann: Warum soll das bloss der Albtraum des Teenagers sein? Das Auto-Debriefing wird doch eher schlimmer ab 30, von 40+ zu schweigen. Falsches Bild.
Und drittens: “Von der Pflicht sich zu spezialisieren, erlöst”. Wenn es eine Pflicht ist, wie kann man da je erlöst werden? Frage nur.
“Komprimierte Zeit” ist das anschauliche Schlüsselwort für ein Faktum, welches Nieman et al schon vor Jahren geschildert haben und dies gilt für bedrucktes Papier genauso wie für Internet.
Die gedruckte Zeitung hat dennoch immer den Nachteil der teuren Herstellung und Distribution und wird imho ein immer kargeres Nischendasein führen. Wer mit dem Gratis-Angebot im Internet nicht genügend informiert ist, wird gezielt kostenpflichtige Angebote dazu nehmen.
Bleibt die offene Frage, wo man Hr. Seibt in 10 Jahren lesen kann? In einem eigenen 1-Mann Bezahlangebot oder einem Pool?
Qualtität braucht Bereitschaft. Wer als Autor ein Blog betreibt, weiß in der Regel, wieviele Leser er hat, was sie lesen und wie lange. Die Lesegewohnheiten sind heute, gerade im Internet, auf Klappentextnivau. Die ersten Sätze entscheiden, ob einer bleibt. Abschweifungen wie Sie sie sich hier gönnen, werden von manchen Lesern bestraft. Und weg sind sie. Andere wiederum bleiben und werden Sie dafür lieben. Das sind jene, die sich noch auf einen Text einlassen können und wollen. Wenn man mehrere Stunden Autorenarbeit auf 5 bis 10 Minuten Lesezeit kompromiert, ist das manchen schon zu viel.
Da mögen Sie Recht haben. Aber ich würde – mit guten Erfahrungen – strategisch immer auf Frechheit setzen: Das zu schreiben, was einen interessiert. So kompakt und klar wie möglich, sicher. Aber sonst skrupellos. Und dann mal sehen, ob die Leute es lesen. Wovon ich wenig halte, ist vorbeugende Demut vor dem Leser. Also Dinge nicht zu schreiben, die zu komplex oder verspielt sind, so dass sie angeblich nicht gelesen würden. Im Grund zeigt sich in der vorbeugenden Zensur nur Verachtung des Publikums. Zugegeben: den Schnörkel mit dem Teenagertraum hätte es nicht gebraucht. Aber ich mochte ihn.
Den Schnörkel mochte ich und den Rest erst recht. Lachenden Dank!
Die klassischen Medien (wie auch ihre digitalen Ableger) sind überwiegend börsenkotierte Publikumsgesellschaften, die vom Verlauf des eigenen Aktienkurses abhängig sind. Das sichert ihnen zwar ihre Vormachtsstellung im Informationsmarkt, ist aber auch gleichzeitig ihre Achillesferse: Der Leser (Blogger) kennt keinen kommerziellen Druck und kann Beiträge frei von Sachzwängen verfassen. Das grösste Handicap des Amateurs wiederum ist der eigene Bekanntheitsgrad: Die Selbstvermarktung scheitert häufig an den beschränkten, finanziellen Mitteln, dem Zugang zu einem Newsticker und an der Zeit.
Sweat Shop? Wer kommt denn schon beim copy paste von Agenturmeldungen ins Schwitzen?
Garantieren kann ich nur eins: Herrn Seibt werden Sie auch in 10 Jahren noch lesen müssen. Für alles andere sind nämlich seine Bankkonten zu schlecht gefüttert. Und zu allem Unglück hat er auch nichts anderes gelernt.
Also ich kenne Leute, denen gehen Sie grausam auf den Wecker.
Mir nicht, ich finde Sie gut.
Merci! Obwohl ich zugeben muss: Ich bin bei beiden Fraktionen dabei.
ob wecker oder seibt, constantin bleibt!
hmm…, komprimierte zeit ist das stichwort, herr seibt. ich wollte sie schon immer mal fragen, warum sie gute lebens- und schreibzeit für mittelmässiges verschwenden, wenn ihre meisterschaft darin liegt, auf einer einzigen tagi-seite einen recht komplexen sachverhalt so auszudeutschen, wie es nur wenige im deutschsprachigen zeitungsraum beherrschen. als satiriker oder reiner kommentator bleiben sie, meiner meinung nach, immer weit unter ihrem höchsten lesewert. als kompressor dagegen sind sie immens druckvoll.
Inspiration ist Gnade. Deshalb, sehr geehrter Herr Seib, bitte ich Sie: Nehmen Sie sich bei Ihrem Wort. Seit Ihres ersten großen Wurfs in diesem Blog kommt mir einiges zu schnell heruntergeschrieben und arg stilisiert vor. “Die richtige Strategie heisst, im Zweifelsfall weniger und konzentrierter zu schreiben.” Sic!
Seit verlangt doch den Dativ und nicht den Genitiv. Ich fand diesen Text wirklich gut.
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod – und dessen Verwendung keine Stilfrage 😉
Ich kenne diese Diskussionen von meiner eigenen Galeere: Hauptsache, die Seite ist gefüllt, wer kümmert sich noch um Finessen, wir schreiben ja keine Literatur. Leider merken das die Leser, wenn auch nur indirekt. Der News-Hunger hat IMO direkt mit der lausigen Qualität vieler Meldungen zu tun. Anna’s-Best-Artikel lesen sich locker weg, nähren aber nicht. Die Hartweizengriessartikel sind die komprimierten, gefeilten, recherchierten. Mehr als eine Stimme, mehr als drei Argumente, keine Füllwörter, bref: Hochwertiges Handwerk. Wir brauchen weniger Convenience-Journalismus, nicht mehr.
“Rolls-Royce statt VW”
Die “Entwertung des Wertes” im Kapitalismus macht leider auch vor dem Journalismus nicht halt. Wenige werden sich Rolls-Royce Informationen leisten (können/wollen). Das Ikea-Volk hingegen wird dank Sweat-Shop Infos immer mehr und mehr verblöden. Von der Demokratie zur Idiokratie. Es braucht einen Marshallplan “Aufklärung 2.0”, denn das Projekt der Aufklärung ist definitiv gescheitert. Unwissenheit, Aber-Glauben und magisches Denken bestimmen immer noch viele Menschen.
Wissenschaft, analytisches/logisches Denken etc. gehört ins Volk/an den Stammtisch.
Genau so, wie Constantin Seibt es beschreibt, sieht es aus! Das ist wie mit spezialisierten Einzelhandelsfachgeschäften. Die können überleben, weil es Klasse in der Masse eben nicht gibt.
Jetzt darf ich aber mal für Herrn Seibt in die Bresche springen. Ich find’s prima und plausibel, was er hier schreibt. Und den Tagi hab ich beim letzten Schweizbesuch auch gerne gelesen (gemeinsam mit der NZZ, allerdings 😉
Grüße von einem Journaillekollegen aus Deutschland
Ich finde Ihren Beitrag sehr interessant. Persönlich glaube ich auch daran, dass sowohl im Web als auch im Print der Qualitätsjournalismus die einzige Chance ist, um sich abzuheben. Dem gegenüber steht jedoch eine junge Generation, die mit Social Media aufwächst und ein ganz anderes Lese- und Aufmerksamkeitsverhalten entwickelt. Ob da Ihr Slow-Journalism in die richtige Richtung geht, oder nur eine ältere Leserschaft bedient, wird sich zeigen.
Exakt auf den Punkt gebracht. Eventuell ein Ansatzpunkt für eine tiefergehende Reflexion, Herr Seibt?
Wir werden’s sehen. Grundsätzlich sind Menschen zwar immer verführbar. Aber wenn’s nicht klappt, dann werden wir wenigstens das Altersheim etwas fröhlicher machen. Tüfteln wir fon mal an Flagfeilen für Lefer ohne Fähne.
Das Onlinemagazin heißt SALON.com, nicht SALOON.com.
Da hat der Author wohl zu viele Western gesehen in letzter Zeit 😉
Mit freundlichem Gruß, B.
Danke für den Hinweis! Die Redaktion.
Gratulation zu diesem Blog Herr Seibt. Ich hoffe, es gibt noch genug intelligente Menschen, die den Unterschied zwischen Schreiberlingen wie Ihnen und Helmut (Jesses)Maria Glogger erkennen. Dieser darf als Paradebeispiel für Ihren Satz “…der Beweis der Freiheit ist ja gerade ihr Missbrauch” gelten. Zusammen mit Martin Kilian verschaffen Sie dem Tagi jene Portion Ironie und Biss, die für die Verdaulichkeit der täglichen Ungeniessbarkeiten aus den Nachrichten unabdingbar ist.
Seibt wie Killian vekaufen ihre Geschichtchen am Markt. Und haben ihre Nische gefunden: Die kleine Welt der “linksliberalen” Tagi-Kleinbürger im Grossraum Zürich. Diese brauchen ihren Städtli-Anzeiger, der ihnen ihr ressentimentgeladenes Weltbild bestätigt und Kilian wie Seibt kochen ihnen eben genau das Süppchen, das sie haben wollen. Hier wird Journalimsus zur Hure, denn Seibt und Kilian wüssten es natürlich besser. Ob sich jetzt Köppel von Blocher bezahlen lässt oder Seibt von seinen Seldwyla-Linken, ist nur um Nuancen verschieden.
Es ist auch nichts verwerfliches dabei. Huren sind nett.
Linker Journalismus ist ein Geschäftsmodell wie jedes andere auch. Er bedient seine Zielgruppe, den grün-roten Spiesser, und verdient damit Geld. Da kann man nichts dagegen einwenden. Und wenn die Leserschaft zum grossen Teil aus Leuten besteht, die sich vom Staat alimentieren lassen (Lehrer, Kindergärtnerinnen, Sozialarbeiter, etc.), dann kann man auch behaupten, man sei klüger als seine Leser, denn die verstehen von Wirtschaft gar nichts. Sie wissen nur, dass Kapitalismus und Banken böse sind. Und das wollen sie täglich von Seibt bestätigt bekommen. Und weil er das macht, bekommt er Applaus.
@Marin: Mit Verlaub, aber nichts wird derart vom Staat verhätschelt und alimentiert wie die Wirtschaft, wenn sie mal wieder AUA schreit. Und falls Sie mal im Spital oder Altersheim landen: Bitten Sie doch darum, den Arzt oder das Pflegepersonal aus eigener Tasche bezahlen zu dürfen, da Sie ja keine staatlichen Leistungen beziehen möchten. Herr Seibt scheint auch für ökonomistische Soziopathenhirne unverzichtbar zu sein, wie sonst könnten sich diese sonst so schön aufregen über Staatsschmarotzer und Bankenkritiker.
Aber, aber, wer wird den gleich ausfällig? werden? Man muss kein “Soziopath” sein, um zu erkennen, dass Herr Seibt eine einschlägige Karriere als linker Meinungsmacher hingelegt hat. Zwar darf er immer mal auch über andere Themen schreiben (herrlich die Rauchergeschichte mit Villiger und dem Psychologen!), aber sein ureigenes Geschäftsmodell bleibt die linke Penetranz, inkl. Bedienens eines agrundtiefen SVP-Hasses, der sachlichen Argumenten nicht mehr zugänglich ist.
All das macht Herr Seibt so. Und er macht es nicht schlecht. Er ist eben wie Köppel. Nur ohne eigene Zeitung.
@Orlando: Im Gegensatz zu “Tagi-Kleinbürger” und “Seldwyla-Linken” ist Soziopath ein wissenschaftlich klar definierter Begriff, der hier überspitzt angewandt wurde. Nur solche die’s sind, sollten sich auch angesprochen fühlen, das ist bei Ihnen ja sicher nicht der Fall. oder?
Der kompromierte Text. Noch ist das ideale Format für die Tageszeitung nicht gefunden. Noch ist der dazu passende Stil, der Umbruch etc. nicht gefunden. Aber das kommt noch. Das gedruckte Wort wird überleben.