Seit einigen Wochen verfolgt die Öffentlichkeit die „Enthüllungen“ über Nebeneinkünfte von Mitgliedern der Kantonsregierungen. Viele Mitbürgerinnen und Mitbürger, speziell aber die Steuerzahlenden, sind ob dieser Entschädigungen zu Recht empört.
Aus verschiedenen Diskussionen musste ich aber zur Kenntnis nehmen, dass viele ein ungutes Gefühl haben bei Entschädigungen, die Exekutivmitglieder auf der Stufe Stadt/Gemeinde von den öffentlichen oder halböffentlichen Betrieben und Institutionen beziehen. Speziell wurden die ARA, die AVAG, die STI, Parkhaus Thun AG, Energie Thun AG oder die NetZulg AG genannt.
Wie hoch sind die Honorare, Sitzungsgelder und Spesenentschädigungen für die Verwaltungsräte und wie sind die Abgaben an das Gemeinwesen geregelt? Wer ist in den Verwaltungsräten von der Exekutive oder aus der Verwaltung in einem solchen Gremium vertreten?
Da heute für viele Bereiche aus dem öffentlichen Dienst das Öffentlichkeitsprinzip gilt, sind die genannten Betriebe und die Stadt- und Gemeindeverwaltungen daran interessiert, offen zu informieren. Transparenz und Offenheit ist gefragt.
Eigentlich war ich immer der Meinung, dass solche Entschädigungen schon gar nicht erst ausgezahlt werden dürfen. Oder dann müssen sie der Staatskasse übergeben werden. Ich bin empört über das Gebahren von den Räten in der Schweiz.
Diese Entschädigungen für Verwaltungsratsmandate sind seit Jahrzehnten bekannt, zu hoch und wurden von bürgerlichen Politikern festgelegt (die politischen Mehrheiten und Mandate sind zu 70% bürgerlich). Die beiden Frauen haben nichts genommen, sie wurden entschädigt, wie das seit Jahrzehnten der Brauch ist. Aber jetzt erst, wo Frauen in den Genuss solcher Entschädigungen gekommen sind – und dann gar noch eine Linke – geht ein Aufschrei durch die Massen, angeheizt von rechtsbürgerlichen Politikern. In solchen Verwaltungsräten sitzen nicht nur Abgeordnete der Regierung, sondern auch Privatleute aus Politik und Wirtschaft, mehrheitlich bürgerliche – getreu dem Proporz. Diese erhalten genau dieselben Entschädigungen – egal, ob sie weniger oder ein Mehrfaches der Regierungsabgeordneten erhalten. Bin ich taub oder blind – ich habe jedenfalls nirgends gelesen oder gehört, dass sich jemand daran stösst – wenn reiche Wirtschaftsbosse und Politiker diese Entschädigungen kassieren – von zurückgeben oder verzichten – keine Rede, das ist dann offenbar ein Tabu. Für mich ist dieses Gezeter einfach nur scheinheilig.
Das hat doch alles nichts mit links und rechts zu tun. Es ist ein gesellschaftliches Thema. Der Mensch ist Mensch, er nimmt was immer er kriegen kann. Und: Wer hat dem gibt man. So läuft das.
Es handelt sich eher um Gier, nie genug, profitieren, Egoismus usw. usw. Aber auf der anderen Seite spielt auch eine gewisse
Neid“Kultur“ hinein.
Und es sind vielfach die gleichen Personen welche Ämter, Sitze, Mandate und dergleichen mehr besitzen, in diese gewählt
oder berufen werden. Noch schlimmer, untereinander verteilen, sich gegenseitig zuschanzen.
Es ist verrückt bei wie vielen Problemen wir an der Oberfläche surfen, uns aufregen, ärgern und schimpfen. Tauchen wir doch
etwas mehr in die Tiefe und fragen wir uns öfters: W a r u m ist es so???
Bei anderer Gelegenheit mehr dazu.
Im Nachgang zur aufgedeckten Abzockerei verzichten die Regierungsrätinnen Barbara Egger und Beatrice Simon auf ihre Nebeneinkunfte aus dem Jahr 2013.
Ehrlicher wäre der Verzicht auf eine erneute Kandidatur, insbesondere im Falle der Baudirektorin. Denn drei Amtsperioden sind genug.