Mit Quereinstiegen hat Katrin Rohner Erfahrung: Als Tourismusfachfrau klopfte sie bei einer Werbeagentur an, später arbeitete sie in der Medizintechnik. Und als sie mit ihrem Mann den Bau eines Schwedenhauses plante, gefiel ihr das so gut, dass sie sich zur Hausdesignerin weiterbildete und nun Traumhäuser für andere plant.
Interview: Mathias Morgenthaler
Frau Rohner, Sie sind gelernte Tourismusfachfrau, arbeiteten aber lange in der Kommunikationsabteilung einer Medizintechnik-Firma und unterstützen nun seit gut einem Jahr Kunden bei der Hausplanung. Wie passt das zusammen?
KATRIN ROHNER: Meine erste grosse Leidenschaft war das Reisen. Deshalb absolvierte ich nach der Wirtschaftsmittelschule zuerst ein Praktikum in einem Reisebüro, nahm dann die Tourismusfachschule in Angriff und war später für Basel Tourismus tätig. Danach nahm mein Mann einen Job in Australien an, ich begleitete ihn und hatte dort Zeit, meinen Weg zu reflektieren und mich zu fragen, wofür mein Herz schlägt. Mir wurde klar, dass das Zeichnen und Gestalten schon früh eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt hat und dass ich gerne vermehrt kreativ arbeiten würde. Nach der Rückkehr in die Schweiz klopfte ich bei einer Werbeagentur an und erhielt dort die Chance, in diese Branche einzusteigen.
Obwohl Sie keinen Leistungsausweis mitbrachten in diesem Fachbereich?
Manchmal ist es wichtiger, dass man eine hohe Motivation mitbringt, als dass man etwas schon zehn Jahre gemacht hat. Ich konnte nach der Blindbewerbung mit einem Praktikum einsteigen und eignete mir das erforderliche Wissen schnell an. Ich lernte unglaublich viel in einem Jahr, stellte aber auch fest, wie hektisch das Agenturleben ist. Die Pace war enorm hoch, oft war es schlicht zu viel Arbeit bis zur nächsten Deadline. Ich dachte, es wäre besser, auf Kundenseite tätig zu sein als in der Agentur – und wechselte deshalb in die Kommunikationsabteilung einer Medizintechnik-Firma.
Auch da waren Sie eine Quereinsteigerin.
Mein Vorteil war, dass es eine australische Firma mit europäischem Hauptsitz in Basel war und sie jemanden suchten mit guten Englisch-Kenntnissen. Da kam mir mein Jahr in Australien inklusive Proficiency-Zertifikat zugute. Aber es gehört schon auch zu meinem Naturell, dass ich eher die Chancen sehe bei einem solchen Schritt als die Risiken. Es bringt nichts, sich selber zu limitieren mit Perfektionismus. Besser probiert man etwas aus und staunt, wie schnell man Dinge lernen kann bei hoher Motivation.
Konnten Sie Ihr gestalterisches Flair denn dort ausleben?
Ich koordinierte die Erstellung aller Werbematerialien, war verantwortlich für Broschüren, Flyer, den Auftritt an Messeständen, die Fotoshootings. Da lernte ich in Zusammenarbeit mit Agenturen viel dazu. Zudem lernte ich Grafikprogramme kennen, was mir im Nachhinein wie eine Vorbereitung auf meine heutige Tätigkeit vorkommt.
Nach acht Jahren gaben Sie den Job auf – mit dem erklärten Ziel, sich selbstständig zu machen?
Nein, die Belastung war einfach zu gross – wir hatten zwei kleine Kinder und planten einen Hausbau. Mein Mann war Vollzeit berufstätig und ich kümmerte mich in der Zeit um die Familienarbeit und die Planung des Hausbaus. Da mein Mann aus Schweden stammt und wir vertraut waren mit Skandinavien, entschieden wir uns, ein Schwedenhaus im «New England»-Stil zu bauen und eine schwedische Architektin damit zu beauftragen. Ich arbeitete in der Planungsphase eng mit ihr zusammen und lernte dabei ein Software-Programm kennen, das nicht nur eine 3-D-Ansicht des Hauses von aussen ermöglicht, sondern auch einen virtuellen Rundgang durch das Haus. Ich fand das extrem hilfreich, dass man dadurch schon bei der Planung in jede Ecke schauen konnte und so das spätere Wohngefühl antizipieren konnte. Und mir war bald klar, dass ich im deutschsprachigen Raum die Bauplanung für Schwedenhäuser mit diesem Architekturprogramm anbieten möchte.
Auch bei diesem Unterfangen hatten Sie weder eine spezifische Ausbildung noch Referenzen vorzuweisen.
Wenn man sich immer zuerst den Kopf zerbricht, was man alles können und wissen müsste, kommt man nie in Bewegung und traut sich nicht, einem Impuls zu folgen. Ich konnte mir beim eigenen Hausbau ein Basiswissen über Baupläne, Gestaltungsmöglichkeiten und Statik aneignen und absolvierte noch in dieser Zeit einen Kurs, um die erwähnte Software besser zu beherrschen. Dann zeichnete ich sehr viele Häuser nur für mich, und ein halbes Jahr später erhielt ich den ersten Auftrag eines Kunden. Wir planten das Haus zusammen bis ins Detail, später wurde eine Hausbaufirma beigezogen, die alles nochmals aus Fachperspektive überprüfte.
Wie finden die Kunden zu Ihnen?
Ich begann schon während der Planung unseres Hauses zu bloggen und eröffnete einen Instagram-Account. Es gibt eine sehr aktive Community von Menschen, die Schwedenhäuser respektive Häuser im «New England»-Stil lieben und sich über alles austauschen – von der Hausplanung über Einrichtungsfragen bis zur Gartengestaltung. Ich besuchte selber solche Blogs, um mich inspirieren zu lassen, und später teilte ich unsere Erfahrungen und staunte, wie weite Kreise das zog. Schon bald hatte ich 12’000 Follower auf Instagram und Tausende von Klicks auf meinen Blogbeiträgen. Und tatsächlich erreichten mich die ersten Anfragen und Aufträge für die Gestaltung von Schwedenhäusern auch auf diesem Weg.
Sie gestalten also Häuser für Kunden, die Sie nie persönlich treffen?
Bei den Projekten in Norddeutschland und Österreich war das tatsächlich so. Da lief der Kontakt immer über Mail, Skype und die Visualisierungssoftware. Es war aber trotzdem ein sehr persönlicher Austausch. Zum einen schafft die geteilte Vorliebe für das leichte, nordische Design eine gemeinsame Ebene, zum anderen wussten die Kunden sehr viel über mich, weil sie meine Blog-Einträge, die eher ein Online-Tagebuch als eine Fachpublikation sind, verfolgt hatten. So waren die Skype-Gespräche vermutlich persönlicher, als wenn man einen unbekannten Architekten in einem Sitzungszimmer trifft. Ich mag es ohnehin am liebsten, wenn Kunden persönliche Wünsche mitbringen, die eine knifflige Herausforderung sind. Gemeinsam einen Weg zu finden, wie man etwas Schönes, was keiner Norm entspricht und auf den ersten Blick unmöglich ist, doch möglich macht, gehört zu den schönsten Seiten meiner heutigen Tätigkeit.
Kontakt und Information: info@driftwooddesign.ch oder www.driftwooddesign.ch
Warum sollte man sich ein Schwedenhaus in der Schweiz bauen lassen?
Das macht kein Sinn! Ein Gebäude sollte einen Bezug zur Umgebung und der lokalen Baukultur schaffen.
Ein Architekturstudium wäre bestimmt hilfreich.
Warum sollte man sich ein Schwedenhaus in der Schweiz bauen lassen?
Finde es sehr beeindruckend, welche beruflichen Wege Frau Katrin Rohner eingeschlagen hat. Ein gutes Beispiel, wenn man dazu bereit und beweglich ist, kann sehr viel erreicht werden. Ein bestes Beispiel dafür, dass man seiner Intitution folgen, und seinen Weg gehen soll. Wünsche Ihnen und Ihrer Familie viel Freude im schönen Haus.
@zumthor/Signer: Weils einem gefällt! Ich bin froh, dass nicht überall dieselben Chalets mit rotkarierten Vorhängli und roten Pelargonien aus Afrika herumstehen. Ein bisschen Abwechslung, wie Ihr Namensvetter Zumthor es bietet, ist doch bereichernd. Das beliebte Argument Lokalbezug ist sowieso beliebig auslegbar.
Ein Schwedenhaus ist das nicht. Eher so ein amerikanisches Holzhaus aus dem Katalog.
@Lukas: auf den Punkt getroffen 🙂 !!!
@Lukas
„Weils einem gefällt“ sagte der Katalog-Denkende, und verunstaltete das Dorf, die Stadt, unser Land.
So zu denken ist egoistisch. Oder ist es das Ziel eine Art Europa Park anzustreben?
Ich meine es muss nicht alles gleich sein, obwohl das auch gut sein kann, aber andere Typen von Häusern aus anderen Ländern 1:1 hierher zu verpflanzen ist nicht sehr kultiviert.