Mindestens ein Drittel der 250‘000 Arbeitslosen in der Schweiz könnten rasch eine Stelle finden, wenn weniger Alibi-Bewerbungen verschickt würden, sagt Tino Senoner. Der Software-Unternehmer und Vizepräsident der Stiftung für Arbeit und Weiterbildung setzt grosse Hoffnung in die Informatik. Er will bald voraussagen können, welche Berufsleute künftig besonders gesucht sind.
Interview:
Mathias Morgenthaler
Herr Senoner, Sie kritisieren, dass Arbeitslose viel zu viele unproduktive Bewerbungen verschicken. Finden Sie es verkehrt, dass die Arbeitslosenkasse ihre Leistungen davon abhängig macht, ob sich jemand um eine neue Stelle bemüht?
TINO SENONER: Nein, keineswegs. Aber unser System leidet seit 20 Jahren unter der gleichen Krankheit und ich möchte hier gerne zur Genesung beitragen. In der Schweiz gibt es rund 250‘000 Arbeitslose, wenn man die Ausgesteuerten mitzählt. Diese versenden – meist auf Druck ihrer Berater beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum RAV – über zehn Bewerbungen pro Person und Monat. Das ergibt 2,5 Millionen Bewerbungen pro Monat oder 30 Millionen pro Jahr. Ein Grossteil davon sind Alibi-Bewerbungen, die nur verschickt werden, um den RAV-Auflagen zu genügen. Diese Bewerbungsflut erzeugt ungeheuer hohe Kosten.
Bei wem?
Zunächst einmal bei den Personalverantwortlichen der Unternehmen. Sie erhalten auf eine ausgeschriebene Stelle ein paar hundert Bewerbungen statt ein paar Dutzend. Nehmen wir an, ein HR-Verantwortlicher investiert zwei Minuten pro Bewerbungsdossier, denn erzeugt die Bewerbungsflut einen Bearbeitungsaufwand von einer Million Arbeitsstunden oder 600 Vollzeitstellen. Und sie erhöht das Risiko, dass gute Bewerbungen untergehen – etwa jene von Quereinsteigern oder älteren Kandidaten, die heute in vielen Fällen routinemässig aussortiert werden. Zudem schwächt die Bewerbungsflut auch das Selbstbewusstsein der Stellensuchenden: Jede Absage tut weh, auch die, mit der man gerechnet hat. Deshalb sollten sich Arbeitslose nur noch auf Stellen bewerben, für die sie qualifiziert und sofort einsetzbar sind.
Das können RAV-Berater und Arbeitslose auch heute schon so vereinbaren.
Es passiert aber kaum in der Praxis, weil beide Seiten primär formale Auflagen erfüllen müssen. Mein Hauptanliegen ist, das Matching zwischen Stellensuchenden und freien Stellen zu verbessern. Das Problem liegt selten darin, dass es keine passende Stelle gibt in der Schweiz. Es ist viel eher so, dass sich die Kandidaten auf die falschen Stellen oder mit schlechten Dossiers bewerben. Mindestens ein Drittel der 250‘000 Arbeitslosen könnte rasch eine Stelle finden, wenn sie statt unsinniger Bewerbungsauflagen eine gezielte Unterstützung erhielten, die dafür sorgt, dass Fähigkeiten, die vom Markt nachgefragt werden, auch gut sichtbar und klar formuliert im Dossier erscheinen.
Woher wissen Sie, dass Kandidaten sich mit schlechten Dossiers bewerben?
Zum einen stütze ich mich auf meine Erfahrungen in Führungspositionen, in der Outplacement-Beratung und in der Begleitung von Arbeitslosen. Während der grossen Reorganisation im Zug der Teil-Privatisierung der Swisscom war ich als Präsident des Kaderverbands in die Erarbeitung des ersten Gesamtarbeitsvertrags und Sozialplans involviert. Da Geld vorhanden war, fand man viele grosszügige Lösungen. Aber ein systematisches Matching zwischen Menschen und Stellen gab es kaum. Hoch qualifizierte Mitarbeiter über 55 Jahren wurden für ein Vermögen frühpensioniert – und mussten nach kurzer Zeit wieder zurückgeholt werden. Das ist eine Katastrophe für Mensch und Unternehmen.
Sie lancierten dann ein Existenzgründungsprogramm innerhalb der Swisscom.
Genau. Zwischen 1998 und 2005 sind so 465 Unternehmen mit total 1000 Angestellten gegründet worden – rund 90 Prozent davon haben sich auf dem Markt behauptet. In der Selbständigkeit überlebt nur, wer seine Stärken kennt und die potenzielle Kundschaft gezielt anspricht. Das gilt auch für Stellensuchende. Nur wissen das die wenigsten. Wir haben im Januar die Bewerbungen von 20 Kandidaten auf eine Stelle analysiert. 18 davon hatten keine Chance auf ein Vorstellungsgespräch, obwohl sie alle Anforderungen erfüllten.
Wo lag das Problem?
Wer für eine Bewerbung einen Lebenslauf verfasst, muss gleich vorgehen wie ein Ladenbesitzer in einer Fussgängerzone: Er muss jene Dinge ins Schaufenster stellen, für die es eine Nachfrage gibt. Viele Bewerber verhalten sich aber wie ein Ladenbesitzer, der teure Massanzüge in der Vitrine ausstellt und sich wundert, dass ihm niemand seine tollen Jeans im Lager abkauft. Konkret heisst das: Die Stellensuchenden versenden viel zu umfangreiche und unklare Dossiers. Und sie denken nicht daran, dass der Abgleich zwischen Anforderungsprofil und Kandidaten-CV in vielen Fällen elektronisch geschieht. Ich erinnere mich an den Fall eines Finanzspezialisten mit beeindruckendem Leistungsausweis, der nie zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde, weil er schlicht vergessen hatte, den Rechnungslegungsstandard IFRS als Fachterminus aufzuführen. So wurde sein Dossier elektronisch nicht gefunden.
Sie haben 2005 eine eigene Software-Firma gegründet, welche den Abgleich zwischen Kandidatenprofil und Jobangeboten verbessern soll. An diesem Vorhaben sind schon wesentlich grössere und finanzkräftigere Unternehmen gescheitert.
Grösse ist kein Indikator für Erfolg. Ich begann mit 15 Jahren das Studium zum Maschinenbauingenieur an der Universität Genf, mit 19 Jahren hatte ich den Abschluss in der Tasche. Ich darf also sagen, dass ich ein Flair für Mathematik und Analytik habe. Zudem war ich schon mit Informatikprojekten beschäftigt, als es noch keine Personal Computer gab. Vor 25 Jahren überzeugte ich als Direktor der Stiftung Telmed die Apotheker, sich einer elektronischen Datenbank anzuschliessen, statt sich in Kompendien oder Beipackzetteln über Nebenwirkungen zu informieren. Während dieser Umstellung konnten wir eine Projektmitarbeiterin, die an einem allergischen Ausschlag litt, dank dem online verfügbaren Wissen sofort auf die Intensivstation eines Spitals überführen. Ohne Informatik-Support hätte sie den Zwischenfall vielleicht nicht überlebt. Ich habe also früh begriffen, dass Informatik einen enormen Einfluss auf die Lebensqualität von Menschen haben kann.
Was kann die Software aus Ihrem Hause?
Sie kann unstrukturierte Daten abgleichen – klingt simpel, ist aber ein komplizierter Algorithmus. Aktuell gibt es dabei drei Anwendungsfelder: Sie kommt in Stellenbörsen zum Einsatz und ermöglicht ein viel besseres Matching von Stellen und Bewerber. Dann wird sie bald im Handel eingesetzt, um Konsumenten bessere Kaufentscheide zu ermöglichen. Das dritte Feld ist vermutlich das Wichtigste: Die Software ermöglicht eine marktorientierte Steuerung der Aus- und Weiterbildung.
Das klingt furchtbar technisch. Die Berufskarriere kann man doch nicht am Computer berechnen wie ein Architekt seine Konstruktionen.
In der Schweiz, Deutschland und Österreich überlegen sich jedes Jahr eine Million Jugendliche, was sie werden wollen. Sie verfügen über Talente, sie haben Interessen – und sie haben ein sehr diffuses Bild von der Arbeitswelt. Wir helfen ihnen einerseits, ihre Interessen und Talente abzugleichen, andererseits zeigen wir ihnen, welche Aus- und Weiterbildungen die grössten Marktchancen eröffnen. Heute ist vieles im Nebel. Jugendliche entscheiden sich für Journalismus oder Kunstgeschichte und wundern sich später, wie wenig gute Jobs es gibt. Dafür fehlt es überall an Pflegepersonal, Informatikern, Elektrikern und Ingenieuren. Auch wir können nicht den exakten Bedarf in 10 Jahren berechnen, aber wir haben Modelle, welche die Ausarbeitung verlässlicher Szenarien erlauben, ganz ähnlich wie bei der Wetterprognose. Natürlich kann sich ein Jugendlicher dann trotzdem entscheiden, Journalist oder Architekt zu werden – im Wissen darum, dass die Herausforderung in diesen Berufsfeldern sehr gross sein wird.
Kontakt und Information:
www.mc-t.ch oder tino.senoner@ssaw.ch
Die Bürokratie verlangt es so. In den RAV werden doch x Bewerbungen pro Monat verlangt. Hauptsacheist, die Arbeitsuchenden Leute können im RAV Bewerbungs-Papier vorlegen, ob es sinnvoll war, danach fragt offenbar Niemand.
Die Alibi-Bewerbungen müssen unbedingt abgestellt werden, es ist für den Arbeitgeber eine Zumutung.
Das Fazit: wer eine Stelle sucht, soll sich um eine neue Stelle bewerben, wer beim RAV angemeldet ist, für den bewirbt sich das RAV um seine neue Stelle, die er umgehend antreten muss, sonst verliert der AL die finanzielle Unterstützung.
Auch Sie, Herr Senoner kochen nur mit Wasser und geben die Schuld dem Arbeitnehmer. Solange kein Umdenken bei den Arbeitgebern erfolgt wird sich gar nichts ändern. Immer nur diskutieren aber keine notwendigen Handlungen durchführen, bringt niemanden ans Ziel. Durch die Aufhebung des fixen Eurokurses wird die Situation zudem nochmals um vieles verschlechtert, denn jetzt haben die Arbeitgeber ein Argument mehr, ältere Leute nicht mehr zu beschäftigen (BVG etc.) und sogar vermutlich genau diese aus Ersparnisgründen zu entlassen, natürlich mit dem Argument einer Reorganisation, was ja tagtäglich üblich ist, und sich der Arbeitnehmer nicht wehren kann und darf, Der Fehler liegt nicht beim Arbeitnehmer sondern bei der Politik und Arbeitgebern, die es versäumt haben eine Alterspolitik zu machen und ein altersunabhängiges BVG zu gestalten betreffend Kosten. Also setzt den Hebel dort an und nicht bei den Ihrer Existenz beraubten Arbeitslosen und Ausgesteuerten, die von einer nicht existenzsichernden Sozialhilfe leben müssen und sogar Ihre PK-Gelder verlieren, weil die Sozialämter das Recht dazu haben ! dies alles nebst dem erwähnten Verlust kommen ja auch noch die fehlenden Jahre der PK-Beiträge und dann die Zwangspensionierung die nochmals einen Verlust der Rente um 13,7 % ausmachen werden.
“Ich habe also früh begriffen, dass Informatik einen enormen Einfluss auf die Lebensqualität von Menschen haben kann.”
Wie naiv. Heute befriedigen Innovationen welcher Art auch immer erstmal das Portemonnaie der Aktionäre und des Managements.
Beispiel gefällig? Man denke bloss an die Hepatitis C Medikamente: Was bringt die Innovation, wenn sie bloss für ein Promille der Weltbevölkerung erschwinglich ist? Den Investoren ists wurscht, das Medikament hat in wenigen Monaten einen zweistelligen Mia-Gewinn in die Kasse gespült. Paradigmatisch die Skruppellosigkeit, mit welcher die Bedürfnisse der Menschen aussen vor bleiben.
Innovation KANN einen enormen Einfluss auf die Lebensqualität von Menschen haben, aber erst wird sie GEGEN die Menschen eingesetzt, und FÜR den Shareholdervalue.
Mit 15 Jahren das Studium an der Uni in Genf anzufangen hört sich ein wenig nach Wunderkind an. Nach eigenen Angaben (LinkedIn, Xing) hat Herr Senoner die Ecole d’Ingénieurs de Genève besucht. Das ist sicher nicht die Uni Genf!
Welche Schlussfolgerungen man aus dieser falschen Angebe zieht, sei jedem Leser selber überlassen.
ja, herr senoer, wer wohl liest ihre gedanken zum thema? die machtlosen erwerbslosen! wie wäre es jedoch wenn leute wie sie, ihr wissen nicht nur in online-zeitungen setzen, sondern die verantwortlichen damit konfrontieren? sprich: die politiker, das SECO, das AWA? jene, die an diesem desaster schuld sind! die das volk aufgehetzt haben, welches für eine AVIG-revision abstimmte, welche an perversität nicht zu toppen ist.
rudolf steiner, begründer der anthroposophie, sagte es vor ziemlich genau vor 100 jahren, dass eine zeit kommen wird, wo man den menschen die sinnvolle arbeit wegnimmt und dann wird es ein kampf jeder gegen jeden geben. und wenn sie mal in einem bewerbungskurs teilnehmen könnten, wären sie schockiert, wie weit diese horrorvision schon vorgeschritten ist. es geht nur noch, ums «optimieren», um das unbekannte gegenüber (den HR) mit irgend einem reizwort in der bewerbung psycholgisch auszutricksen, dass er die bewerbung nicht in den kübel wirft. blöd ist nur, wenn z.b. von 100 kaufmännischen angestellten, 99 das gleiche reizwort brauchen, weil sie alle im gleichen kurs waren… dann sind wir wieder bei null!
Die hohe Kosten stimmt gar nicht. Am meisten füllt der Bewerber es per Mail oder elektronisches Formular aus. Bis heute habe ich die Bewerbung noch nie per Post geschickt. Viele Firmen nehmen lieber Mail oder Formular aus der Homepage. Wenig Aufwand und das Geld sparen (Papier und Porto). Die Medien schreibt complett falsch.
Der Staat tut alles, um die Menschen, welche er unterstützt zu demütigen, entmündigen und zu drangsalieren, da gewisse Politiker aus dem rechten Lager von einem Menschenbild ausgehen, dass den Stellensuchenden, oder Hilfsbedürftigen als faulen, gescheiterten Mensch betrachtet, der nur durch Überwachung, Kontrolle und Züchtigung, seinen für diese Kreise liederlichen Lebenswandel aufgibt und wieder zu einem brav arbeitenden Rädchen der Gesellschaft wird. Die Grundfrage lautet doch; Warum darf man als Arbeitsloser nicht glücklich sein? Wohl weil sich die Antwort in der offenen Frage um ein bedingungsloses Grundeinkommen befindet, was aber genau von diesen bürgerlichen Kreisen vehement bekämpft wird, weil sie an ihrem absolut kranken Menschenbild festhalten wollen und wohl auch müssen, weil sonst ihr ganzes politisches Kartenhaus zusammenbrechen würde..
kaegi@ für den Arbeitgeber ist es eine Zumutung – das ist von Arbeitgeberseite verständlich dass sie das so sehen – wer aber verlangt das? sicher nicht der Arbeitssuchende, dem wird nur mit Kürzungen gedroht/vollzogen wenn er nicht eine gewisse anzahl von Bewerbungen beibringt – egal ob sie sinn machen oder nicht!
wer beim RAV angemeldet ist, für den bewirbt sich das RAV um seine neue Stelle – da liegen sie meines Wissen völlig falsch
Beschweren sie sich bei den Gesetzgebern und den Umsetzern (RAV) dafür
Einmal mehr wird das Verbesserungspotenzial beim Arbeitnehmer gesucht und gefunden. Ich empfehle allen mal den ARD Report “Das Märchen vom Fachkräftemangel” zu googeln und anzuschauen. Dann relativieren sich die Dinge dramatisch: “Ingenieursmangel! Ärztemangel! Zu wenig IT-Spezialisten!” und “Wenn wir nicht gegensteuern, geht es bergab mit der Wirtschaft.” Das sind alltägliche Schlagzeilen, mit denen Politik gemacht wird. “Der Arbeitsmarktreport” deckt die Hintergründe des seit Jahrzehnten beklagten Fachkräftemangels auf. Tatsächlich lenkt der lautstarke Hilferuf bewusst ab von gewichtigen Problemen: Lohndumping und Arbeitslosigkeit. Akteure in diesem Spiel sind Lobbyverbände der Wirtschaft, die zusammen mit den Politikern den Arbeitskräftemarkt gestalten.
Volkswirtschaftlich macht es tatsächlich keinen Sinn. Es macht auch keinen Sinn, einen Job anzunehmen, welcher nicht den Qualifikationen entspricht.
Man kann es aber auch sportlich sehen: Man hält die formalen Auflagen des Arbeitsamtes ein. So what? Dies ist schnell erledigt und dafür gibt es zwar Cash, aber keine Stelle. Dann nimmt man aber den Prozess wieder selbst in die Hand und sucht auf die Art und Weise wie es eben Sinn macht. Gute Outplacement-Firmen mit Erfolgsausweis haben das sehr gutes Know How.
Es ist grundsätzlich sicher löblich, wenn man untersucht, warum der Matching-Prozess derart katastrophal abläuft. Bisher hat man einfach die Menge am Eingang des verschwenderischen Filters erhöht, und kommt damit offensichtlich trotzdem sehr gut über die Runden. In Zukunft wird das besonders bei höher Qualifizierten tendenziell leicht schwieriger werden, da man immer weiter an der Peripherie der EU wird nach jungen Fachkräften suchen müssen, und das Volk sich hierzulande immer kritischer gegen die starke Zuwanderung wehren wird. Allerdings passiert das nur sehr langsam. Von einer wirklichen Knappheit sind wir derzeit noch weit entfernt, auch wenn ständig das Gegenteil behauptet wird. Viele plappern einfach das dramatische Lobbyisten-Märchen vom flächendeckenden Fachkräftemangel nach, ohne dass überhaupt überprüft werden kann, wieviel davon effektiv wahr ist – intransparenz sei Dank. Eine Stelleninserat im Internet kostet heuzutage ja sowieso praktisch nichts mehr. Man kann so problemlos während vielen Monaten Positionen bewerben, die so gar nicht existieren, oder sich spätestens bei der ersten konkreten Anfrage eines Interessenten in Luft auflösen. Und solange folgenlos Humankapital à discretion verschwendet werden kann, wird sich auch kaum jemand für effektivere Matching-Prozesse oder Unterstützung zur Ausbildung von Bewerbern interessieren. Da kann man noch so schöne Matching-Progrämmchen schreiben.
ich hatte einmal den Fehler gemacht eine Stelle beim RAV aus zu schreiben, .. die Flut von Bewerbungen war brutal. Als Kleinbetrieb kann man da gar nicht richtig antworten oder gar eine saubere Absage schreiben. Und bei den Personen welche ich zum Gespräch eingeladen hatte kam einer mit einer Alk-Fahne, einer hat schon beim Begrüssen gesagt dass er den Job als zu streng ansieht und nur wegen dem RAV hierher kommt, der Dritte wäre gegangen hat sich aber so abfällig über bestehende Mitarbeiter mit Migrationshintergrund geäussert dass er nun def nicht zu passen würde.
Wir geben Stellen nur noch unter der Hand weg an Leute die sich kennen, ein – zwei Tage auf Arbeit und dies Sache ist klar ob es geht oder nicht.
Ausserdem: Wenn Leute schon beim RAV angemeldet sind und dann zu uns arbeiten kommen wollen haben wir immer einen zigfachen Admin-Aufwand um die Formulare zu füllen und TFs zu beantworten wie bei den anderen Mitarbeitern. Ein echter Minus-Punkt.
Schade, dass Herr Senoner hier nicht die Wahrheit spricht und diese Plattform benutzt um seine eigene Website , die nichts anderes macht wie andere, zu promoten. Seine Website sucht nur alle anderen Plattformen ab auf Arbeitsstellen und überträgt sie in seine eigene. Den Matching Prozess den er anbietet ist auch nicht das gelbe vom Ei und hilft einem absolut nicht weiter, denn jedesmal wenn sie diesen durchführen, sagt es immer wieder, dass dieses oder jenes nicht in Ordnung ist. Des weiteren ist es eine Zumutung, wenn eine Software entscheidet, wann ein Kandidat geeignet ist oder nicht ! Wieder einmal geht der Mensch der dahinter sich verbirgt als Verlierer hervor. Ein Wohl auf Herrn Senoner, den technikgläubigen Unternehmer, der ein Beispiel dafür ist, dass nicht der Mensch im Vordergrund steht, sondern der Algorithmus seines , ach doch so ausgereiften Programmes. Alle anderen Bewerbungskurse , die angeboten werden, sind nichts wert. Wenn man 100 verschiedene, wirkliche Spezialisten in diesem Gebiet fragt, hört man100 verschiedene Versionen. Es gibt nicht richtig oder falsch. Leider ist Herr Senoner kein Spezialist, oder wo sind seine Zertifikationen (national & International) für dieses Gebiet ?
Die meisten “Berater” vom RAV werden gezwungen, die Arbeitslosen herumzukommandieren. Das wird in Zürich auch vom AWA geschützt. Der Chef und Hardliner Bruno Sauter schreibt: “Ich setze mich auf der Führungsebene dafür ein, dass das AWA diese Dienstleistungen effizient und zum Nutzen der Bevölkerung und der Wirtschaft des Kantons Zürich erbringen kann.” Den schönen Worten fehlt die Einsicht. Wo ist da die Effizienz? müsste man ihn fragen. Für Sauter sind doch Arbeitslose nur eine Manövriermasse, die zu tieferem Lohn wieder auf den Markt geschmissen gehört. Ihm ist egal, welche absurden Leerlauf er damit anrichtet.
…Bewerbungen untergehen – etwa jene von Quereinsteigern oder älteren Kandidaten, die heute in vielen Fällen routinemässig aussortiert werden.
Dann liegt das Problem nicht beim Bewerber, sondern beim HR! Diese guten Leute sind Spezialisten in ihrm Fach ‘recruiting’ haben aber von der Berufs-Materie keinen blassen Schimmer und sind nicht in der Lage Erfahrungen gegen Titel abzuwägen.
Sie können entscheiden, dass einer mit 50 alt – ist, aber nicht, was die Erfahrung der Firma bringt.
RAV heisst: regieren, anweisen, verwalten
Wer keine Quellenangaben macht (oder wenigstens andeutet), keine methodologische Überlegungen darlegt, ungenaue Angaben zum eigenen CV macht, Name- und Titeldropping betreibt ist schon mal in der Defensive. Möglicherweise hat Herr Senoner ja tatsächlich 1-2 gute Ideen. Diese Interview überzeugt micht jedoch nicht.
Und wer hat sich schon gefragt, wieviel diese Pseudo-Kurse für Arbeitslose kosten. War mal kurz arbeitslos und habe dort dann so einen Kurs besucht! Lagerbuchhaltung! So ein Schmarren für Menschen, die nicht mal eine Ahnung haben von Buchhaltung! Meines Wissens konnte die Firma, welchen diesen Kurs anbot sehr viel Geld dafür einstecken und es dürfte wohl heutzutage auch noch nicht besser sein. Es wäre auch nicht so schlimm, wenn es nicht eine “nutzlose” Sache wäre. Heute würde ich mich auch nie mehr für so einen Kurs anmelden und ich würde eher dafür interssieren, mir handwerkliche Kenntnisse anzueignen. Dies, wiel sich bloss noch jemand die Hände schmutzig machen will!
Leider kann ich der Darstellung von Herrn Senoner, der sich so gerne selbst lobt was er nicht alles gemacht und getan hat, ganz und gar nicht teilen.
Er vermischt zudem mehrere paar Stiefel. Wenn es um die Berufswahl geht sind andere Kriterien wichtig, als wenn es um die Suche eines Jobs geht.
Eine Gesellschaft die ihre Mitglieder unabhängig ihrer Neigungen zu dem Ausbildet was die IT Gesellschaft gerade für Super-Spezialisierungen wünscht wird unweigerlich stagnieren und untergehen. Wenn Jugendliche sich zu solchen technokratisierten Spezialisierungen ausbilden lassen, werden sie ihre Stärken überhaupt nie erfahren. Dann wundern sich Firmenleitungen warum ihre Mitarbeiter nichts zustande bringen und die Motivation fehlt.
Herr Senoner macht die gleichen Fehler wie so viele Kader-Mitarbeiter. Er schiebt die Schuld daran das Firmen nicht die passenden Mitarbeiter finden auf unzureichend erstellte Bewerbungen. Frei nach dem Motto, wenn die Bewerber nicht in unser Raster passen fliegen sie raus. Firmen und Leute wie Herr Senoner haben offenbar fälschlicherweise das Gefühl, dass Personen Waren sind die man sich aussucht und man sich beklagen kann, wenn diese nicht hundertzehnprozentig passen. Mit dieser Ethik-losen Haltung wundert es mich nicht dass der Abgleich nicht funktioniert
Primär fehlen Fachkräfte dann wenn man:
– Diese nicht von Grund auf ausbildet
– Personen trotz fehlender Ausbildung nicht in benötigter Weise schult
– Sparmassnahmen mit der grossen Kelle anrührt
– die Mentalität: “Gehaltserhöhung gibt es nur bei Stellenwechsel” lebt
Was Herr Senoner offenbar nicht verstanden hat ist, und das kann ich als Informatiker sagen, dass Qualifikations-Matchmaking auf Papier und Formularen nie im Leben mit den Kenntnissen der Leute abgestimmt werden können. Statt dessen sollte man mit den Ressourcen umgehen lernen die man hat. Dann würde man plötzlich feststellen, dass z. B. der seit fünf Jahren arbeitslose Sachbearbeiter mit einem kleinen Schulungsaufwand plötzlich zu einem hochmotivierten leistungsfähigen Mitarbeiter mutiert.
Für mich stellt sich die Situation nicht dar als hätten wir Fachkräftemangel, sondern dass Firmen zu quengelnden Kleinkindern mutiert sind, die sauer sind, dass sie ihre Schokostreusel selber auf ihr Vanilleeis streuen sollen.
“Wir forderten Fachkräfte an, und es kamen Menschen.”
Herr Senoner: Sie haben komplett Recht: Vor lauten Albibewerbungen hatte ich gar nicht richtig Zeit, seriöse und gezielte Bewerbungen zu schreiben. Am Schluss war ich froh, auf einer der Internet-Stellenplatformen überhaupt noch etwas bis Monatsende zu finden… Aber mit den RAV-Beratern kann man gar nicht reden. In erster Linie wollen sie den “Kunden” an Kurse schicken wo ich lernen muss, das Geburtsdatum am Ende des CVs zu erwähnen… (Da sieht sofort jeder Personalmensch rot.) Jetzt bin ich ausgesteuert und kann wenigstens auf meine Beratungsfirma und meine eigene Tätigkeiten fokussieren.
Auf der anderen Seite muss ich auch sagen: Mit einer Alibibewerbung habe ich vor sieben Jahren den Jackpot gezogen. Dauerte leider nur fünf Jahre – aber trotzdem. (Würde heute wahrscheinlich nicht mehr gehen.)
Herr Senoner – zum Teil haben Sie ja recht – aber sicher nicht was die Arbeitssuchenden betrifft, die machen nur was das RAV verlangt und das RAV macht nur was ihr gesetzlich vorgegeben wird.
Leider stimmt es dahingehend was Frau Huber geschrieben hat – dass R – kann ich nicht beurteilen – beim A – wird man angewiesen alle rechtlichen Vorgaben korrekt einzuhalten – speziell beim V – mehr wie verwaltet wird man leider nicht. A+V = ArbeitsVermittlung wie es eigentlich vorgesehen ist findet nicht statt. Speziell bei 50+ Arbeitslosen. Sollten Sie es tatsächlich schaffen innert kürzester Zeit, sagen wir mal von jetzt bis maximal Ende 2015 von den 250’000 Arbeitslosen 1/3 zu vermitteln, dies wären dann ja ca. 83’000, dann ziehe ich den Hut vor Ihnen. Meiner Meinung nach würde Ihnen dies nur gelingen mit Zwangsarbeit – alles andere ist ein Wunschtraum, gerade in der jetzigen Zeit.