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Cumulus vs. Supercard

U25-Gastautor am Montag den 8. September 2014

Normalerweise kommen hier gestandene Berufsleute zu Wort. In der Reihe «U25» berichten für einmal Berufs- und Studieneinsteiger über Erfahrungen, Erfolge und Elend. Zum Start ein Beitrag von Alexandra Vogt*.

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Eine Frage der Erziehung: Migros versus Coop. Foto: Keystone

Dass ich ein Migros-Kind bin, gehört zu mir, genauso wie mein viel zu loses Mundwerk. Mein Vater begann in einer Phase jugendlicher Rebellion eine Lehre bei der Migros, obwohl mein Grossvater für Coop arbeitete. In flammender Begeisterung für seinen Arbeitsplatz erzog er meinen Bruder und mich ebenfalls zu Migros-Fanatikern. Etwas von Coop kam in unserer Familie nur in Notfällen in die Einkaufstüte. Wie sehr ich davon geprägt bin, wurde mir erst bewusst, als ich diesen Sommer einen Ferienjob an der Kasse der Migros ergatterte. So möchte ich vor dem Beginn meines Studiums etwas Geld verdienen.

Eigentlich hüte ich mich davor, ohne guten Grund Partei zu ergreifen. Dennoch reagierte ich bei meinen ersten Einsätzen an der Kasse empfindlich, wenn mir ein Kunde die Supercard mit aufgeklebtem Cumulus-Code reichte – statt eine eigene Cumuluskarte zu besitzen. Ich strafte die Kunden mit einem finsteren Blick und mit streng zusammengepressten Lippen. Sobald mir klar wurde, dass ich mich durch eine banale Parteiergreifung derart beeinflussen liess, nahm ich mir vor, der ganzen Migros- und Coop-Rivalität abzuschwören.

Gleich darauf ging ich, das erste Mal seit langem, mein Mittagessen im Coop kaufen. An der Kasse sass ein Mädchen, das im Gymi in meine Parallelklasse ging. Wir plauderten kurz über unseren Ferienjob, doch als ich ging, war mein augenzwinkerndes «Migros – Ein M besser» schneller raus, als ich es hätte aufhalten können. Ich fürchte, mein Vater hat ganze Arbeit geleistet.

Diskutieren Sie mit: Sind Sie Migros- oder Coop-Kind? Oder ist Ihnen die Identifikation mit Supermärkten völlig fremd?

Alexandra VogtAlexandra Vogt (18) beginnt demnächst ihr Publizistikstudium an der Uni Zürich. Bis es so weit ist, arbeitet sie als Kassiererin.

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