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«Wer seine Vision lebt, bleibt länger jung»

Mathias Morgenthaler am Samstag den 15. März 2014
Peter Warschawski, Psychologie-Professor und Psychotherapeut.

Peter Warschawski, Psychologie-Professor und Psychotherapeut.

«Jeder Mensch kommt mit einer Vision zur Welt», sagt der in Baltimore (USA) lehrende Psychologie-Professor und Psychotherapeut Peter Warschawski. Problematisch sei, dass viele sich bei der Verwirklichung ihres Lebenssinns bremsen liessen – durch die Projektionen der Eltern oder durch eigene Gedankenkonstrukte. Im Interview sagt Warschawski, was wir von einer Autobatterie lernen können.

Interview:
Mathias Morgenthaler

Herr Warschawski, was unterscheidet sehr erfolgreiche Menschen von durchschnittlich erfolgreichen?

PETER WARSCHAWSKI: Vor allem die Lust, etwas Ausserordentliches zu wollen; dann das Talent und das Know-How und schliesslich die Disziplin. Zudem wissen erfolgreiche Menschen, dass Grenzen nichts Absolutes sind, sondern unsere eigenen Konstrukte. Es gibt keine unveränderliche Wirklichkeit; wir schaffen sie durch unsere Annahmen.

Können Sie konkretisieren, was Sie mit Annahmen meinen?

Das lässt sich im Privatleben gut zeigen. Was entscheidet über den Erfolg von Beziehungen? Die Annahme, dass beide die Beziehung fortlaufend neu kreieren können. Wer hingegen annimmt, die anfängliche Verliebtheit werde andauern, wird enttäuscht. Ein anderes Beispiel: Ich lebe in den USA, bin aber die Hälfte des Jahres in Europa, wo man gerne sagt, Amerikaner seien oberflächlich. Diese Aussage trifft nur zu, wenn man annimmt, dass es nur eine Form der Freundschaft gebe. Auch Erfolg und Misserfolg sind kollektive Annahmen. Man kann Scheitern als Versagen betrachten oder als  Schritt auf dem Weg zum Erfolg.

In der Schweiz ernten sehr erfolgreiche Menschen oft mehr Neid als Bewunderung.

Was oft Anlass zum Neid ist, kann ebenso der Anlass zur Nachahmung werden. Dazu eine Anekdote: Ein Geschäftsmann holte mich mit seinem VW Polo im Hotel ab. Er erzählte mir, er habe zuhause noch einen Porsche, den er aber nie fürs Geschäft brauche, weil die Leute sonst denken würden, er ziehe ihnen das Geld aus der Tasche. Man kann aber auch die Annahme machen, dass gerade ein Porsche-Fahrer weiss, wie man erfolgreich wird. Somit wird er zu einem interessanten Gesprächspartner für jemanden, der auch erfolgreich sein will.

Sie sagen, unsere Annahmen würden die Realität erschaffen und erfolgreich sei der, der sich nicht von limitierenden Annahmen bremsen lasse. Was unterscheidet das Genie vom Phantasten?

Die Grenze zwischen genialen Künstlern oder erfolgreichen Unternehmern und Menschen, die nach klinischen Kriterien als verrückt gelten, ist sehr schmal. Als ich in der psychiatrischen Klinik arbeitete, sagte eine Patientin zu mir: «I love your music, Mister Tschaikowsky!»  Hätte sie gesagt: «Wenn ich Sie sehe, denke ich wegen Ihrer Ähnlichkeit und Ihrem Namen an Tschaikowsky, dessen Musik ich liebe», wäre das eine normale Aussage gewesen. Der Unterschied liegt in der fehlenden Beziehung zur allgemein bekannten Wirklichkeit. Die besten Künstler und Unternehmer verlassen den Boden dieser Wirklichkeit nicht, aber befreien sich von unnötigen Begrenzungen und folgen ihrer Vision. Wer seinen Lebenssinn verwirklicht, entfaltet ungeheure Kraft.

Sind Sie der Auffassung, dass jeder Mensch eine Berufung hat?

Ja, jeder Mensch kommt mit einer Vision zur Welt. Daraus leitet sich sein Lebenssinn ab. Die Vision ist immer etwas Positives, das in der Welt einen Wert schaffen will. Studien mit Babys haben gezeigt, dass sie sich schon kurz nach der Geburt manifestiert. Bei Kindern ist sie leicht erkennbar. Die Erziehung, die Erwartungen und Projektionen der Eltern, Lehrer und anderer Autoritätspersonen führen oft dazu, dass sich Heranwachsende von ihrer Vision und damit auch von einem erfüllten Leben entfernen.

Erwachsene können in ihrer Arbeit nicht wie spielende Kinder bloss ihren Neigungen folgen. Die Arbeit ist ja nicht nur eine Möglichkeit, sich zu entfalten, sondern auch ein Mittel zum Zweck, ein Broterwerb.

Die entscheidende Frage ist, ob wir das tun, was uns erregt, oder das, was zwar dem Broterwerb dient, uns aber auslaugt. Betrachten Sie die Autobatterie: Sie lässt den Motor anspringen und erhält durch das Fahren die Energie zurück. So ist es auch bei uns Menschen, wenn das, was wir tun, einen Funken auf uns und andere überspringen lässt. Wer seine Vision lebt, bleibt länger jung. Ich bin keine 20 mehr, aber empfinde keine Müdigkeit, obwohl ich seit 28 Jahren alle 14 Tage zwischen den USA und Europa hin und her fliege und Seminare gebe, Unternehmen berate, Klienten psychotherapeutisch behandle, Menschen coache und Studenten ausbilde. Das ist für mich kein Muss, sondern aufregende Arbeit.

Wie erkennt man die eigene Vision, den eigenen Lebenssinn?

Indem man sich immer wieder fragt, wo man sich in seinem Element fühlt. Viele lassen diese Frage gar nicht zu, weil sie fürchten, egoistisch oder naiv zu sein. «Das Leben besteht nicht nur aus Spass», sagt dann sofort eine innere Stimme; oder: «Wo kämen wir hin, wenn das alle machen würden?» Deswegen braucht es meist Hilfe von aussen, einen Coach, der hilft, solche negative Glaubenssätze in Konstruktives zu überführen und Grenzen zu überwinden. Ich erlebe in meinen Seminaren, wie viel Energie dadurch freigesetzt wird.

Menschen finden leicht Vorwände, warum etwas nicht möglich ist. Hat das auch damit zu tun, dass es sie davor befreit, selber mehr Verantwortung zu übernehmen?

Ja, es geht in letzter Konsequenz um fehlenden Mut und fehlende Lust, ohne dass sich der Mensch dessen bewusst ist. Menschen geben leicht ihre Verantwortung ab und merken nicht, dass sie damit auch ihre Freiheit aufgeben. Freiheit und Verantwortung sind unzertrennlich. Heutzutage fördert wohlmeinende Politik diesen Trend, indem Regierungen für fähige Menschen Verantwortung übernehmen und ihnen durch immer weitere Regulierung ihre Freiheit rauben.

Angesichts der wachsenden Lohnschere und der Selbstbedienungsmentalität vieler Manager kann ein wenig Regulierung vielleicht nicht schaden. Wenn sich Reichtum bei einigen Wenigen konzentriert, schadet das einer Gesellschaft.

Damit ein Individuum, eine Gruppe oder eine ganze Gesellschaft auf Dauer überleben können, sind drei Faktoren unabdingbar: Freiheit, Verantwortung und Ethik. Meistens bricht zuerst die Ethik weg, dann die Verantwortung, wodurch Regulierungen nötig werden. Damit ist die Freiheit beschnitten. Unternehmen, die in ihrem Rationalisierungs- und Effizienzstreben ihren Angestellten immer mehr Arbeit und Verantwortung ohne die entsprechende Handlungsfreiheit geben, müssen sich nicht wundern, wenn Mitarbeiter entweder zugrunde gehen oder anfangen, sich unethisch zu verhalten. Deswegen werden sich in Zukunft nur noch visionsgeführte Unternehmen gut entwickeln. Interessante, kreative Menschen werden nur dort arbeiten wollen, wo sie ihre Persönlichkeit in der Arbeit ausdrücken können und etwas tun, das ihrer Vision entspricht. Gerade junge Menschen wollen zu etwas Wertvollem beitragen und das Ziel der Reise kennen. Grösse, Marktanteil und Salär reichen nicht mehr.

Kontakt und Information:

p.warschawski@exlnz.com oder www.exlnz.com

Details zu Peter Warschawskis Seminar «Überwinden eigener Grenzen» an der ZfU Business School: www.zfu.ch/pdf/uw.pdf

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31 Kommentare zu “«Wer seine Vision lebt, bleibt länger jung»”

  1. Noldi Schwarz sagt:

    Wäre es nicht sinnvoll Herrn Warschawski für Seminare zu buchen, an denen unsere Bundesräte und Politiker zwingend teilnehmen müssten. “Freiheit, Verantwortung, Ethik.” Das kommt uns Schweizern doch irgendwie bekannt vor.

  2. Thomas Allmendinger sagt:

    Besteht da nicht ein fundamentaler Widerspruch, wenn einerseits gesagt wird, es gehe darum, seine Vision zu verwirklichen – und umgekehrt: wer seine Vision verwirkliche, werde nicht alt? Zumindest scheint die Formulierung verwirrend. “Nicht alt werden” heisst nämlich: Früh sterben. Gemeint ist aber wahrscheinlich, dass er nicht altere bzw. dass er lange jung bleibe.

  3. Reto Derungs sagt:

    “Wer seine Vision lebt, wird nicht alt” – der Doppelsinn irritiert. Erst nach der Lektüre des interessanten Interviews mit richtigen und wichtigen Erkenntnissen wird klar, was gemeint ist: “Wer seine Vision lebt, bewahrt sich die Jugend auch im Alter”

  4. Megert sagt:

    Die Aussage, “Wer seine Vision lebt, wird nicht alt” kann leicht so verstanden werden, dass man dann früh stirbt. Vielmehr geht es darum, dass diese Lebensweise einen nicht altern lässt 😉

  5. Bettina sagt:

    “Wer seine Vision lebt, altert nicht” sollte es wohl heissen.
    Der Satz “Wer seine Vision lebt, wird nicht alt”, bedeutet das Gegenteil und entspringt wohl einem ärgerlichen Übersetzungsfehler. Schade um den reisserischen Titel für den sonst so interessanten und gut geschriebenen Artikel.

  6. Johann sagt:

    Ich fühle mich im Element beim Wandern. Nur mit Wandern verdient man wohl viel zu wenig, so dass ich mich davon nichtbüber Wasser halten kann. Nun, das wäre meine Vision. Was nun, Herr Warschwaski? Soll ich die Allgemeinheit ausnützen damit ich meine Vision/Hobby ausüben/frönen kann? Ich lass es so wie es ist, unter Woche nicht die Traumvision um am Wochenende eben diese richtig ausleben zu können.

  7. Petra Asare sagt:

    Unser gutbürglich-materialistisch-moralisches Sicherheitsdenken wirkt wie ein faradayscher Käfig für unsere ureigenen Visionen; jegliche stromgebenden, inspirierenden Impulse von aussen werden abgeleitet, und was schon drinnen ist, kommt auch nicht mehr raus. ABER: die Korrelation zwischen Freiheit, Verantwortung und Ethik, wie Herr Warschawski sie skizziert, ist ein guter Wegweiser und führt wohl in die richtige Richtung..

  8. Gerda sagt:

    Leider wird, wie sooft, nicht gesagt wie die “unangenehme Arbeiten” zu erledigen wären, wenn alle, aber dann auch alle, jene Arbeit machen würden die sie als angenehm empfinden und Prestige bringt.(Neigungen) Zudem gibt es manche Neigung die besser nicht ausgelebt wird. Ich empfinde diese “Ratschläge” als Realitätsfremd und nicht gut für den Durchschnitbürger, noch für eine gut funktionierende Gesellschaft. Besser wäre es den Leuten, vor einem Berufs-oder Studiumrichtungs-Wahl, einen Test zu ermöglichen, um herauszufinden wo ihre Fähigkeiten und Talenten wirklich liegen.

  9. Scheu sagt:

    “Wir beginnen als Genies und enden als effiziente Bünzlis” – Titel im neuen Zeitpunkt, entspricht wohl den Denken von P.W.

  10. Liliane Waldner sagt:

    Der provokativ-doppelsinnige Titel ist der Grund, warum ich das Interview gelesen habe. Der Blickfang ist gut gesetzt.

  11. Peter-Jürg Saluz sagt:

    Sicher hält man sich jung, wenn man seine Visionen verwirklicht. Die Möglichkeit dazu bietet sich mehrheitlich aber nur privilegierten Menschen. Den Durchschnittsmenschen stellen sich zu oft unüberwindbare Hindernisse entgegen. Ein Trost bleibt trotzdem. Unerfüllbare Visionen werden nämlich zu Wunschträumen, die auf eine besondere Art auch alltagsbereichernd sind. Ob Wunschträume auch jung erhalten, werde ich sicher noch heraus finden, denn ich hege sie fast täglich.

  12. Mike Baumgartner sagt:

    Das tönt schön und gut. Vergessen wird in diesem Artikel jedoch der Umstand, dass man in unserer Gesellschaft bzw. im Job immer wieder auf Leute angewiesen ist, die das Potenzial in einem erkennen und einen seine Vision auch leben lassen! Man hat es schlussendlich gar nicht selbst in der Hand, seinen Traum zu leben! Und so fügt man sich schlussendlich in ein langweiliges “Standard-Leben” und schwimmt mit dem Strom.

  13. Tom sagt:

    Leider machen hier einige Kommentatoren genau wieder den gleichen Fehler, den Hr. Warschawski postuliert. Z.B. Johann: Wenn Sie Ihren Visionen konsequent wie einem heiligen Weg gefolgt wären, dann wären Sie heute vermutlich Begführer, Geologe, Strahler oder irgendetwas, wo sie bei der Arbeit wandern könnten. Selbstverwirklichung heisst ja nicht Abschied nehmen von der gesellschaftlichen Einbettung und Verantwortung. Es heisst nur aufstehen, aufrichten und SEINEN Weg gehen, statt täglich dahin zu trotten, wo man eben hin “muss”. Natürlich passt das vielen nicht, die von unserer Selbstbeschränkung und Dumpfheit profitieren. Eben: “Wo kämen wir hin, wenn das jeder machen würde…”, einer der dümmsten Sätze die es gibt.

  14. Markus Schneider sagt:

    Was soll denn das ewige blöde Zeug mit dem Jungbleiben? Wer mit dem Alter nicht gewinnt, der war doch von beginn weg eine Null. Für einen vernünftigen Menschen gibt es überhaupt keinen Grund, jung bleiben zu wollen. Abgesehen davon, dass auch der jüngste “Junggebliebene” altert. Also reines Marketinggewäsch, dass dumme Leute kennzeichnet.

  15. Thomas Sidler sagt:

    Diese Schöpfung ist auf Gegensätzlichkeiten aufgebaut. Der Mensch bewegt sich zwischen diesen Extremen. Beim Abwägen wo man sich hinbewegt spielt Selbstverantwortung eine grosse Rolle. Wenn man als Mensch z.B. in eine regulierte Gesellschaft hineingeboren wird, hat man nicht unbedingt die Möglichkeit frei wählen zu können wie man sich selbstverwirklichen will. Die Regeln setzen Grenzen. Zum Beispiel in Nordkorea bleibt vermutlich nur die Flucht. Ob diese gegenüber dem Umfeld (Familie Nachbarn oder einem selbst) zu Verantworten ist bleibt dem Betroffenen überlassen. Kommt dieser zum Schluss dass er mit einer Flucht seine Familie und unter Umständen sich selbst umbringt bleibt ihm nur sich in die Rolle des Systems zu fügen. In diesem Sinne ist die Aussage von Herr Warschawsky sehr relativ. Es gibt Individuen denen öffnen sich Gelegenheiten die sie packen können, es gibt aber auf dieser Achse der Gegensätzlichkeit auch Persönlichkeiten die nur die Möglichkeit haben sich in Verantwortung gegenüber sich selbst und anderer in ein gegebenes Schicksal zu fügen.

  16. Charles sagt:

    Spannendes Interview. Würde gerne an einem Seminar von Herrn Warschawskis teilnehmen. Beinahe 4000.- für 3 Tage ist für einen Normalbürger allerdings doch einen grossen Betrag.

  17. Meinrad Pfister sagt:

    Warschawski aktualisiert in sehr präziser Analyse sokratische, stoizistische, existenzialistische und anverwandte philosophische Weltanschauungen des 19. und 20. Jahrhunderts (Sartre, Heidegger, Tillich). – Herausragend richtig! “Angst” – nicht Furcht! – ist der “verlässlichste Feind” des Individuums, permanent unter “Ausschluss seines eigenen Seins” leben zu müssen. Den eigenen Weg gehen heisst, auch die Möglichkeit des Scheiterns, des Nichtseins in die Individuation miteinzubeziehen. – Es bleibt alles “brüchig”. – Genau die Bruchstellen durch Zweifel, Verzweiflung, Resignation oder gar totaler Selbstaufgabe sind es aber doch, die durch tiefe Seins-Bewusstheit, Mut (Mut der Verzweiflung, Heidegger) und Ent-Schlossenheit (nicht mehr ein-geschlossen) zur vitalen “visio”, lat. (Anblick, Erscheinung) führen: Die vitale Vision ist in “äusserste Seenot” durch neurotische Selbstzweifel und Aengste geraten.

  18. Irene feldmann sagt:

    Ein excuisiter Artikel den ich 100% unterschreiben würde….

  19. Irene feldmann sagt:

    Erinnert mich auch an das LANDMARK FORUM, wenn das jemanden etwas sagt…..

  20. Marcel Claudio sagt:

    @Schwarz: Vor allem für dei SVP Führungsriege wäre ein mehrmonatiges Intensiveseminar bei Herrn Warschawski dringendst nötig, damit diese mal die Begriffe Freiheit, Verantwortung und Ethik richtig interpretrieren lernen.
    Einen Law-and-Order Staat angereichert mit planwirtschaftlichen Elementen (Kontingenten, Giesskannensubventionen an die Landwirtschaft) – das hat doch nichts mit Freiheit zu tun, eher mit Zwang.
    Von Verantwortung kann man erst sprechen, wenn man diese auch übernehmen kann (was immer das auch heissen mag) – darum nur kritisieren und das Volk aufhetzen aus einer Seitenposition ist nicht Verantwortung übernehmen, auch wenn unser System diese feige Art von politisieren begünstigt – man kann sich dann hinter dem Volk verstecken, das ja entschieden hat!
    Und in Sachen Ethik haben unsere Sünnelis ganz besonders viel Aufholbedarf, wer andauerdn mit Begrifflichkeiten aus dem 3. Reich um sich wirft, dessen Aestetik in seinen Wahlplakaten verwendet und Gegner wie z.B. den Bundesrat als Landesverräter schimpft, der hat mit Ethik nun mal sehr wenig bis nichts am Hut!

  21. Mathias Morgenthaler sagt:

    Interessant in diesem Zusammenhang auch das Interview mit Ai Weiwei heute in “Bund” und Tagesanzeiger: http://www.derbund.ch/kultur/kunst/Eigentlich-ist-meine-Stimme-leise/story/25789986

  22. Ahn Toan sagt:

    Sagt der Prof, man werde nicht alt, wenn man seine Visionen lebe, regt sich in mir der Verdacht, es ist genauso in seinen Ängsten vor dem Altern und Sterben gefangen, wie seine Patienten.

    Nur wer erkennt, dass das einzige Mittel gegen alt werden jung sterben ist, ist frei, er erkennt, er hat das Spiel schon verloren, kann gar nicht gewinnen, kann sich darum entspannen und frei von Angst das Leben vorher leben.

  23. Werner Walter sagt:

    Er vergisst leider zu sagen, dass die dann erfüllte “Vision” für andere Personen oftmals eingeschränkte Freiheit bedeutet. Aber er macht es sehr geschickt, indem er unser Ego anspricht, was uns natürlich schmeichelt….Wir sollten aber wirklich nicht nur an uns selbst denken, sondern auch an die Auswirkungen auf den “Nächsten”. Erst wenn wir das verifiziert haben können wir uns entsprechend engagieren.
    Was passiert denn wirklich “wenn das jeder macht”? Heutige Zustände zeigen doch deutlich, dass diese Philosophien nur für die einen funktionieren, nämlich etwa 1 Million Menschen auf diesem Planeten die wirklich machen können was ihnen passt. Die anderen Milliarden “zahlen” das Ganze und können selbst nicht einmal ein “Visiönli” realisieren. Ja auch Visionäre haben ein System erfunden, in das wir hineingezwängt wurden. Einen Ausweg gibt es kaum, wenn wir die göttliche Anleitung nicht anerkennen wollen. Der Mensch selbst hat zuwenig Weitsicht, als dass er die Auswirkungen der Selbstverwirklichung voraussehen kann. Hat nicht das ganze Menschheits Chaos mit der Selbstverwirklichung angefangen??
    Ich halte es deshalb mit den Aussagen eines wirklich grossen Mannes der einmal sagte: Was ihr wollt was euch die Menschen tun, so tut auch ihr ihnen. Wenn das alle tun würden, dann könnten wir sogar fast das Paradies verwirklichen, eine unserer ältesten “Visionen”. Somit wären sogar die Bedürfnisse und Visionen ALLER Menschen abgedeckt.

  24. Walter Menet sagt:

    Mir erscheinen die Überlegungen als reizvoll und ansprechend, vorerst sogar als logisch und passend zum gegebenen freien Willen des Menschen. Etwas genauer betrachtet ist jedoch fraglich ob wirklich jeder Mensch eine wirklich eigene Vision hat oder wird er nur beeinflusst von Erziehung, Gesellschaft, Ausbildung, Umfeld. Selbst wenn nun wirklich jeder eine Vision entwickeln könnte, wüde diese sich wohl im Laufe der Jahre doch auch verändern. Zudem kommen dann doch noch gewisse Sachzwänge oder ungünstige Umstände dazu, z.B. wird es einem Blinden eher schwer fallen Hubschrauber-Pilot zu werden. Klar, wer von etwas sehr Überzeugt ist und dies fokusiert verfolgt wird etwas seiner Visoin ähnelndes eher erreichen. Nur, ob dies in jedem Fall das Richtige ist und dies auch glücklich macht oder wirklich jung hält, erachte ich nicht immer als gegeben.

  25. Walter A. Kathriner sagt:

    Ich meine, ein Leben ohne Visionen gibt es gar nicht, und wenn Visionen erfüllt sind, sind sie gar nicht mehr Visionen. Wieder mal Plato lesen, und sich mit GUTEN Visionen beflügeln lassen

  26. Antje sagt:

    Johann, wie wäre es mit einem Reiseblog oder Produkttester für Wander- oder Trekkingausrüster oder Arbeit bei Globetrotter, Vaude, Mammut und wie sie alle heißen.

    Die Grenzen sind im Kopf, nicht in der Welt.

    Gruß
    Antje

  27. Tom sagt:

    Vielleicht habe ich einen anderen Text gelesen, vielleicht aber wollten hier einige etwas anderes lesen. Ich finde im Interview nur: Wer seine Vision lebt, bleibt länger jung. Das ist eine ziemlich eindeutige Aussage und hat nix mit körperlich alt werden. Es sei denn die allgegenwertigen Indoktrinationen haben einen so in Beschlag genommen, das man nicht mehr merkt, wenn man beim lesen den Text durch eigene Interpretationen ersetzt. Und … Visionen bekommt man nicht, die kommen aus einem selbst. Fühl mal, dann weißt Du ob es eine ist.

    Der Mann hat so den Punkt getroffen. 🙂

  28. Limbara sagt:

    Selbst froh, daß mein tägliches Tun und Wirken auch meine persönlichen Interessen und Vorlieben widerspiegelt und umgekehrt.
    Dies ist Freude und Luxus, wenn ich dann auch noch etwas verdiene ist das toll
    Aber was ist z.B mit den Menschen, die als Saisonarbeiter Spargel stechen, das ganze Jahr über unseren Müll wegschaffen, in der Kanalisation arbeite, in zugigen KFZ Werkstätten arbeiten, an Discounterkassen sitzen, nachts Büros reinigen, öffentliche Toiletten betreuen … kurz Tätigekeiten erledigen, die in unseren Städten gemacht werden müssen, damit diese Städte 24h lang für uns alle gut funktionieren. Der gedankliche – visonäre – Spielraum, dies als Berufung zu sehen, sich hier freundliche Gedanken über den Sinn und die Erfüllung zu machen ist sehr begrenzt und spottet jeder philosphischen Betrachtung. Würden sich Menschen finden diese Tätigkeit auszuführen, wenn sie sich fragen WO bin ich in meinem Element? Ich denek hier wird dies verständlicherweise in den Abend bzw in die Freizeit verlegt – und genau zur Erfüllung dieses “..sich im Element fühlen.. ” gibts dann Jobs für jmd wie Johann, der gerne wandert und seine Begeisterung zügig weitergeben kann, sodaß Menschen, der Job nicht so visionär gestaltet werden kann, in den Bergen in der Freizeit eine gute Zeit verleben.

  29. Prof. Peter Warschawski sagt:

    Über die vielen Reaktionen auf das Interview habe ich mich sehr gefreut. Ich war beeindruckt von der Vielfalt der Interpretationen meiner Aussagen. Einen Aspekt, der oft missverstanden wird, möchte ich klären: die eigene Vision zu leben hat nichts mit einer spezifischen Aufgabe, einer spezifischen Arbeit, einem spezifischen Besitz oder einer spezifischen Position zu tun. Die eigene Vision zu leben heisst das, was man gewählt hat zu sein oder zu tun oder zu haben, als Ausdruck dieser Vision zu leben. Und der Mensch hat diese Wahl, er ist sich dessen nur nicht immer bewusst. Vision ist nicht ein Thema nur für Privilegierte, sondern für jeden Menschen. Der Spargelstecher und der Müllmann und die Putzfrau haben ebenso wie der CEO und der Superstar die Verantwortung sich zu fragen, wo sie in ihrem Element sind. Es gibt CEO’s und Putzfrauen, die ihre Arbeit aus Vision machen und glücklich sind; genau so gibt es CEO’s und Putzfrauen, die ihre Arbeit nicht aus Vision machen und unglücklich sind. Alle haben die Möglichkeit, ihre Arbeit aus Vision, mit Begeisterung und Hingabe zu tun. Es ist jedem Menschen freigestellt, das zu wählen, was seiner Vision entspricht, und bei dieser Wahl ist niemandem Grenzen gesetzt. Alles andere wäre ein grundlegendes Missverständnis des Lebens. Zur praktischen Aufklärung dieses weiterverbreiteten und gut dokumentierten Missverständnisses dient das Seminar “Überwinden eigener Grenzen”.

  30. Marion Fabian sagt:

    Guter Artikel, gute Diskussion. Ich kann mir ein Seminar von Prof. Peter Warschawski als große Bereicherung vorstellen. Und schon der Titel “Überwinden eigener Grenzen” regt zum Denken an. Auch erinnert er mich an den Mythos vom Sisyphos.
    “Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ (Camus)

  31. Hermann Strutz sagt:

    Die Ost-Westspannungen fordern zu Visionen – z. B. von Modernisierungspartnerschaften (Außenminister Dr. Frank Walter Steinmeier) – geradezu heraus! Ob man bei der Gestaltung dann auch mal einen Arzt benötigt, der bei Durststrecken die nötigen “Muntermacher” verspricht, bleibt dahin gestellt… Ein anschauliches Beispiel für die Umsetzung der Vision einer dt.-russ. Ausbildungsschule (Beginn: 1991!)finden LeserInnen in dem Buch: “Ein Volk mit Visionen lebt auf – Dt.-Russ. Pilotprojekt für den Frieden”www.luther-verlag.de
    Alle Beteiligten aus Schule, Kirche, Politik und Wissenschaft haben dabei “Glück” empfunden und Motivation, auch die nachfolgende Generation für Visionäres zu gewinnen!
    Bundesverteidigungsministerin Dr. Ursula von der Leyen am 10.02.2014: “Ihr Buch ist ein Beispiel dafür, wie kleine Initiativen”Annäherungen” schaffen und so zur Völkerverständigung beitragen können.”