Mit acht Jahren programmierte er die erste Website, mit 13 hackte er das iPhone, mit 15 wurde er Unternehmensberater. In ganz Europa lernen Manager von Philipp Riederle, wie die Generation Y tickt. Der 19-Jährige nimmt kein Blatt vor den Mund und sagt: «Wir wollen keinen Chefsessel und keinen fetten Dienstwagen, sondern mit Gleichgesinnten etwas bewegen können.»
Interview: Mathias Morgenthaler
Herr Riederle, früher lief das so bei Akademikern: erst die Matura, dann Studium, Trainee-Programm, erste Stelle, erste Führungserfahrung… Und irgendwann zwischen fünfzig und sechzig der Schritt in die Beratung. Sie sind gerade 19 geworden und europaweit als Referent und Unternehmensberater unterwegs. Wie kam es dazu?
PHILIPP RIEDERLE: Ich habe mich schon als kleines Kind sehr für technische Fragen interessiert. Mein Grossvater war Elektromeister, von ihm lernte ich viel. Ich lötete im Selbstversuch Elektronik-Schaltungen zusammen, manipulierte TV-Geräte und Computer und programmierte als Achtjähriger meine erste Website. Als ich 13 war, wurde das erste iPhone in San Francisco vorgestellt. Ich importierte so ein Wunderding aus den USA und suchte im Internet nach Anleitungen, wie man es hackt. Weil ich nichts Brauchbares fand, machte ich mich selber ans Werk und sorgte dafür, dass es mit dem deutschen Mobilfunknetz funktionierte. Ich dachte, das interessiere vielleicht auch andere Leute, und filmte, wie ich das iPhone hackte. Den Podcast veröffentlichte ich auf meiner Website.
Wie viele Besucher besuchten die Seite?
Vorher war ich jeweils happy, wenn fünf Besucher pro Monat dort etwas über meine Hobbys lesen wollten. Als ich den Blog «Mein iPhone und ich» lancierte, erhöhte sich die Besucherzahl massiv – erst auf 100, bald auf 1000 und 10’000 pro Beitrag. Nach zwei Jahren waren es über 100’000 Leute, die sich das anschauten. Weil der Server diesem Ansturm nicht mehr gewachsen war, gründete ich mit 15 Jahren eine Medienproduktionsfirma und schaltete Werbespots auf der Plattform. Und dann kam der Anruf des Managers einer grossen deutschen Telekom-Unternehmung, der sich fragte, warum ein unbekannter 15-Jähriger 100’000 Leute erreichte und er mit der bekannten Marke so viel Mühe hatte.
Und da begriffen Sie: Ich bin jetzt Berater?
Diese Frage habe ich mir gar nicht gestellt. Ich traf mich einfach mit den Managern des Konzerns. Erst redeten wir über Podcasts und andere technische Dinge, bald stand aber die Frage im Mittelpunkt, wie diese Generation Y eigentlich tickt. In den nächsten drei Jahren arbeitete ich mit über 150 Firmen zusammen, vom lokalen KMU bis zu internationalen Konzernen mit mehreren 10’000 Angestellten. Die meisten Unternehmen tun sich schwer, die jungen Leute anzusprechen. 50-jährige Manager haben da viele Vorurteile und Illusionen. Aber sie wissen, dass sie die Jungen erreichen müssen, als Kunden und als künftige Mitarbeiter. Weil sie nicht ihre eigenen Kinder fragen wollen, holen sie mich als Berater ins Haus. (Lacht)
Welche Vorurteile versuchen Sie zu entkräften?
Etwas überspitzt gesagt denken die Manager über uns Junge: «Ihr arbeitet ja gar nicht und habt keine richtigen Freunde. Ihr macht bloss den ganzen Tag an diesen Wischgeräten herum.» Ich verstehe diese Abwehrhaltung, aber sie ist kontraproduktiv. Die Manager, die heute in Machtpositionen sind, stehen unter grossem Druck. Sie müssen mühsam den Gebrauch neuer Technologien lernen, mit denen wir Jungen ganz selbstverständlich aufgewachsen sind. Und sie stellen fest: Status, Seniorität, Funktionen – all das zählt nicht mehr viel in der Generation Y. Wir wollen keinen Chefsessel und keinen fetten Dienstwagen, sondern mit Gleichgesinnten etwas bewegen können.
Inwiefern bedroht das die heutigen Machtträger?
Weil heute die meisten Leute einen unbegrenzten Zugang zum Wissen haben und die jüngeren Leute dieses Wissen tendenziell besser anzuzapfen verstehen, müssen Manager dazu lernen. Seien wir ehrlich: Die jungen Talente, um die sich alle Unternehmen bemühen, nehmen keinen Job mehr an in traditionellen hierarchisch geführten Betrieben. Wenn doch, sind sie nach zwei Jahren wieder weg. Ein Bekannter von mir arbeitete im weltweit grössten Software-Konzern. Er hatte eine hervorragende Business-Idee, aber sein Chef bremste ihn mit dem Argument, das Thema falle gar nicht in seinen Zuständigkeitsbereich. Er kündigte, setzte die Idee mit seinem Startup um – und der Konzern kaufte sich die Idee später für einen höheren Millionenbetrag wieder ein.
Das ist ein spektakulärer Einzelfall.
Nein, ganz und gar nicht. Wie sind die ersten Smart Watches oder Intelligenten Uhren entstanden? Glauben Sie, das waren Konzernmanager, die mit Hilfe von Banken ein Projekt lancierten? Nein, da sassen viele gut vernetzte Hacker in ihren kleinen Buden und begeisterten 70’000 Privatinvestoren für diese Idee, so dass in kurzer Zeit 10 Millionen Euro zusammenkamen, ohne dass einer dieser Freaks einen Anzugträger in einer Bank hätte überzeugen müssen. So funktioniert das heute. Junge Leute hauen eine Idee raus und finden Mitstreiter. Sie leben fürs Arbeiten und haben keine Lust, in ein Unternehmen einzutreten, wo der Dienstweg heilig ist und die Menschen arbeiten, um sich eine teure Freizeit leisten zu können.
Leben fürs Arbeiten? Das klingt nicht sehr verheissungsvoll.
Ich finde, es klingt besser als Work-Life-Balance. Vor 20 Jahren strebten Berufseinsteiger hauptsächlich drei Dinge an: Geld, Status und Macht. Heute geht es uns in erster Linie um Sinnhaftigkeit, Selbstverwirklichung und ein gutes Team.
Welches sind die häufigsten Fehler von Unternehmen beim Versuch, die Generation Y zu erreichen?
Dass sie ein paar Dinge tun, die gerade im Trend sind, und denken, nun seien sie modern. Chefs reden derzeit zum Beispiel gerne über die Gestaltung und den Bezug von modernen Grossraumbüros. Oder sie sind stolz auf den jugendlichen Facebook-Auftritt. Dabei bewegen die besten Büros und Social-Media-Auftritte nichts, wenn sich die Kultur nicht ändert. Entscheidend ist, wie geführt wird und wie die Zusammenarbeit organisiert ist. Das hat viel mit der Frage zu tun, wie Macht und Verantwortung legitimiert werden. Wenn da weiterhin Barrieren in den Köpfen sind, bringt es nichts, die Bürowände einzureissen.

Das Buch
Philipp Riederle: Wer wir sind und was wir wollen. Ein Digital Native erklärt seine Generation. Knaur Verlag 2013.
Gäbe es für einen hochbegabten 19-Jährigen nicht interessantere Aufgaben als die des Unternehmensberaters?
Im Moment ist das der schönste Beruf der Welt für mich. Ich kann Verständnis schaffen für meine Generation und für die technologischen Möglichkeiten – nicht nur im Gespräch mit Konzernchefs, sondern auch am Elternabend unserer Schule, an dem ich natürlich ehrenamtlich rede. Ich glaube, ich bin trotz der ungewöhnlichen Karriere ein ganz normaler Teenager geblieben, der hier in einem 8000-Seelen-Ort seine Freunde hat und das Vereinsleben geniesst. Im Sommer habe ich das Abitur gemacht, nun möchte ich bald ein Studium in Angriff nehmen – Kulturgeschichte vielleicht.
Und stimmt es denn, dass die Jungen heute so viel am Bildschirm sitzen, dass sie keine echten Freundschaften mehr pflegen?
Nein, dieses Klischee ist vielfach wiederlegt. Aber natürlich kämpfen wir alle mit der Herausforderung, nicht dauernd auf vielen Kanälen online zu sein. Ich war in den ersten Jahren sehr angefressen, heute nutze ich die Technologie selektiver. Während unseres Gesprächs habe ich kein einziges Mal aufs Smartphone geschaut. Und in der Nacht schalte ich es ganz aus.
Kontakt und weitere Informationen:
www.riederle.de
philipp@riederle.de
“Wir wollen keinen Chefsessel und keinen fetten Dienstwagen, sondern mit Gleichgesinnten etwas bewegen können.”
Das bezweifle ich! Alle Jungen wollen viel Geld und moeglichst wenig Muehe bei der Arbeit
Dass die junge Generation neue, andere Ideen hat, ungeduldigt ist, etwas bewegen will etc etc ist weder neu noch erstaunlich. Und es wird dieser Generations ebenso ergehen, wie allen Generationen vor ihr: man wird älter und, merkt (hoffentlich), dass alles mindestens zwei Seiten hat und die nächste Generation bereits wieder vor der Tür steht und neue Ideen hat, etwas bewegen will, ungeduldigt ist…
“Heute geht es uns in erster Linie um Sinnhaftigkeit, Selbstverwirklichung und ein gutes Team. ”
Super – wenn das wahr ist, dass die ganze Generation Y so tickt! Da bin ich also dann als Babyboomer ein “paar” Jahre zu früh auf die Welt gekommen, und entsprechend bin ich angeeckt.
“Sinnhaftigkeit” und “ein gutes Team” – diese beiden ergänzen sich gut. Die “Selbstverwirklichung” aber lässt mich schon wieder vorsichtig werden. Denn die lenkt meinen Blick zurück auf die Trends in meiner Zeit – geführt von den 68’ern: Welch eine Aufbruchstimmung war das damals, als ich im Studium war – und wo sind diese Leute heute?!
So wünsche ich euch, der Generation Y, dass ihr es “besser” machen möget. Bleibt euch treu. Vergesst eure Ziele nicht, wenn ihr älter werdet. Und vor allem: verratet sie nicht.
Endlich, habe ich gedacht, als ich das las. Ich bin aus diesen Mechanismen schon früh ausgestiegen und selbständig geworden. Interessant, dass die meisten Kommentare so viel Unverständnis verraten. Da scheint wirklich neues Denken angebrochen, das die Älteren dann halt nicht verstehen (können, wollen..). Es war schon lange Zeit dafür.
das hatten wir schon vor 40 jahren postuliert, das credo der 68er …. und dann begann der marsch durch die institutionen und die korruption durch macht und geld. es zeigt höchstens auf, dass die verblödung des establishments im management durch die jagd nach quartalszahlen und die meinungsgleichschaltung noch weiter fortgeschritten ist. umsonst erheben sie nicht unreife früchtchen auf den goldenen beraterschild. die flexiblen der “älteren” waren schon vor 30 jahren die pioniere der digitalen trends und wurden schon damals nicht für voll genommen. den pc’s und homekomputer waren ja keine richtigen komputer. was nicht mindestens einen grossen raum oder ein sog rechenzentrum füllte war nichts. und multimedia freaken unseriös. und aufs webseitenprogrammieren hat man sich nicht gross was eingebildet, man hat es auch damals einfach getan. der unterschied mag einzig sein, dass die heutigen manager, wieder zahlen fixiert wie immer, nur die seiten jagen mit den höchsten klickzahlen. und genau das ist gerade in der modernen multimediazeit nicht nachhaltig, sondern ultrakurzlebig. mit anderen worten dieser fokus ist wieder am falschen ort. bis sie’s begriffen haben ist der trend schon wieder passé. also kauft man wieder für millionen, solange noch was in der kasse ist.
@Martin
Da ich mich selber zur Generation Y zählen kann, fühle ich mich etwas getreten durch Ihre pauschalisierende Aussage. Ich habe mein Studium weder des Status halber gewählt, noch aus monetären Gründen. Der Wunsch eine Tätigkeit auszuführen, die mich persönlich erfüllt und mit welcher ich ethisch und moralisch gut leben kann, hatte dabei erste Priorität. Natürlich gibt es in jeder Generation Menschen, die nur nach Geld und Macht streben. Diesen Stempel aber gleich der ganzen Generation aufzudrücken, finde ich nicht fair.
Wir wachsen in einem Umfeld auf, wo die Erwartungshaltung, gerade auch den Universitätsabgängern gegenüber, sehr hoch ist. Ohne ein sehr gutes Zeugnis, Praxiserfahrung und fliessendes Sprechen verschiedener Sprachen hat man in vielen Bereichen wenig Chancen eine Stelle zu ergattern. Ist es somit nicht verständlich, dass man sich nach vielen Investitionen in eine langjährige Ausbildung, Sprachaufenthalte und einige Praktika, eine entsprechende Entlöhnung erhofft? Diese Hoffnung schliesst jedoch nicht aus, dass die “Sinnhaftigkeit” des Berufs im Vordergrund steht.
Schaut man über den Tellerrand hinaus, wird noch offensichtlicher, wie privilegiert wir in der Schweiz sind. Diese Chance möchte optimal genutzt werden, was sich in der Bemühung einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen niederschlägt. Ich kann in meinem Umfeld der Generation Y das gleiche Gedankengut finden.
In meinen beiden Nebenjobs bilden wir ein eingespieltes und gutes Team, was viel Freude an der Arbeit macht und meines Erachtens auch die Produktivität steigert.
Ich stimme auf ganzer Linie mit Riederles Aussage überein und hoffe, dass dies auch für andere Generationen nachvollziehbar ist.
@Martin
Sie liegen da ziemlich daneben.
Freundliche Grüsse
Ein 21-jähriger
Sinnvolle Arbeit zu leisten, gemeinsam im Team zukunftsfähige Ideen zu entwickeln, setzt eine entsprechende Unternehmenskultur voraus und Menschen, die dafür ihr Herzblut geben, um diese umzusetzen. Dies ist aber keine Generationenfrage.
Schaumschlägerei, nach dem Motto – wer nicht fähig ist ein Unternehmen zu leiten, wird Berater.
“Webseite programmieren” und “iPhone hacken” sind seeehr dehnbare Begriffe, die auch falsch verwendet werden.
Es gibt weltweit sicher einige erfolgreiche Korbflechter, aber niemandem käme es in den Sinn, Korbflechten deshalb als den zukünftigen Industriezweig zu bezeichnen. Einer von mehreren hunderttausend wird von der Industrie ein bisschen befragt und schon sind die 19jährigen diejenigen, die den Lauf der Wirtschaft bestimmen. Wenn das die Denkweise unserer führenden Köpfe sein sollte, dann haben wir wirklich ein Problem. Lasst den Jungen mal ein bisschen älter werden, dann werden wir nicht mal mehr höhren, was aus ihm geworden ist.
@Martin
Jaja, bezweifeln Sie ruhig, damit Sie auch inskuenftig besser schlafen koennen….
Nach der verzweifelten Sinnsuche der GenerationX (Douglas Coupland), zu der wir beide uns wohl zu zaehlen haben, erhaelt die Welt mit der Nachfolgegeneration hoffentlich neue Inputs: “Wir wollen keinen Chefsessel und keinen fetten Dienstwagen, sondern mit Gleichgesinnten etwas bewegen können.”
Ich benamse die GenerationY hochwuerdig “Schnuddergoof-Generation”: ‘Digital Natives’ haben nunmal einen fuer uns unvorstellbaren, eigenen Zugang zur Welt – und da bin ich grundsaetzlich optimistisch. Bezueglich der Werteveraenderung sollte man allerdings auf alle Faelle auch die geschichtlichen Zusammenhaenge sowie die gesellschaftliche und technische Evolution nicht ausser Acht lassen. Philipp Riederle will Kunstgeschichte studieren – ich glaube Ihnen gerne, dass Sie Muehe mit einem solch tollen Weltbild bekunden. Liest man da etwa Neid aus Ihren Zeilen?
Es wird Zeit, dass das Paradigma “Alle Jungen wollen viel Geld und moeglichst wenig Muehe bei der Arbeit” abgelegt werden kann (und wir bedenken muessen, dass WIR die Nachfolge-Generation zum Erhalt solcher Werte erzogen haben).
Moege Ihr Weltbild in Friede ruhen.
Ach Martin, man sollte nicht immer davon ausgehen, wie man selber funktioniert, Schlüsse aus der eigenen Lebenswelt sollte man nicht verallgemeinern und 1 zu 1 übertragen, wirft eher ein bedenkliches Licht auf den Urheber der Zeilen…
Wenn das alles stimmt was Philippe Riedere über die Generation Y sagt, besteht wieder échte Hoffnung, dass das Leben wieder wichtiger wird als das Haben.
Vielleicht noch was zum ewigen Polteri Peter Kaegi, der sich zum Experten für alles gemausert hat… Wenn das eigene Problem und das Bewusstsein für die eigene Unzulänglichkeit und Bedeutungslosigkeit die eigene Intelligenz um ein Mehrfaches übertrifft, sollten Redaktoren angehalten werden, diesen Schreiberling vor sich selbst zu schützen. Riederle zeigt dem Frustbürger, was heute gängig ist und wer sich so äussern muss wie Kaegi beweist nur, dass er dem Abbild des frustrierten Miesepeters entspricht. Sein gutes Recht, aber die ganze Welt damit zu belästigen finde ich unangepasst und suboptimal…
Shakespeare hatte doch recht als er saget: “Die Welt ist wie eine Buehne und die Leute sind Schauspieler auf dieser Buehne”. Und jetzt sagt uns ein 19 jaehriger wie wie voran kommen. Wirklich?
Die Beruf+Berufung Seite sollte man schliessen. Hier wird regelmässig irgendwelchen vorlauten Selbstvermarktern eine Plattform gegeben, um, na was wohl, sich selbst zu vermarkten. Was soll die E-Mail und die Webpage am Ende des Artikels denn sonst? Gibt es nun in Zukunft bei jedem Politikerinterview unten Links aufs Twitter-Profil, Homepage. Am besten könnte man sich gleich noch in der Mailingliste der jeweiligen Presseabteilung eintragen. Nie wird kritisch hinterfragt, was diese Selbstdarsteller an lauen Lüftchen von sich geben. So macht das keinen Sinn, das ist kein Journalismus, das ist Schleichwerbung. Bitte stellt diese Seite ein. Danke.
Bin Anfangs 40 und arbeite viel mit Jungen Leuten Anfangs 20 zusammen. Ich kann die Aussagen von Herrn Riederle nur teilweise, wenn überhaupt, nachvollziehen. Die Generation Y ist ein Konstrukt, die Wünsche, Ziele und Vorstellungen, was man aus seinem Leben machen will, sind sehr unterschiedlich und ich kann da keinen kollektiven Ansatz erkennen. Allerdings muss ich auch niemandem die Jugend verkaufen und darum normale Generationenunterschiede hochstilisieren.
“Weil sie nicht ihre eigenen Kinder fragen wollen, holen sie mich als Berater ins Haus. (Lacht)”. Dies ist ja das beste Beispiel dafür, dass der Herr Riederle auch nur ein ganz normales Rädchen in der Wirtschaftswelt der Grosskonzerne ist, so wie sie heute gemanagt wird: Die Manager müssen ja ach so viel arbeiten und ihren Status behaupten dass sie nicht mal mehr Zeit finden, sich angemessen mit ihrem eigenen Nachwuchs auseinanderzusetzen. Handkehrum bezahlen sie andere Jugendliche teuer für Auskünfte, welche sie in ihrem persönlichen Umfeld (welches sie wohl nur noch als Begleiterscheinung wahrnehmen, Gewinnmaximierung ist wichtiger) ganz selbstvertändlich bekommen könnten.
Mit ein paar Pauschalaussagen wie “…, sondern mit Gleichgesinnten etwas bewegen können.”…”Heute geht es uns in erster Linie um Sinnhaftigkeit, Selbstverwirklichung und ein gutes Team.” hat noch niemand die Welt entscheidend verändert, und spätestens wenn er von der Welt des Beratens in die Welt des Machens wechseln möchte, wird auch er nach dem Streben, was ihm heute noch nicht so wichtig ist.
Irgendwie fehlt da etwas, nennen wir ES Generation Z: Der Nachwuchs der Entbehrenden, der Entrechteten, der Geschundenen, der Drangsalierten (global gerechnet, die Mehrzahl also > von UNTER 10$/tgl. Haushaltsgeld verbrauchenden). Spätestens nach Erkennen, dass ihre Eltern an Depressionen kränkeln, werden auch sie die Welt zu verstehen wissen. Weil Wirtschaft momentan nur so funktioniert, indem Dank versteckten Geldern über dem Rücken der Nachkommenschaft gelebt wird. Also mit einer sicheren Anlage quasi, weil der Nachschub könnte auch mal aufbegehren.
Dieser Elan, die Dynamik der Generation Y aber bleibt auch nicht zu verachten. Scheint eine Schlüsselposition innezuhaben zwischen altbewährt Gewohntem und eben dem Neukömmling bzw. vakuumfüllenden Typus Z wie Zorro.
Genial, aber nur für den Dienstleistungs- und Consumer Bereich. Typisch Gen y, haben keine Ahnung, wie die Dinge, die sie für selbstverständlich halten überhaupt hergestellt werden und am Laufen bleiben.
Einige Beispiele? Infrastruktur, Rohstoffgewinnung, Produktion, Lebensmittelherstellung, etc. Halt alles, was wichtig ist, dieser Generation aber nie fehlte, da in Europa seit Jahrzehnten im Überfluss und billig vorhanden.
Bitte die Welt nicht vereinfachen, diese ist nämlich sehr, sehr komplex…
Ich glaube der einzige Unterschied zwischen den früheren und heutigen Jugendlichen ist wie man ins Erwachsenenalter springt. Sobald dies mal erreicht ist und man mit den Realitäten eines Erwachsenen lebt, ist das Leben der Y-Generation in etwa wieder gleich wie dasjenige der heutigen erwachsenen Gesellschaft, einfach ein bisschen der Technologie angepasster.
Martin; ich zähle mich mit meinen 32 Jahren auch zur Generation Y, Mir und unserer Generation ist Wertschätzung wichtig – in vielerlei Form, nicht nur monetär. Glücklicherweise liegen Sie mit Ihrer Aussagen sowas von falsch. In Ihrer Welt – und Ihrem Weltbild – möchte ich nicht leben.
Die heutige Zeit beschert uns viele Genies.
Hoffen wir, es sind auch ein paar Begabte darunter.
Ach Gott, das war wohl schon immer so, dass die junge Generation das Gefühl hat sie habe den Schlüsel zum Leben gefunden, und die altere sie einen Haufen eingebildeter, unerfahrener, selbstbessener Rotznasen findet. Der Kreis vom Leben schliesst sich. Pauschalangriffe auf “50 jährige Manager” zeugen von eher kindischer Unerfahrenheit von Herr Riederle.
Da ich als Generation X-ler noch im prädigitalen post68er Zeitalter mit Spätpowerflower und bald Punk und der Zürcher Jugendbewegung erwachsen wurde, kann ich das Verhalten und die Gedanken von Herr Niederle dennoch gut nachvollziehen.
.
Entweder man ist neugierig, will etwas verändern oder man verstaubt einfach gefangen in seinem beschränkten Weltbild wie die Kommentarschreiber Martin und Kägi!
.
Die Neugierde muss man permanent aufrecht erhalten, auch bereit sein als “sicher” geglaubte Lebensweisheiten und -erfahrungen immer wieder zu überdenken und manchmal auch zu revidieren – so bleibt man geistig jung und kann auch die heutigen Jungen zumindest teilweise gut verstehen.
Menzi: Zuckerberg und sein Facebook hat doch die Welt auch ein wenig verändert — mit Fun unter Gleichgesinnten — das Geld kommt dann von alleine — siehe heute Tagespresse: Zuckerberg hat über 2.2 Mrd $ verdient….und es gibt mittlerweile Millionen von Zuckerhügeln, die das (wenn finanziell auch nicht ganz so erfolgreich) genauso durchziehen in ihren Startups!
Der größte Fehler, den die Jugend von heute hat, ist der, dass man nicht mehr zu ihr gehört – S. Dali
An Sven (21): Toll – wie recht Du hast – Einer (77) der immer genau dafür gekämpft hat und trotz Widerstand glücklich und alt geworden ist – lol
Naja, neu ist das ja nicht. Vor 20 Jahren haben wir auch das studiert, das uns interessierte, Macht und Geld waren nicht wichtig. Damals gab es natürlich auch Ausnahmen, genau wie heute auch.
Aber schön zu sehen, dass auch die heutige Jugend ihre Ideale hat, und die auch erreichen will.
Gruss, ein 40jähriger
@Claudio: Zuckerberg wird wahrgenommen, weil er Erfolg hat. Von Ihren “Millionen” Startups spricht niemand mehr, wenn sie nach 1 Jahr sang- und klanglos pleite gehen. Klassischer Fall von verzerrter Wahrnehmung. Lesen Sie Gladwell`s “Outlier”.
Zudem ist es ironisch, dass ja gerade diejenige Generation, der das Wunderkind mangelnde Ideen, Unflexibilität und was weiss ich vorhält,, als 68 mit genau den gleichen heren Weltveränderungsideen angetreten ist. Bin gespannt, wie die nächste Generation Herrn Brüderles Generation Y dereinst beurteilen wird… Es ist das Schicksal jeder Generation von der nachfolgenden kritisiert zu werden.
Man kann als Erwachsener von allen Menschen immer etwas lernen, insbesondere von Kindern, und dazu gehören eben auch die Jugendlichen. Man mache nur nicht den Fehler einen Jugendlichen, der etwas zu sagen hat, gleich in den Himmel zu heben. Wenn das geschieht muss man sich immer fragen, hat der Junge wirklich so viel zu sagen oder ist ganz einfach der Erwachsene in seiner eigenen Entwicklung zurückgeblieben?
Die Beschreibung der Generation Y ist sicherlich so verallgemeinert völlig falsch. Diese Tendenz gibt es, ich zähle mich auch ungefähr dazu. Es gibt aber auch (zu viel) Leute, die beim Job den Fokus nur auf’s Geld haben, als ich einen Kollegen fragte, wieso er Wirtschaftsinformatik studiert, sagte er, dass er damit am einfachsten zu Geld kommen könne. Für mich ist das unvorstellbar. Ich will ein Job, der mir gefällt. Wobei bei solchen Themen konsequent ausgeblendet wird, dass es Leute gibt, welche keine Wahl haben und froh sein müssen, wenn sie überhaupt einen Job haben!
@MC: Meine persönliche Welt hat der Süsse Hügel noch nicht grundlegend verändert – No Face in the Book! Und ich hoffe eigentlich, dass die “NSA des Kleinbürgers” (so hat neulich ein Kollege diese Firma bezeichnet, was ich nicht ganz untreffend finde) wieder eingeht, oder nicht so dominant wird, bevor alle lebensnotwendigen Bereiche davon unterwandert sind.
Und das Geld fliesst sowieso nirgends von alleine, oder höchstens von einem Weg; Milliardär oder Millionär wird man nicht einfach so durch Glück und Zufall (ausser vielleicht im Lotto). Und so nebenbei bemerkt werden 80 – 90% der sog. Start-Up’s zu Rohrkrepierern (Konkurs innert den ersten 2-3 Jahren), weil die meisten Neustarter zwar wunderbare Produkterfinder und -Entwickler sind, aber eigentlich etwas marktfähiges zu wirtschaflich passenden Bedingungen verkaufen müssten, um wenigstens davon leben zu können. Was man in der Presse an positiven Beispielen hochjubelt sind wenige Einzelfälle, in Tat und Wahrheit haben slbständige Neu-Kleinunternehmer in der Regel ein eher hartes Arbeitsleben, vor allem bis sich ihre Firma als existenzsichernde Investition etabliert hat.
Achachach…die Hälfte der Kommentare hier erinnert mich einmal mehr daran, weshalb ich mit Jugendlichen zusammenarbeite… Ja, der junge Riederle wird im einen oder anderen Punkt seine Meinung noch ändern, er wird an Erfahrung gewinnen und er wird auch irgendwann ein 50jähriger Sack! Nichtsdestotrotz gehört er zu den Phantasten nicht zu den Erbsenzählern, und nur erstere halten die Welt in Atem 😉
“Status, Seniorität, Funktionen – all das zählt nicht mehr viel in der Generation Y. Wir wollen keinen Chefsessel und keinen fetten Dienstwagen, sondern mit Gleichgesinnten etwas bewegen können.”
Ich bin tief beeindruckt. Da fasst der doch einfach mal zusammen wie viele Jungen heute denken. Man muss das natürlich etwas einschränken. Geld haben wir schon gerne. Aber nicht des Geldes wegen, sondern einfach um unsere Selbstverwirklichung absichern zu können.
Unter uns gesagt, den Managern kann ein 19-jähriger durchaus die Welt erklären. Das hat weniger mit der Weisheit des 19-jährigen zu tun als mit dem Tunnelblick der Manager. Die leben in einer eigenen Welt. Und die hat mit unserem Leben nicht viel zu tun.
@Alle: Im Artikel und in den Kommentaren wird leider ein bisschen viel pauschalisiert.
Die Generation Y setzt sich aus unzähligen Menschen, Nationen, Charakteren und Altersstufen (ja, es macht einen Unterschied ob 15 oder 25 Jahre!) zusammen.
Wenn Unternehmen festlegen was sie welcher Altersgruppe – und hierin auch einem speziellen Klientel – schmackhaft machen wollen und Herr Riederle dazu passende Beratung liefert, ist doch alles gut.
Kein Unternehmen wird ein Produkt, welches auf 17jährige Schüler zugeschnitten ist, an Berufsanfänger im Alter von Mitte bis Ende 20 verkaufen wollen. Andererseits wird Herr Riederle keine verlässliche Beratung in einer ihm fernen Altersklasse anbieten können. Und solange sich hier Angebot und Nachfrage – also Unternehmen und Berater – finden, sehe ich diesen Artikel als das, was er ist: eine Success-Story über einen jungen Geschäftsmann.
Weiterhin gute Geschäfte, Herr Riederle!
Und jeder junge Geschäftsmann wird in Teilen auch immer eine Beratung aus der älteren Generation annehmen: Altes prüfen und die guten Anteile mit Neuem mischen – so entwickelt sich etwas für die Zukunft!
Gruß von einer 51jährigen, die mit mehreren Generationen in einem Unternehmen zusammenarbeitet und man sich dort gegenseitig geistig befruchtet
Ich gehöre zur Generation der Babyboomer, also Philipp Riederles Elterngeneration. Ich habe allerdings recht viel Kontakt zu jungen Leuten. Natürlich sind nicht alle gleich. Aber im großen Ganzen erlebe ich sie ziemlich genau so, wie Philipp Riederle sie schildert. Hier machen sich eine Menge Leute meiner Generation gewaltig was vor. Bei manchen muss man sich auch fragen, ob sie das Interview überhaupt gelesen haben, bei all den Argumenten gegen Aussagen, die er gar nicht gemacht hat…
Ach ja, hinter dem Knowhow von Philipp Riederle (von dem ich mich auch schon persönlich überzeugen konnte) steckt genauso ein gerüttelt Maß an Arbeit wie bei allen anderen auch! Auch wenn er es vielleicht anders nennt…
Ein paar Schreiberlinge scheinen einfach neidisch zu sein, dass sie diesen jungen Mann, bzw. seine Einstellung und seinen Erfolg dermassen abfackeln … schade.
Menzi: Gebe Ihnen recht, dass ein gewisser % Satz der Start-ups zu Rohrkrepierern werden – aber es gibt ja neben FB in der Wirtschaftsgeschichte eine ganze Reihe von Startups in den letzten 35 Jahren, die sehr erfolgreich wurden: Microsoft, Apple, ebay, yahoo, Google usw. Daneben gibt es auch viele kleinere Firmen, die ganz erfolgreich wirtschaften, aber weil sie mehr in Nischenprodukten arbeiten, nie so medienwirksam werden.
Nach etlichen Start-up Flops während der Dot-Com Blase, glaube ich, dass doch eine Professionlisierung z.B bezüglich Finanzplanung etc. auch bei den Start-ups stattgefunden hat.
Ich finde das immer noch eine vernünftige Alternative für junge Menschen anstatt sich einfach irgendwo anstellen zu lassen – und viel Arbeit gibt es bestimmt, aber dafür macht es den Leuten mehrheitlich auch Spass – das ist eine andere Motivation als ein Bürojob mit einem gehässigen Chef – und vielleicht auch viel Ueberstunden.
Ich bewundere Jeden,der überhaupt etwas bewegt,und soviel Neid in diesen Kommentaren,unglaublich und traurig.
Aber da hat ers schon weit gebracht dieser Philipp.Neid muss man sich schwer erarbeiten……….
Barbara Stark